Die Vogelgrippe hat uns eingeholt

26.02.2006 | 14:17:39

GENF u2013 Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Virus auch bei uns landet: In der Region von Genf ist der erste Fall von Vogelgrippe in der Schweiz aufgetreten.
Oswald Sigg, der Sprecher des Bundesrates, war heute der Überbringer der schlechten Nachricht: «Die Vogelgrippe hat die Schweiz erreicht», teilte Sigg heute Mittag in Bern mit. Der erste Fall von Vogelgrippe in der Schweiz ist in der Region Genf aufgetreten. Das hat das Referenzlabor in Zürich bestätigt. Ob es sich dabei um das auch für Menschen potenziell gefährliche H5N1-Virus handelt, war zunächst nicht bekannt.
Nähere Angaben machte Sigg vorerst nicht und verwies auf eine Pressekonferenz der Direktoren der beiden Bundesämter für Veterinärwesen und Gesundheit, Hans Wyss und Thomas Zeltner, von heute Nachmittag.
Offenbar sei ein Säger positiv getestet worden, sagte Sigg später am Westschweizer Radio TSR. In der Schweiz gibt es Gänsesäger und Mittelsäger, die zur Gruppe der Entenvögel gezählt werden.
Alarm ausgelöst hatten in der Schweiz heute Morgen bereits zwei neue Vogelgrippe-Verdachtsfälle im deutschen Landkreis Konstanz am Bodensee (Blick Online berichtete). Gemäss dem Landwirtschaftsministerium von Baden-Württemberg handelt es sich dabei um eine in Öhningen gefundene Tafelente und eine Wildente aus Singen. Die deutschen Behörden informierten noch heute Morgen den Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET), Hans Wyss. Dieser nahm seinerseits mit den Veterinärämtern der Kantone Thurgau und Schaffhausen Kontakt auf.
Die beiden Veterinärämter wollten noch heute auf der Schweizer Seite des Bodensees eine Überwachungszone einrichten, weil die beiden Verdachtsfälle in Deutschland weniger als zehn Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt auftraten. Die Einrichtung einer Überwachungszone bedeutet, dass in dem Gebiet die Wildvögel besonders überwacht und die Kontrolle bei den Geflügelhaltern intensiviert werden.
Das Auftreten der Vogelgrippe in der Schweiz kam insofern nicht überraschend, als sowohl BAG-Direktor Thomas Zeltner wie auch BVET-Direktor Hans Wyss mit einem Auftreten des H5N1-Virus in der Schweiz innerhalb weniger Tage gerechnet hatten. «Die Schweiz ist längst eingekreist, es wäre ein riesiger Glücksfall, wenn kein infizierter Vogel ins Land fliegen würde», sagte Zeltner in einem Interview des «SonntagsBlicks». Die Schweiz sei aber besser gewappnet denn je. Nach menschlichem Ermessen laufe im Krisenfall alles ohne Komplikationen ab.
Verhaltensregeln
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat im Zusammenhang mit der Vogelgrippe bisher zu folgenden allgemeinen Verhaltensregeln geraten:
Gehen Sie weiterhin an See- und Flussufern spazieren, vermeiden Sie aber den direkten Kontakt zu Wasservögeln.
Fassen Sie in keinem Fall kranke oder tote Vögel an.
Waschen Sie regelmässig ihre Hände mit Wasser und Seife. Diese Hygienemassnahme verhindert Infektionen.
Melden Sie Ansammlungen von mehreren toten Vögeln oder einzelne tote Schwäne dem Kantonstierarzt.
In der Schweiz verkaufte Geflügelprodukte und Eier sind sicher. Unabhängig von der Vogelgrippe sollte Geflügelfleisch vor dem Verzehr jedoch immer gut durchgekocht oder durchgebraten werden.
Beim Umgang mit rohem und gefrorenem Geflügelfleisch sollten grundsätzlich die allgemeinen Hygienemassnahmen eingehalten werden: Hände und Küchengeräte waschen, den Kontakt mit anderen Lebensmitteln verhindern.
Das Baden in Schweizer Gewässern ist in der jetzigen Situation unbedenklich. Es gibt keinen Hinweis, dass sich Personen über infiziertes Wasser anstecken können. Alle bisher erkrankten Personen hatten direkten Kontakt mit erkranktem Geflügel.
Sie dürfen Ihre Katze weiterhin ins Freie lassen. Katzen interessieren sich nicht für tote Vögel. Der Kontakt zu lebenden Singvögeln lässt sich etwa durch Umbinden eines Glöckleins minimieren.
Sie können zurzeit ohne Sorge in Länder mit Vogelgrippe reisen, besuchen Sie aber weder Geflügelhaltungen noch Vogelmärkte und essen Sie nur durchgekochte Lebensmittel.
Das Anlegen einer persönlichen Tamiflu-Reserve ist nicht nötig.