Volvo verspricht einen neuen Lebensstil
DER NEUE VOLVO C30 SOLL IN DER GOLF-KLASSE FÜR FRISCHEN WIND SORGEN

Schöner Rücken. Mit seiner verglasten Heckklappe wie einst der «Schneewittchensarg», geht der C30 beim Design eigene Wege.
Alfons Studer
Volvo wandelt auf den Spuren der 60er und 70er Jahre, als die sportlichen Wagen aus Schweden für viel Aufsehen sorgten. Mit dem C30 wollen die Schweden jetzt neues Leben in die Kompaktklasse bringen.
Man kann es drehen und wenden wie man will, es gibt sie einfach, diese Dinge, die von hinten besser aussehen als von vorne. In die Reihe solch beeindruckender Rückenansichten reiht sich nun auch der neue Volvo, der als kleinster im Programm die Bezeichnung C30 erhalten hat. Nicht dass der Benjamin von vorne nicht eine gute Figur machen würde. Im Gegenteil, da ist er ganz Volvo. Was den C30 aber speziell macht, ist sein Hinterteil mit den breiten Schultern und der verglasten Klappe. Ein Rücken, der Erinnerungen an den einstigen, wenig erfolgreichen P 1800 ES und spätere Reinkarnation 480 wach werden lässt. Der C30 macht es auf den ersten Blick klar, die Volvo-Leute spielen mit Emotionen, lassen Roger Moore als Simon Templar in «The Saints» wieder aufleben und das leicht angegraute Image los werden. Eine Änderung der Philosophie also, denn der C30 soll für jugendlichen Elan, für Lebensfreude stehen und nicht zuletzt neuen sportlichen Geist versprühen.
Mehr Herz als Vernunft.
Die Volvo-Designer haben Mut bewiesen, haben sich nach jahrelanger Absenz wieder in der Kompaktklasse zurückgemeldet und im gleichen Zuge versucht, neue Akzente zu setzen. Oder wie es Peter Rask, Volvo-Chef Schweiz, formuliert: «Ein Lifestyle-Auto auf die Räder gestellt.»
Selbst wenn sich der Begriff vom Lifestyle in den letzten Jahren abgewetzt hat. Im Zusammenhang mit dem C30 erhält er neuen Schwung. Die Schweden bringen einen Wagen der etwas anderen Art in eine Kategorie, in der sich automobile Schwergewichte wie Golf, Astra, Escort, Mégane tummeln, ganz zu schweigen von den japanischen und koreanischen Mitstreitern. Die Chancen, gegen Golf & Co mit gleichen Waffen anzutreten, wären ein Schlag ins Wasser gewesen. Also musste ein Auto her, das weniger die Vernunft, als vielmehr Herz und Seele anzusprechen vermag.
Eine Idee, die nach bewährtem Muster umgesetzt worden ist. In den 70er Jahren war es der legendäre P 1800, der mit einer gläsernen Kuppel versehen, als ES zum Sport-Kombi umgebaut wurde. Der Erfolg blieb dem zum «Schneewittchensarg» umgetauften Schweden allerdings versagt: Zu teuer, zu extravagant war er. 1985 versuchten es die Nordländer erneut und liessen den Volvo 480 vom Stapel. Aber auch er war der Zeit voraus. Da nun mal aller guten Dinge drei sind, glauben die Volvo-Bosse nun, mit dem dritten Heck-Entzücker die Wende zu schaffen.
Volles Motorenprogramm.
Und das könnte gelingen, denn neben der Optik kommt auch das Antriebsprogramm von Beginn weg nicht zu kurz. Dafür, dass der C30 seinen schönen Hintern möglichst oft zeigt, zeichnet jene Powermaschine verantwortlich, die sowohl im S40, V50 als auch im Ford Focus ST für Zündstoff sorgt. Da kann es vorkommen, dass das rollende Glasheck locker an der Konkurrenz vorbeizieht, wenn auf den breiten Schultern T5 draufsteht. Von Nebenwirkungen sei gewarnt, denn der 2,5-Liter-5-Zylinder-Turbomotor prügelt den Schweden ganz schön vorwärts. Genug jedenfalls, um den Sprint auf 100 km/h in 6,7 Sekunden zu bewältigen. Dass die Leistung nicht zu Lasten des Verbrauchs geht, hängt unter anderem mit dem austrainierten Body zusammen. Bauchspeck oder Hüftröllchen sind beim Volvo Fremdwörter. Die im Schnitt benötigten 8,7 Liter zeugen von sportlicher Effizienz.
Toller Selbstzünder.
Weiter auf der Plusseite steht das 2,4-Liter-Turbodiesel-Aggregat, das mit 180 PS/132 kW und noch mehr mit seinen 350 Newtonmetern zurzeit das Selbstzünder-Nonplusultra in dieser Klasse darstellt. Mit einer 5-Gang-Automatik bestück stürmt der Diesel-C30 in 8,4 Sekunden auf Tempo 100 und gibt erst Ruhe, wenn 220 km/h erreicht sind. Beim Beschleunigen aus den Gängen bekommen selbst T5-Eigner Augenwasser, hier zeigt der Diesel dem Benziner, wo es lang geht. Mit 6,9 Liter ist das beim Verbrauch nicht anders. Dafür nimmt er sich das Vorrecht heraus, lärmiger zu arbeiten.
Volvo lässt sich die Einführung ab März 2007 etwas kosten und bietet gleich das gesamte Leistungsspektrum mit fünf Benzin- und drei Diesel-Triebwerken an. Gut dabei: Alle Dieselmotoren werden mit Partikelfilter bestückt.
Bei der Technik wurde nicht gepröbelt, da bleibt der C30 Volvo pur. Die Gene vom S40 und V50 sind fühlbar und vermitteln ein Fahrverhalten, wie es sich sportliche Leute wünschen. Der Lifestyle-Schwede liegt satt auf der Strasse ohne zu bocken und den Insassen das Rückenmark unangenehm zu massieren.
Für Yuppies.
Im Innenraum bringt es das Nordlicht auf den Punkt: Yuppies erwünscht, eingefleischte Singles ebenso, Familien mit Fortpflanzungsabsichten eher nicht. Der C30 hat eine Heckklappe, zwei Türen, drei verschiedene Klangveredler und vier Einzelsitze. Punkt! Wer Fahrten mit grösserem Ladegut plant, sollte sich gleich nach einer anderen Transporter umsehen, denn mehr als 251 Liter lassen sich nicht verstauen. Hilfe gibts bei geklappten Fondsitzen. Dann passen 894 Liter rein. Allzu ausladend sollten die Gepäckstücke nicht sein, denn der C30 hält nichts von einer grossen Klappe.
Dafür verwöhnt er im Innern mit feinen Details wie der freistehenden Mittelkonsole, hervorragenden Sesseln, einem freundlichen Ambiente und dem erwähnten Soundsystem. Die Sicherheit ist bei Volvo nicht Zugabe, sondern Philosophie, was sich an sechs Airbags und den elektronischen Helfern ablesen lässt. Die Verarbeitung ist Klasse, das Ambiente wie für ein neues Lebensgefühl gemacht.
Der Volvo C30 ist in der Kompaktklasse ein Aussenseiter, der es versteht, mit Ausstrahlung, inneren Werten und dem speziellen Design zu begeistern. Fahrtechnisch auf der Höhe, bietet er das, was heute viele suchen, eine Möglichkeit zur Flucht aus der Masse. Die konkurrenzfähigen Preise dürften dem C30 den Einstieg ins Leben erleichtern. Für Umweltbewusste schiebt Volvo im nächsten Jahr eine Flexi-Fuel-Variante nach, die mit Bioethanol zwar mehr verbraucht, die Luft aber weniger belastet.
Technische Daten:
Motoren Benzin: 1,6: 4 Zylinder, Hubraum 1596 cm3, Leistung 100 PS/74 kW, Drehmoment 150 Nm/4000. 1,8: 1798 cm3, 125 PS/92 kW, 165 Nm/4000, 2,0: 1999cm3, 145 PS/107 kW, 185 Nm/4500. 2,4: 2435 cm3, 170 PS/125 kW, 230 Nm/4400, 2,5 T: 5 Zylinder, 2521 cm3, 220 PS/162 kW, 320 Nm/1500, Turbolader. Euro 4.
Diesel: 1,6: 1560 cm3, 109 PS/80 kW, 240 Nm/1750. 2,0 1997 cm3, 136 PS/100 kW, 320 Nm/2000. 2,4: 5 Zylinder, 180 PS/132 kW, 350 Nm/1750. Alle Euro 4 und Partikelfiler.
Kraftübertragung: Antrieb auf Vorderrädern, 5- oder 6-Gang-Schaltgetriebe oder 5-Gang-Automatik mit sequenzieller Schaltung, ABS, Traktionskontrolle, Antischlupfregelung.
Reifen: Leichtmetallfelgen 15- oder 16-Zoll-Reifen 195/65 R 15, 205/55 R 16.
Abmessungen/Gewicht: Länge 4,25 m; Breite 1,78 m; Höhe 1,45 m; Radstand 2,64 m; Leergewicht 1280-1480 kg, Zuladung 410 Liter, Kofferraum 252/894 Liter.
Fahrleistungen/Verbrauch: 0-100 km/h in Sek.: 11,8 (1,6), 10,8 (1,8), 9,4 (2,0), 8,1 (2,4), 6,7 (2,5T), 11,9 (1,6D) 9,4 (2,0D, 8,4 (D5 Automat)
Spitze in km/h: 185, 200, 210, 220, 240, Diesel: 190, 210, 220. Verbrauch im Schnitt in Litern/100 km: 7,0/7,3/7,3/8,4/8,7. Diesel: 4,9/5,7/6,9
Preise: ab Fr. 27750.- bis Fr. 47200.-.