Spencer hat geschrieben:Echt jetzt? Nicht dein Ernst?
Aber sicher ist das mein Ernst. Vielleicht mit ein paar Einschränkungen was z.B. der Sicherheitsabstand oder die Hygienevorschriften in gewissen öffentlichen Gebäuden oder Transportmitteln betrifft, aber im Grossen und Ganzen werden wir bis dann zur Normalität zurück kehren. Wenn nicht, dürfte es in der Schweiz sehr unruhig werden und phasenweise zu bürgerkriegsähnlichen Situationen kommen.
tango hat geschrieben:Wissen wir nicht erst nach dem Abflauten der erwarteten 2. Welle, woran wir in etwa sind?
Mit Verlaub, aber gab es denn in der Schweiz (vielleicht mit Ausnahme des Tessins) überhaupt eine richtige 1. Welle?
Lällekönig hat geschrieben:Und wie sieht es mit der Frage aus, ob etwas hätte passieren können? Glaubst also dass etwas ohne Massnahmen passiert wäre oder eher nicht?
Ohne Massnahmen hätten wir
aktuell mit ziemlicher Sicherheit mehr Infektionen und mehr Todesfälle und in den Spitälern hätte es keine leeren Betten.
Lällekönig hat geschrieben:Und worauf möchtest du damit hinaus? Je länger man einen Zeitraum wählt, desto weniger signifikant tritt ein Ereignis in Erscheinung.
Statistiken basieren nun einmal in der Regel auf Zahlen eines ganzen Jahres: Einwohnerzahlen, Klima, Arbeitslosigkeit, Scheidungen, Geburten, Todesfälle usw. Die Zahlen werden dadurch nicht weniger signifikant, aber über den Zeitraum eines Jahres relativieren sich unerwartete Schwankungen nach oben oder unten wieder.
Wenn wir also z.B. im Februar 1 Woche mit Temperaturen um 25 Grad haben, der Rest des Jahres aber mehr oder weniger den Durchschnittswerten entspricht, dann wird man wegen dieser einen Woche nicht von einem aussergewöhnlich heissen Jahr sprechen. Gleich verhält es sich mit Corona: um die tatsächlichen Auswirkungen von Corona realistisch beurteilen zu können, müssen wir Ende Jahr abwarten, um die Todesraten mit den Zahlen der Vorjahre vergleichen zu können. Liegen wir dann bei den Todesfällen signifikant über den Todesraten, die erwartet wurden, dann wird man wahrscheinlich zu Recht behaupten können, dass Corona im Jahre 2020 für den Anstieg der Todesfälle verantwortlich gemacht werden kann. Liegen wir aber im Durchschnitt, dann hat Corona, was die Sterberaten betrifft, "lediglich" das bewirkt, für was in anderen Jahren Grippen, Lungenentzündungen u.ä. verantwortlich waren.
Lällekönig hat geschrieben:Dadurch kannst du sehr bequem darauf wetten, dass die Übersterblichkeit sich nicht signifikant bemerkbar machen wird. Vor allem, wenn du den Zeitraum dehnst und vom gesamtschweizerischen Schnitt ausgehst, der wenig betroffene Gebiete miteinschliesst.
Nicht ich will den Zeitraum dehnen, Du willst den Zeitraum einschränken.

Du kannst dem Bundesamt für Statistik in der Schweiz ja einmal vorschlagen, dass Du die Kriterien für Statistiken anpassen möchtest, sodass dabei das Resultat rauskommt, das Du Dir wünschst.
Lällekönig hat geschrieben:Aber um behaupten zu können, dass die Massnahmen dieses Ergebnis nicht beeinflusst haben, reicht es nicht. Dazu müsste man sich eben mit anderen Vergleichen herumschlagen. Welche vielleicht ein wenig unbequemer sind. Einen Vorschlag habe ich dir ja gemacht:Wie sieht also die Übersterblichkeit in einem Gebiet ohne Massnahmen gegen die Verbreitung des neuen Coronavirus, im Vergleich zu einem Gebiet ohne Massnahmen gegen die Verbreitung der Influenza aus? Wenn in so einem Vergleich keine wesentlichen Unterschiede feststellbar sind, dann könnte ich mein Argumente rauchen.
Wenn Du den von Back in town geposteten Link
https://www.nytimes.com/interactive/202 ... eaths.html anklickst, wirst Du erstaunlicherweise feststellen, dass ausgerechnet in Schweden, wo in Europa bisher am wenigsten Massnahmen getroffen wurden, die Übersterblichkeit prozentual bisher am geringsten ist. Aber auch da müsste man das Ende des Jahres abwarten, um eine realistische Bilanz ziehen zu können.
Aber um überhaupt mit anderen Ländern oder auch mit der normalen Grippe vergleichen zu können, müsste man zuerst auch einmal länderübergreifend definieren, was ein Tod durch Covid-19 überhaupt ist. So lange hier jeder Krebspatient, der zuvor während Monaten im Endstadium dahin vegetierte, bei Corona-Infektion als Todesursache Covid-19 deklariert bekommt, während er bei Tod verursacht durch eine Grippe "nur" als Krebstoter in der Statistik geführt worden wäre, wird man sich mit all diesen Zahlen ohnehin nur ein ungefähres Bild machen können.