footbâle hat geschrieben: ↑07.09.2022, 14:43
Tsunami hat geschrieben: ↑06.09.2022, 20:59
footbâle hat geschrieben: ↑06.09.2022, 15:38
Fakten sind per Definition immer Ereignisse, die in der Vergangenheit liegen. Und der Punkt geht ja auch an dich. Mich würde in diesem Kontext auch eine Statistik der Langzeitarbeitslosigkeit in der CH inkl. Alter interessieren.
Hier etwas zur LZA:
https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/ ... gkeit.html
Richtig. Der Arbeitskräftebedarf ist nicht nur von der Demographie abhängig sondern auch von der Konjunktur. Die Konjunktur ist aber nicht so einfach vorauszusagen während die Demographie ziemlich voraussehbar ist.
EDIT: Grosser Fachkräftemangel haben wir ja schon heute in diversen Berufen, z.B. Lehrer, Pflegeberufe, Service- und Hotelangestellte. Die Aufzählung ist sicher nicht komplett. Vor allem Fachkräfte werden in diversen Bereichen gesucht. In Zukunft werden auch sehr viele Handwerker fehlen. Hier müsste eben die Politik reagieren und die Lehre gegenüber dem Studium mehr fördern und attraktiver machen.
Danke Tsunami für den Link. Da steht drin:
"Zwischen 25 und 54 Jahren nimmt der Anteil an Langzeitarbeitslosen innerhalb der jeweiligen Altersklasse alle 5 Jahre um 2 bis 4 Prozentpunkte zu, zwischen 55 und 59 Jahren steigt dieser Anteil um 5.5 Prozentpunkte und ab 60 Jahren um 13 Prozentpunkte"
Mit anderen Worten: Der Anteil der von LZA betroffenen Menschen steigt ab 55 exponentiell. Da bringt es irgendwie wenig, mit dem Fachkräftemangel und der demographischen Entwicklung zu argumentieren. Die rekrutierenden HR Menschen stehen ja auch dazu, dass sie ungern ältere MA anstellen:
Umfrage: Altersdiskriminierung im Recruiting weit verbreitet – Personalwirtschaft
Dies einfach zur Untermauerung meiner These, dass bei verlängerter Lebensarbeitszeit (Erhöhung des Rentenalters) die Menschen dann zwar später der AHV auf der Tasche liegen, dafür halt von der ALV und (sofern mittellos) irgendwann von Sozialhilfe abhängig sind.
Was wir m.E. in den nächsten Jahren zunehmend sehen werden, sind 'hochqualifizierte' (= teure) Arbeitslose der Boomer Jahrgänge. Dies v.a. im Kontext der Verschlankung / Agilisierung der Führungsstrukturen in Grossbetrieben. Was ja auch Sinn macht, aber ein weiteres Indiz dafür ist, dass eine Armee von berufstätigen Alten eine Utopie ist.
Im übrigen volle Zustimmung zum Punkt Attraktivität der Berufslehre. Wir sind bald soweit, dass 'normale Schulabgänger' stigmatisiert werden. Auch weil viele Eltern denken, wer nicht bis 25 zur Schule geht, bringt's zu nichts im Leben.
Man macht eine Lehre, um nach der Lehre studieren zu gehen. Die meisten machen bereits die Berufsmatur während der Lehre. Das bedeutet, dass diese künftigen Akademiker auch keine Berufserfahrung mitbringen werden.
Mit einer Lehre ohne Weiterbildung bist du finanziell gefickt. Eine Familie mit den heutigen Ansprüchen liegt nicht drin.
Jeder Schulabgänger der einigermassen rechnen kann merkt dies schon bald. Ausserdem üben immer mehr Eltern massiv Druck auf Schüler und Lehrer aus. In den Medien die Lehre schönreden, die eigenen Goofen aber ans Gym schicken kennen wir ja zu genüge.
Man könnte auch einfach die nicht akademischen Löhne um 20% anheben, dann wären diese Berufe auch wieder attraktiver. Es würden als positiver Nebeneffekt auch nicht alle Lehrabgänger gleich wieder an die FH abspringen.
Stattdessen muss der Handwerker sich für einen Scheisslohn kaputtkrüppeln und wird von der akademischen Gesellschaft als ungebildet betrachtet. Das ist doch die Realität.
(früher waren die Aufnahmekriterien für HTL um einiges komplexer als heute für FH. Ältere Arbeitnehmer sind noch häufiger auf dem erlernten Beruf anzutreffen).
Mögliche Mittel nebst Lohnerhöhungen gegen «Fachkräftemangel»:
- Die Messlatte für die Maturität hochsetzen, dafür Chancengleichheit für alle (auch Finanzschwache)
- FH Zutritt erst nach zwei Jahren Berufserfahrung
Ein guter Handwerker oder Lehrabgänger (mit EFZ) kann auch Erfahrungen am Arbeitsplatz sammeln und sich weiterentwickeln. Um die Arbeit interessant zu gestalten, kann auch mehr Verantwortung an EFZ Personal übertragen werden. Sehe nicht ein, wieso es dafür einen Bachelor braucht. Ich habe mir ein grosses Fachwissen bereits während der Lehre angeeignet und ging dann halt aus Interesse an mehr Theorie und auch aus finanziellen Gründen noch studieren. Ausserdem konnte ich eine Beförderung als EFZler vergessen. Alles war noch sehr umständlich bis zum Ingenieur.
Risiko bei erhöhten Anforderungen an künftige Studierende:
Die Messlatte wird leider für ausländische Arbeitsuchende nicht adäquat angewendet. Das wird dann halt über die tieferen (dumping)Löhne reguliert. Beispiel: Einen portugiesischen oder Italienischen PhD bekommst du locker zum Gehalt eines schweizer Bachelors.
Wenn man trotz Lehre vorhat zu studieren, rate ich davon ab. Dann besser die FMS, Gymi, Kanti, Matur absolvieren und später an einer Uni oder ETH studieren (wirkt sich besser auf die Frühpension aus, da das Gehalt schon viel höher ist
. Klar, kommt halt schwer auf die Branche an. In Elektrotechnik und technischen Berufen bringt die FH sicher viel. Nur verschwinden halt diese Fachkräfte später nach dem Bachelor auch ins Büro.