Mal abgesehen davon, dass ich es despektierlich finde, wie du Nobilissa betitelst, tust du ihr auch Unrecht. Das Statement scheint mir im Vergleich zu vielen anderen, tatsächlich professioneller formuliert zu sein. Ja. Es ist ziemlich viel Corporate / PR Sprache, diese wirkt sogar überprofessionell. Aber es ist nicht die professionelle Sprache, welche stört. Es ist der Inhalt. Dass man inhaltlich einen Schritt weiter hätte gehen sollen, um Bewegung zu signalisieren, habe ich auch bemängelt. Das bewegt sich aber auf einer anderen Ebene, als der sprachlichen. Das betrifft das Handeln der Führung, nicht ihre Kommunikation.Torres hat geschrieben:P.S. Das ist scheinbar, was die Forumstante unter professioneller Kommunikation versteht: schnell ein paar wunderbar leere Floskeln verfassen, ohne sich die Mühe zu machen, das eigene Tun zu hinterfragen. Eine Haltung, die in unserer verkommerzialisierten Gegenwart selbstverständlich ist.
Aber diese eher diplomatische Sprache, ist strukturell gar nicht so weit von Heuslers Sprache entfernt. Nur wirkt sie bei ihm authentischer, weil er rhetorisch sehr versiert ist und ein extrem hohes Verständnis für seine Gegenüber aufbringen kann und ihnen so stets das Gefühl vermitteln konnte, gehört und verstanden zu werden. Aber auch ihm gelang das nicht immer. Als man sich beispielsweise von UF trennte, wollte BH die Begriffe «Freistellung/Kündigung» vermeiden. Darum wurde dies auch so früh kommuniziert, damit er die Aussage «nicht verlängern» verwenden konnte. Auf die Frage, ob denn eine Klausel zur automatischen Vertragsverlängerung bestehe, welche demnächst erfüllt würde und UF somit effektiv gekündet wird, reagiert auch ein Heusler gereizt, weil er sich in seinem Plan ertappt fühlte. Weil jemand zwischen seinen Zeilen gelesen hat.
Was hätte ich an Stelle der MK anders gemacht?
Ich hätte mich mit den Anliegen auseinander gesetzt und diese so formuliert, dass die Führung die Möglichkeit behält, darauf einzugehen, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Nenne es hohe Diplomatie oder die Kunst des Krieges. Aber man muss in einer Konfrontation auch einen Rückzugsweg anbieten, wenn man mit wenig Verlusten einen Sieg erringen will. Der Rücktritt ist aber kein Rückzugsweg, er ist das Eigeständnis der kompletten Niederlage. Dass die MK bereit ist, so weit zu gehen, so viele Verlusten in den Reihen der FCB-Gemeinschaft (damit schliesse ich MK und die Führung mit ein) in Kauf zu nehmen, finde ich bedenklich.
Es hätte anders formuliert sein können. «Zit zum reede!» Dass man das Vertrauen verloren hat. Dass man sich ungehört und vernachlässigt fühlt. Dass die bisherigen Kommunikationswege unfruchtbar waren. Dass man eine neuen Weg der offenen Aussprache wünscht. Etc. Das wäre m.M. nach alles zielführender gewesen, als die Feststellung, selbst bereits jegliche Hoffnung aufgegeben zu haben und der Führung die Pistole auf die Brust zu setzen. Was sollte den die neue Führung dazu bewegen, sich in einer Krise Zeit für die MK zu nehmen, die anscheinend keine Lösung mehr mit ihr für möglich hält? Dieses ganze Communiqué trägt doch gerade selbst zu schlechter Kommunikation bei, welche nun der Führung angelastet wird.
Was ich an Stelle der Führung als Reaktion auf dieses Communiqué anders gemacht hätte, habe ich ja bereits in Post #94 erwähnt. Ein Eingeständnis der schlechten Kommunikation. Aber viel mehr Spielraum lässt die MK mit ihrer öffentlichen Rücktrittsforderung gar nicht zu.
Quintessenz
Wenn man Dinge einfordert, rücken diese Dinge immer in den Hintergrund, während die Frage des Machtverhältnisses in den Vordergrund rückt.
Wenn man Dinge mit Nachdruck wünscht, bleiben diese Dinge im Vordergrund, die Machtverhältnisse bleiben unangetastet.
Die zentrale Frage ist doch, was ist der MK wichtiger? Die Machtverhältnisse oder die Richtung, in der sich der FCB entwickelt? Die Machtverhältnisse wurden mit dem Verkauf neu geregelt. Wenn aber die Machtverhältnisse tatsächlich das zentrale Anliegen waren, geht ihr Communiqué aber vollends am Thema vorbei, respektive streift es nur.