Back in town hat geschrieben:Ich zweckentfremde eine Aussage aus einem anderen Faden und platziere das Thema hier, da es mit der neuen Philosophie, wie "wir" sie im "Konzept" anstreben, zu tun hat.
Bravo Mundharmonika, endlich einer, der einen wichtigen Punkt anspricht.
Es ist kein grosses Geheimnis, dass manchem auswärtigen Fan mit dieser übertriebenen Lokalverbundenheit vor den Kopf gestossen wir. Diese Fans werden mit so einer Denkweise auch automatisch zu "Fremden". Es gibt wohl kaum einen Verein, bei dem es von Relevanz wäre, welchen Dialekt die Spieler sprechen, oder wo sie geboren und ausgebildet wurden. Spontan kommt mir nur ein Basken Verein in den Sinn, der noch diese Denkweise lebt.
Dieses Seperatisten-Denken von Athletic Bilbao stammt jedoch aus der Zeit von Franco, als man sich als Randregion benachteiligt sah und so aus der Not der diktatorischen Ausgeschlossenheit eine Eigendynamik entwickelte. Seit der goldenen Ära von Bilbaos Clemente bis 1984 hat man daher auch nichts mehr gerissen. Sie haben mit dem neuen Stadion, welches gut gefüllt ist, zwar eine sehr gute Stimmung, doch da endet es schon. Nimmt man Bilbao als Blaupause für den FCB, könnte man dies anstreben, doch dann muss man auch akzeptieren können, dass man wie Bilbao eine Durststrecke von 34 Jahren ohne Titel hinnimmt und kaum mehr auswärtige Fans hat. Das wäre in Basel kaum mehrheitsfähig und im Joggeli wären am Schluss doch nur wieder die 3-4000 wie in der NLB auf den Rängen, denn der FCB wäre in kürzester Zeit in der NLB, wenn die Fans ausbleiben.
Wir leben leider alle in einer globalisierten Gesellschaft und ein Verein ist nur ein Abbild dieses Konstrukts. Genau wie es in jedem Bereich der Wirtschaft ist, in dem Spitzenleistungen erbracht werden, kommen die Topleute aus der ganzen Welt. Bei Novartis arbeiten wohl kaum nur Forscher aus der Regio. Die Blutgruppe oder der Stammbaum sind nichts, was das Endresultat besser macht, es befriedigt höchstens provinziell orientierte Nationalisten, die dann aber auch kaum ins Stadion kommen, wenn der FCB wie jetzt am Boden ist, die «No Shows» Menge von 7000 bezahlten, aber leeren Plätzen im Joggeli, sind eine Vorwarnung. Und was ist der Unterschied, wenn ein Spieler aus Ecuador, Japan oder Tansania in der U-21 war, oder direkt verpflichtet wurde ? Ist er dann eher lokaler und somit einer aus "unserem" Nachwuchs ? Diese Lokal-Debatte erinnert mich fast an die lächerliche Doppelbürger Posse beim SFV, auch dort gedeiht ein nationalistische Gedankengut. Vom DFB mit seiner Türkenproblematik und den resultierenden Unruhen unter den Fans und dem Ertrag ganz zu schweigen. Dieser Hass aufs "andere" entzweit die Gemeinschaft die einen stark macht und führt zur Erfolgslosigkeit und dem Ruin.
Die angestrebte künstliche Pseudo-Folklore störte nicht nur mich, ich höre das auch von Fans auf den Rängen aus anderen Kantonen, Fans die seit vielen Jahren an jedem Heimspiel dabei sind, Fans die schon im alten Joggeli unter den 3-4000 im Regen standen, sie wollen das gar nicht wirklich, diese künstliche Lokalverbundenheit. Der FCB ist ein internationaler Grossclub (zumindest war er es vor Burgener). Wer lokale Spieler sehen will, soll doch einen der Dorfclubs aus der Regio anfeuern. Bei Oldboys, Congeli oder Pratteln gibts immer genug freie Zuschauerplätze und die Auswärtsfahrten in der 2. Liga regional sind ein Genuss.
Das Joggeli hat eine ausreichende Bestuhlung für die gesamte Nordwestschweiz und weit darüber hinaus, man füllt es nicht mit Fans aus der "Regio". Das ist etwas, was Burgener zwar anstrebt, doch mit etwas Marketing und lokalen Fasnachts-Grössen im Vorstand erreicht man nicht, dass über 30'000 Basler jede Woche ins Stadion kommen. FCB Fans im Stadion sind alle gleichwertig, wie es auch alle Spieler sind, die beim FCB anheuern. Jeder versteht, dass man keine Spieler von sportlichen Erzrivalen aus Zürich möchte, doch da endet für mich bereits die genetische Auslese. Dieser Regio-Schmarren muss weg, oder ein grosser Teil der Fans wird sich zusätzlich vom FCB abwenden, oder nur noch passiv (vor dem TV) mitfiebern.
Hier ein interessanter Artikel, der diesen Trend beschreibt
https://tageswoche.ch/allgemein/mehr-zu ... nz-bergab/