Somnium hat geschrieben: ↑26.07.2023, 22:35
Kachelmann:
Leider ist das Interview in der BaZ hinter einer Paywall, aber was der Fachmann sagt,
!
https://www.bazonline.ch/ich-wuerde-mic ... 3012946774 (BaZ-Abo!)
(…) Was würden Sie denn tun, wenn Sie in der Schweiz das Sagen hätten?
Ich würde alles mit Solarpanels überziehen: Autobahnränder, Gewerbeflächen, ausgewiesene Teile der Alpen, Strom erneuerbar und billig machen. Ich würde sagen, dass wir diese Kompromisse im Landschaftsschutz eingehen können, weil wir eben nicht den Fünfer und das Weggli haben können. Ich würde der Bevölkerung zeigen, was eine Wärmepumpe kann – nämlich nicht nur wärmen, sondern im Sommer auch kühlen. Das wird wichtig sein. Genauso wie wir im Winter heizen – aber ohne etwas zu verbrennen –, werden wir nicht darum herumkommen, im Sommer zu kühlen. Dass Spitäler und Altersheime heute nicht gekühlt sind, ist ein zynischer Witz.(…)
(…)Gemäss dem jüngsten Wahlbarometer ärgern sich viele Leute mehr über die sogenannten Klimakleber als über unseren Umgang mit dem Klimawandel. Können Sie sich das erklären?
Na ja, ich habe in meiner Jugend selber rot-weisse Trassierbänder durch Schrebergärten gezogen, um neue Strassen zu verhindern, und nachts Velostreifen auf Strassen gemalt, weil es keine gab. Ich kann nicht ausschliessen, dass ich mich selber auf Strassen kleben würde, wenn ich 45 Jahre jünger wäre. Dennoch bin ich mir fast sicher, dass die Aktionen wenig bringen, weil sie eben die falschen Leute hässig machen.
Welcher Ansatz wäre sinnvoller, um eine wirksame politische Debatte in Gang zu setzen?
Wir müssen Regierungen nerven, die entscheiden. Grundsätzlich bin ich leider sehr pessimistisch, ob wir es schaffen werden, rechtzeitig zu handeln, in der Schweiz wie auch anderswo. Es wird so viel bildungsferner Unsinn erzählt über den Klimawandel von allen Seiten. Die Corona-Pandemie zeigte mir, wie wissenschaftsfern auch in der Schweiz viele Menschen ticken. Auf eine Revolution von unten habe ich darum überhaupt keine Hoffnung. Wenn überhaupt, wird eine Veränderung top-down passieren. Die Regierung müsste Verantwortung übernehmen, weitsichtig sein, die existenzielle Bedrohung des Landes anerkennen. Aber davon sind wir weit entfernt.
Sie kritisieren die selektive Berichterstattung über Wetterereignisse in Feriendestinationen. Aber können nicht genau solche Erlebnisse auch ein Weckruf sein?
Das glaube ich nicht. Die Leute fahren ja trotzdem nach Süditalien, weil das Wasser dort wärmer ist als am Mythenquai. Man hält sich tagsüber in der gekühlten Hotellobby auf und findet es toll, am Abend kein Pullöverli anziehen zu müssen. Wir müssen akzeptieren: Vielen Leuten ist der Klimawandel im realen Leben wurscht.(…)
https://www.bazonline.ch/ich-wuerde-mic ... 3012946774 (BaZ-Abo!)
Gutes Interview, Kachelmann zeigt darin (wahrscheinlich unfreiwillig) wunderbar auf, warum teure Massnahmen zur CO2-Ausstoss-Verminderung in der Schweiz nicht sinnvoll sind.
- wir sind bereits am Arsch, selbst wenn die ganze Welt sofort den Kurs radikal änderen würde, wären krasse Folgen unvermeidbar
- wenn wir so weiter machen, sind wir noch am arscher
- in der Schweiz könnten wir unter grossem Verzicht und Einsatz von vielen Milliarden eine Veränderung erreichen, dies hätte aber absolut keinen Einfluss aufs Weltklima und somit aufs schweizer Klima
- es gibt absolut keine realistische Idee, wie man dort, wo die meisten Menschen leben, eine schnelle Veränderung erreichen kann (in die richtige Richtung)
Aber ja, wir können gegen eine Autobahnspur sein und wenn wir dann im so verursachten Stau stehen, können wir die Klimaanlage von 20 auf 21 Grad stellen, dann fühlen wir uns besser. Oder wir fluchen am Stammtisch über Ölbert, dann wird das Bevölkerungswachstum in Afrika bestimmt kleiner. Oder wir kleben uns auf die Strasse, dann werden Millionen von Menschen unter der Armutsgrenze Energie sparen, auch wenn das in ihrem Fall nicht nur verzicht auf Malleurlaub, sondern Verzicht auf überleben bedeutet.
Das Problem ist leider etwas komplizierter und globaler, als die Grünen und die Klebedeppen denken.