SubComandante hat geschrieben: ↑02.09.2024, 16:27
Käppelijoch hat geschrieben: ↑02.09.2024, 16:08
Wobei man bei der damaligen PDS sehen muss, dass sie die unbenannte SED war und noch lange mit diesem Personal gewirtschaftet hat. das ist in etwa so, als sich die NSDAP einfach in Partei der demokratischen Rechte PDR unbenannt hätte und kurz davor noch Speer und Hess aus der Partei geworfen hätte.
Aber in der Sache bin ich bei Dir. Aber auch Schröder hat nicht gerade viel für den Osten gemacht. Es ist ein gesamtwestdeutsches Versagen.
Nun, es gab keine PDR. Aber in der Polizei hattest Du weiterhin ehemalige NSDAP Leute. Und SED würde ich nicht direkt mit NSDAP vergleichen. Holocaust und so. Aber ja, es gab bei der ehemaligen PDS sicher noch Leute der SED. Gregor Gysi konnte nie die Mitarbeit mit der STASI nachgewiesen werden. Aber ich denke, er hat sich als ein linker Politiker hervorgebracht, der auch dank seiner rhetorischen Fähigkeiten Leute von anderen Parteien ansprechen konnte. Das war bei Wagenknecht schon etwas anders, da sie doch eine strammere DDR Linie hatte und Mitglied der kommunistischen Plattform war.
Nach dem letzten guten Bundeskanzler, Helmut Schmid, gab es einige, die Fehler machten, dessen Wirken man heute noch spürt. Aber keiner hat das Land so verändert wie Schröder. Als Sozialdemokrat brachte er neoliberale Ansätze in die Politik. Eine Arbeitsmarkt-Reform hätte man auch anders lösen können. Kohls Vermächtnis war erstmal, dass er den durch Schmids Regierung geplanten Glasfaser-Ausbau stoppte. Ich meine, Deutschland hätte schon früh einen Standortvorteil gehabt. Vetternwirtschaft rules. Und noch immer ist Deutschland bezüglich Netzausbau Top - also von unten gesehen. Ich finde, die letzte Bundesregierung hat auch viel dazu beigetragen, dass die jetzige Regierung umso mehr Arbeit hat. Altmaier hat die Subventionen für Photovoltaik stark gekürzt und dafür die für fossile Stromgewinnung erhöht. Man war damals relativ fortschrittlich unterwegs und wäre vielleicht heute sogar Top, was die Herstellung von Anlagen betrifft. Man hätte Betriebe, die der Volkswirtschaft einiges an mehr Einnahmen hätten bringen können.
Das mit der PDR war sehr überspitzt formuliert. Ich meinte es auch eher im Bezug auf "Partei des alten Systems" etc. welche auch nicht vor Toten zurückschreckte (Mauertote etc.). Dass sie gerade betreffend Holocaust und Kriege eine ganz andere Liga bespielten, absolut klar. Da hast Du recht.
Jetzt wird gar viel vermischt für meinen Geschmack. Glasfaser etc. da hast Du natürlich recht. Nur hat das noch relativ wenig mit den Problemen heute im Osten zu tun.
Die darbende Bahninfrastruktur haben sämtliche Regierungen seit 1994 zu verantworten. Kein einziger Verkehrsminister schaute zur Bahn, es wurde stets abgebaut und eingestellt und wenn man sich grün fühlte zu einem Fahrradweg umgewandelt - Trassen welche dadurch für immer verloren gingen.
Die bayerischen Verkehrsminister waren ja nicht einmal in der Lage die richtige Strecke für die Verbindung Zürich-München zu elektrifzieren und brauchten dafür erst noch Geld von uns, um sich dann an der Eröffnung als grosse Bahnförderer zu feiern...
Im Osten wurden lediglich hübsche Autobahnen gebaut, auf denen keine Sau unterwegs ist, eine Art Transjurasienne für Arme. Hübsche Innenstädte nutzen wenig, wenn die Leute sich fragen müssen, ob sie bei all den Wirtschaftsumbauplänen überhaupt noch einen Job haben werden.
Sämtliche Regierungen haben es versäumt z u e r s t kommunikativ und konkret Altrernativpläne und -szenarien den Menschen zu präsentieren und die Chancen zu betonen. Stattdessen wurde zuerst Stillegung und Abbau beschlossen, dann kann man sich als Macher verkaufen - die Leute fühlen sich dann zurückgestellt.
Man kann aus der warmen, schönen Schweiz jetzt grosse Sprüche klopfen wie "Wer Nazis wählt, ist ein Nazi" oder dass die Menschen dort verrecken sollen.
Es wäre intelligenter, anzuerkennen, dass dort psychologisch vieles passiert ist. Dass die Menschen seit 1989 stets in einer Wende und im Wandel waren und langsam veränderungsmüde sind, wie es heute ein Kenner der Materie im Echo der Zeit sagte.
Die Parteien müssen erkennen, dass man mit Rezepten, welche vielleicht im Westen funktionieren, im Osten Schiffbruch erleidet. Es gibt dort keine Vorfeldorganisationen der Parteien, es gibt dort keine Parteienbindung über Generationen hinweg, es gibt keine Milieuparteibindung...man muss stets und vor allem alle 4 Jahre um die Wählerstimmen von Neuem kämpfen. Man muss stets auf der Strasse bei den Leuten sein, bei jeder Hundsverlochete. Und nicht kurz vor den Wahlen den Menschen zur Audienz auf dem Marktplatz des Ortes einen halben Nachmittag zur Verfügung stehen. Das hatten sie genug lange in der DDR.