scharteflue hat geschrieben: ↑13.11.2022, 19:27
Gutes Statement zur Situation. Von Seiten FCB hingegen...nix.
Hätte der FCB aber schon vorher wissen müssen, dass sie einen Spieler nicht ohne gute Gründe vom Training ausscchliessen dürfen. Und der Gerichtsentscheid zeigt, dass es diese Gründe nicht gab.
"Was genau der Grund ist, dass Szalai beim FCB nicht mehr erwünscht ist, wird vom Verein nicht kommuniziert. Klar ist jedoch, dass am Anfang seine sportliche Leistung steht, gepaart mit dem Typus Mittelstürmer, den er darstellt: Szalai ist ein grosser, breiter Brecher mit Strafraumqualitäten. Aber er ist weder schnell noch spielstark. Damit passt er schlecht in den Fussball, der Alex Frei vorschwebt. «Irgendwann muss man sich entscheiden», sagt Alex Frei zu diesem Thema knapp und ergänzt: «Ich habe mich festgelegt. Meine vier Stürmer sind Bradley Fink, Andy Zeqiri, Jean-Kévin Augustin und Kaly Sène.»
In Ungarn ein Nationalheld und einer der renommiertesten Namen, die je für den FC Basel aufliefen, dürfte der 34-jährige Angreifer, der auch im Spielerrat sass, durch diese Entscheidung ziemlich gekränkt gewesen sein. Anstatt ein Vorbild für die vielen jungen Spieler zu sein, soll er sich zunehmend negativ verhalten haben.
Und dann gibt es auch noch diese eine Geschichte vom Cupspiel in Aarau von Mitte September, für das sich der ehemalige Bundesliga-Akteur verletzt abgemeldet hat. Fünf Tage später schoss er Ungarn mit einem Weltklasse-Absatztor zum 1:0-Sieg über Deutschland… Auch diese Episode soll bei seinem Arbeitgeber ein paar Fragezeichen hinterlassen haben.
Die Konsequenz aus alldem: Seit dem 9. Oktober fehlte Szalais Name in den FCB-Spielaufgeboten, und auch im Training war er nicht mehr dabei; ihm wurde die U-21-Equipe als Fitnessalternative angeboten. Stattdessen spulte er seine Übungen im Alleingang ab.
Das allerdings wird nicht mehr lange der Fall sein: Da der FCB während der WM in Katar noch bis zum 12. Dezember weitertrainiert, steht nach dem letzten Pflichtspiel des Jahres, das die Basler am Samstag beim Grasshopper-Club Zürich bestreiten, ein Wiedersehen mit dem Teamkollegen samt gemeinsamer sportlicher Betätigung an. Das bestätigt auch FCB-Mediensprecher Simon Walter anlässlich der Medienkonferenz, indem er sagt: «Wir gehen davon aus, dass Adam Szalai nächste Woche mittrainiert.»
Denn Szalai hat sich per Anwalt gegen seine Verbannung gewehrt, wie der
«Blick» schrieb. Und da er keinen juristisch haltbaren Grund für eine Freistellung lieferte, ist es arbeitsrechtlich nicht möglich, ihn mittel- bis langfristig von seinem täglichen Profitraining freizustellen. Als Fussballer gehört er zu einer Berufsgruppe, die einen sogenannten Beschäftigungsanspruch hat – ansonsten die Leistung und der Marktwert dieses Arbeitnehmers unmittelbar darunter leiden.
Es ist nicht so, dass die Verantwortlichen des FC Basel das nicht gewusst hätten. Dass sie den Stürmer trotzdem temporär von der Mannschaft entfernten, dürfte dementsprechend taktischer Natur gewesen sein: Weil Szalai in seiner Unzufriedenheit zunehmend zum Störfaktor geworden war, griff man zu diesem Schachzug, um für die letzten Pflichtspiele des Jahres mehr Ruhe in der Mannschaft zu haben – wissend, dass sich Szalai bei aller Erfolgsaussicht nicht von heute auf morgen ins Training zurückklagen kann.
Da es nach dem Wochenende und bis Mitte Januar aber nicht mehr um Punkte geht, braucht man nicht länger auf Zeit zu spielen und die Anwälte zu beschäftigen.
Trotz dieses Trainingscomebacks dürfte der Ungar nicht mehr ewig in der Brüglinger Ebene anzutreffen sein. Der FCB hat schon verschiedentlich eine Vertragsauflösung angestrebt, allerdings liegen die finanziellen Vorstellungen der beiden Parteien bislang weit auseinander. Momentan wahrscheinlicher ist deshalb, dass Szalai im Winter noch einmal einen Club findet, bei dem er seine grosse Karriere würdig ausklingen lassen kann.
Wie auch immer das Arbeitsverhältnis endet: Funktioniert hat die Liaison zwischen dem FCB und dem Angreifer nicht. Es ist ein Last-Minute-Transfer, der nicht das gebracht hat, was man sich von ihm erhoffte. Zusammen mit Fjodor Tschalow im Februar als Ersatz für Arthur Cabral geholt, gelangen Szalai im FCB-Dress in 24 Einsätzen nur sechs Tore. Vor allem aber war er nie der Mentalitätsspieler, als den man ihn angekündigt hatte – vielmehr ist Adam Szalais Mentalität für den FC Basel zuletzt zum Problem geworden." (BaZ)