footbâle hat geschrieben: 02.12.2022, 03:04
Bin absolut kein ZK Fanboy und habe wohl noch nie irgendetwas Positives über ihn gesagt. Im Gegenteil: Es gibt intelligente Fussballer, und es gibt Typen wie Kuzmanovic. Aber: Die Doppeladler Kameraden haben 1. den Sport für eine politische Botschaft instrumentalisiert und 2. das während eines Spiels getan und 3. gegen den damals anwesenden Gegner auf dem Platz und 4. die Schweiz damit zur Partei in einem Konflikt gemacht, weil sie zu diesem Zeitpunkt das Trikot des SFV getragen haben. In der Summe geht das einfach nicht.
Man kann als Privatperson denken und sagen was man will, aber nicht als Nationalspieler auf dem Platz. Das war einfach nur peinlich und dumm. Ich finde deshalb das Statement von Kuzmanovic - wenn auch ebenfalls peinlich und dumm - teilweise nachvollziehbar. Das Verhalten der betreffenden Spieler war unter aller Kanone und verdient eine pointierte Replik von Kuzmanovic. Sie sollen sich um das Spiel kümmern und, falls sie die Welt retten wollen, das nicht auf dem Rasen, während des Spiels, und nicht in den Farben eines neutrales Landes gegen den anwesenden Gegner tun.
Wer provoziert, ruft nach einer Reaktion. Kuzmanovic hat die (verspätet und aus einer rein subjektiven Sicht) geliefert. Der FSS und auch diverse politische Funktionäre Serbiens hatten im Vorfeld der Partie vor 4 Jahren ebenfalls Öl ins Feuer gegossen. Ganz klar. Aber auf dem Platz gab es keine politischen Statements der Serben, sondern nur auf Seiten der Schweizer. Die Empörung über die Äusserungen von ZK kann ich deshalb kaum nachvollziehen. Xhaka, Shaqiri und Co. hätten es einfach sein lassen sollen. Dass die Schweizer sich nicht mehr damit befassen mögen ist ebenso klar wie die Tatsache, dass die Serben das nicht einfach vergessen haben.
Auf ein faires Spiel mit dem besseren Team als Sieger.
Dass sich diese politische Geste im Sport und im Trikot der Nationalmannschaft nicht gehört, ist geschenkt. Die darf ZK aus meiner Sicht so heftig und pointiert kritisieren, wie er will. Dass er dies eine Schande nannte, finde ich absolut OK.
Mühe habe ich mit der Unterstellung, dass die Provokation von den Schweizern ausging. Da blendet er einfach aus, dass die politische Aufladung in erster Linie ausschliesslich vom FSS und diversen politischen Funktionären Serbiens ausging. Ob die das nun gemacht haben, um die eigenen Spieler und Fans «heiss» zu machen oder die Schweizer zu provozieren ist schlussendlich egal.
Wie er selbst festgestellt hat, erzeugt Provokation eine Reaktion. Ich sehe aber einen qualitativen Unterschied zwischen …
Provokation: FSS macht Stimmung mit der Feststellung, dass die Schweizer eigentlich «nur» Kosovo-Albaner wären.
Reaktion: Sportlich mit einem Tor das Maul stopfen und provokativ mit der Doppeladlergeste das Bild bestätigen, dass die Serbischen Funktionäre im Vorfeld evoziert haben.
… und …
Provokation: Den durch das Gegentor und die Niederlage eh schon verletzten Nationalstolz noch zusätzlich mit der politischen Geste des Doppeladlers aufladen, also den Eindruck erweckt, dass nicht die Schweiz, sondern Albanien gerade die Serben geschlagen hätte.
Reaktion Kuzmanovic: «Wäre ich an dieser WM noch Spieler bei Serbien, würde ich Xhaka oder Shaqiri umhauen», «Wenn Serbien nichts mehr zu verlieren hat, weiss ich nicht, ob die Knochen halten werden.» und «2018 gingen die Provokationen zu 100 Prozent zuerst von den Schweizern aus.»
Kuzmanovic betrachtet die Lage sehr einseitig, indem er jegliche Serbische Provokationen im Vorfeld ignoriert, betont vor allem die Möglichkeiten der unsportlichen Mitteln einer Antwort und impliziert physische Versehrung. Genau so eine eskalierende Einstellung ist für das Andauern von solchen Konflikten verantwortlich. Und ich sehe durchaus Parallelen zu Putin (Uns trifft keine Schuld und wer unseren Nationalstolz verletzt, muss mit Gewalt als Konsequenz rechnen, die Regeln beachten wir dann einfach nicht.)
Selbstverständlich war es dumm von den Schweizern, auf die Provokationen der Serben einzugehen. Aber ich hoffe doch schwer, dass die Serben nicht so dumm sind, wie Kuzmanovic gerade suggeriert. Es ist ein Armutszeugnis, wenn man sich nicht anders zu helfen weiss als reinzuhauen, nur weil einem der Vogel gezeigt wurde. Und genau mit dieser Implikation von ZK habe ich Mühe, nicht mit der Kritik am Doppeladler, welche ich berechtigt sehe.