Soriak hat geschrieben:Der Ausgang erinnert mich sehr an die MEI und Brexit: Teil eines wachsenden anti-Elitismus.
Die naechsten 4 Jahre werden zeigen, was die Folgen sind. Ich gehe davon aus, dass wir bedeutend mehr Ungleichheit in den USA haben werden. Bereits heute hat mein Arbeitgeber z.B. eine private Ambulanz und Artspraxen, zusammen mit einer anderen Institution ein top Spital, wie auch eine eigene Polizei (vom Staat anerkannt, also mit vollen polizeilichen Befugnissen). Chaos wird es hier keines geben. Ich profitiere dann wohl auch noch von tieferen Steuern. Aber Sorgen mache ich mir um verlorenes Potential: Leute in Armut werden es z.B. noch schwerer haben, eine gute Ausbildung zu erhalten, oder medizinische Leistungen zu beziehen. Das stoert mich aus ethischen Gruenden, aber auch ganz praktikablen Gruenden: das ist einfach verlorenes Wirtschaftswachstum, wenn moegliche Forscher nie eine brauchbare Schule besuchen konnten. Dazu kommt natuerlich der Klimawandel, der gerade Leute, die gegen mehr Einwanderung sind, interessieren sollte: Voelkerwanderungen in der Geschichte wurden durch das Klima verursacht -- und auch heute sehen wir Duerren gefolgt von politischer Instabilitaet und Migration. Diese kommt dann eben auch bis nach Europa... jetzt erst der Anfang!
Habe nur den letzten Abschnitt zitiert - aber aus meiner Sicht in der Summe ein hervorragender Beitrag. Danke Kairos

"Dump Trump" könnte schon in 1-2 Jahren das Motto vieler US Bürger sein, die ihn gestern gewählt haben. Und die sich vielleicht dann wünschen werden, dass die Mehrheit der Wählenden entschieden hätte. Obwohl ich sagen muss, dass Hillary Rodham halt das perfekte Opfer war für die Trump Kampagne. Sie strahlt keinerlei Wärme oder Glaubwürdigkeit aus. In einem Land, das primär emotional entscheidet, ist das ein Problem.
Interessant sind aus meiner Sicht die Parallelen zur SVP in der Schweiz. Beide Länder sind föderalistische Bundesstaaten, an der Spitze beider 'Bewegungen' stehen senile, faktenresistente Milliardäre, die rein ideologisch getrieben sind und deren einziger Ehrgeiz es ist, sich einen Platz in den Geschichtsbüchern zu sichern, und in beiden Fällen resultiert der Erfolg aus einem hohen Mobilisierungsgrad ihrer identischen Stammwählerschaft - männlich, in der zweiten Lebenshälfte, auf dem Land lebend, tiefes Bildungsniveau, tiefes Einkommen, xenophob - um dem Label 'rassistisch' auszuweichen -, intolerant, engstirnig, weitgehend von negativer Energie beseelt, auf der Suche nach klaren Feindbildern und einfachen Denkmustern, um in einer an Komplexität erstickenden Welt irgendwie überleben zu können. Der Gegenentwurf zur Globalisierung ist der Rückzug. Man will unter sich sein. In seinem Dorf, seinem Bezirk, seinem Staat, seiner Nation. Und Rückzug bedingt nun mal Ab- und Ausgrenzung.
Diese Wahl ist ein ganz übler Albtraum und führt zur Paarung von Ignoranz und Macht sowohl in den USA wie auch in Russland. Beide Grossmächte werden jetzt von einfältigen, aufgeblasenen, machtbesessenen Psychopathen regiert. Man kann der Welt an dieser Stelle nur noch alles Gute wünschen.
Aber eben - die Donkeys hätten eine faire Chance gehabt, das zu verhindern, hatten aber eine geborene Verliererin am Start, die für einen wie Trump bestenfalls zum Frühstück taugt. Armes Amerika. On s'est TRUMPé.. aber das Kernproblem liegt beim politischen Gegner.