Lusti hat geschrieben: ↑06.04.2022, 01:00
Für die aktuell eingesetzten Munitionsarten deckt Russland die gesamte Lieferkette ab und kann problemlos die Nachfrage erfüllen. Dasselbe gilt für Treibstoffe, auch hier kann sich Russland völlig auf die Binnenwirtschaft verlassen.
Was Ersatzzeile für die Kriegsmaschine betrifft, sieht es anders aus. Hier sind weder die Rohstoffe (Technologiegüter) noch die entsprechenden Produktionsressourcen verfügbar. Russland hat seit 2021 gerade mal 30 T-90 gebaut, auch die T-80 (welche z.B. dieselben Feuerleitrechner einsetzen) werden nicht mehr produziert. T-90 sind kaum in der Ukraine, T-80U sind aber schon mehrere entweder als Totalverlust oder als Kriegsbeute an die UA gefallen. Bei den Truppentransportern ist es etwas anders. aber mit denen gewinnt man keinen Angriffskrieg. Russland soll noch um die 3000 T-72 in verschiedenen Ausführungen verfügen, in welchem Zustand diese aber sind, darüber lässt sich nur spekulieren. Nimmt man aber die erbeuteten T-72A/B und T-72B3 als Beispiel, so sind die A/B Ausführung wertloser Gerümpel und die B3 Ausführung hat meisten weder die Reaktivpanzerung noch die Nachkampftauglichkeit die sie eigentlich zu einer B3 macht. Und das sind Panzer aus aktiven taktischen Batallionen, nicht etwas Reservematerial was noch rumgestanden hat.
Edit: Fazit: Man wird leider die Idee nicht los, dass die RU-Armee aus einige, sehr gut ausgerüsteten und ausgebildeten Batallione besteht (das ist das was auf Paraden fährt und läuft) aber in der Breite der Truppe wohl eher einer schlecht ausgebildeten IS-Terrormiliz gleicht.
Merci.
Im Vergleich dazu 2015: Bestand über 12000 KPz (ohne die Reserven östlich des Urals), die Mehrheit davon T-72 (neben T-80U und ca 400 T-90/T-90A). Damals lag die durchschnittliche Produktionsrate der T-90 bei 17/Jahr.
Wenn der T-72 nach wie vor den Hauptbestand der Russischen Streitkräfte ausmacht, dann sind in den 7 Jahren doch erstaunlich viele Panzer auf der Strecke geblieben.
Nimmt man hinzu, dass die bisherigen Panzer eigentlich als Angriffspanzer für Kriege mit breiten Fronten entwickelt wurden, der T-80U wegen seines Antriebs nicht nur logistisch einen Mehraufwand bedeutet, sondern auch viel anfälliger in Szenarien wie der Ukraine ist und der T-14, welcher den neueren Kriegsszenarien von Russland eher entsprechen würde, erst in der Pipeline, aber noch nicht auf dem Feld steht*, dann sieht es unter dem Strich arg bestellt um die Russischen Streitkräfte aus.
*Die ersten 12 Serienpanzer sollen in den Jahren 2023 bis 2025 an die russischen Streitkräfte übergeben werden. Gut möglich, dass es durch die Sanktionen zu weiteren Verzögerungen kommt.
Kommt mir beinahe so vor, als würde Putin Russland mit und in diesem Krieg vor allem durch Grausamkeit viel stärker präsentieren, als es zur Zeit gerade ist. Furcht und Schrecken verbreiten, um die Demokratisierung aufzuhalten.
Ich gehe davon aus, dass Russland aus den vergangenen Kriegen Lehren gezogen hat und ihre Doktrin anpassen wollen, dies spiegelt sich in der Entwicklung des T-14 oder dem Ratnik Programm wieder. Daraus folgere ich, dass sie in diesem Moment eigentlich sehr schwach und anfällig sind, da das alte Material nicht zur neuen Doktrin passt, die alte Doktrin nicht zu den aktuellen Kriegen und das neue Material noch nicht (oder nur beschränkt) verfügbar ist.
Bleibt die Frage, ob Putin die Angst aufrecht erhalten kann und so Zeit gewinnt, die Russische Armee zu modernisieren. Oder ob mehr Menschen sich nicht mehr einschüchtern lassen, wie aktuell die Ukraine. Es ist schon spannend zu sehen, wie viel mehr sich vormals eingeschüchterte Staaten gegenüber Russland erlauben. Es scheint, als ginge es wirklich um die Frage: Wird Russland wieder gross oder wird es aufhören, so zu sein wie es war? Dies hat sogar Putin selbst mal so ähnlich formuliert.