Sorry Somnium. Ich habe wohl den
sich beschwerenden Bauern oder den
gut dargestellten Menschen mehr Bedeutung zugeschrieben, als du es beim Schreiben beabsichtigt hast, als ich deine Intention ergründen wollte.
Ich finde beispielsweise Werbungen wie «credit now» schlimmer, weil ich es moralisch falsch finde, Menschen dazu zu animieren, Schulden zu machen, um sich Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen. Die Schweizer Fleisch Werbung versucht in erster Linie, die Konsumenten dazu zu bewegen, das Schweizer Produkt dem ausländischen vorzuziehen. Klar suchten die Werber die sympathischsten Leute mit den vorzeigbarsten Höfen aus um sie vor schönen Lichtstimmungen in Zeitlupe in einer Idylle zu inszenieren. Aber diese Werbung scheint mir nicht das primäre Ziel zu haben, dass mehr Fleisch konsumiert wird. Ich sehe eher den Versuch darin, die hohen Schweizer Preise zu rechtfertigen, indem auf die Menschen hinter den Produkten verwiesen und auf die vergleichsweise besseren Bedingungen angespielt wird. Es ist keine Werbung um den Konsum zu erhöhen, sondern um ihn umzulenken.
Ich versuche dich nur zu verstehen, warum diese Werbung mehr in dir auslöst, als eine andere. Ich kann mir vorstellen, dass diese Werbung einem der Argumente, den Fleischkonsum zu reduzieren, im Wege stehen könnte, weil es eine Alternative zum Verzicht bewirbt. Ich sehe darin aber nichts Verwerfliches. Mir ist lieber, wenn sich die Konsumenten für eine bessere Alternative entscheiden, als weiterhin das günstige ausländischen Fleisch zu konsumieren, welches unter schlimmeren Bedingungen für Tier und Umwelt produziert wird und sich vor allem über den tiefen Preis definiert. Der Konsum wird dadurch nicht sofort kleiner, aber der höhere Preis könnten ihn über die Zeit ein wenig reduzieren.
Die Werbung, die du dir gewünscht hättest, müsste die Intention haben, den Fleischkonsum komplett in Frage zu stellen, stattdessen ist das eine Werbung, welche nur einen kleinen Teil des Fleischkonsums in Frage stellt. Es kann nicht jeder von Heute auf Morgen in allen Bereichen ein besserer Mensch werden und auf die gleichen Dinge verzichten. Die kleinen Schritte sollte man anerkennen können, sonst provoziert man Trotzreaktionen und erreicht das Gegenteil. Lieber für einen kleinen Schritt in die richtige Richtung loben, als darüber schimpfen, noch nicht am Ziel zu sein. Das Bewusstsein für Fleisch künftig noch mehr zu erhöhen, geht wohl einfacher, wenn man dann die Schweizer Bauern mit an Bord hat.
