Gevatter Rhein hat geschrieben:Ok. Und du bringst ein paar nette Lesben mit, die uns dann live vorführen können, warum das gar nicht so schlimm ist...

Karin Eschmann Miss Lesbian Schweiz
«Schwul sein ist fast schon trendy»
Wie lebt und liebt man heute als Schwuler oder Lesbe? Miss und Mister Gay unterhalten sich über Klischees, ihre persönlichen Erfahrungen und über das Partnerschaftsgesetz. Moderation Andrea Schafroth und Kristina Reiss
Ihr seid Miss und Mister Gay 2004, seit wann ist euch klar, dass ihr schwul seid?
Karin Eschmann: Ich bin erst seit drei Jahren gay, seitdem ich meine jetzige Freundin kennen gelernt habe. Vorher fühlte ich mich nie angezogen von Frauen, hatte immer Beziehungen zu Männern. Sven Müller: Mich haben Männer immer schon gereizt. Bereits in der ersten Klasse waren wir eine Clique von Buben, die es ziemlich bunt trieben beim «Rumdökterlen». Trotzdem hatte ich lange Zeit auch Beziehungen zu Frauen und fand, es spiele keine Rolle, welches Geschlecht man liebt. Irgendwann realisierte ich aber, dass es schon der Mann ist, der mich sexuell mehr anzieht. Das war ein Bruch, da habe ich mich dann auch in einen Mann verliebt und war drei Jahre mit ihm zusammen.
Betrachtet ihr eure sexuelle Orientierung als definitiv?
Sven Müller: (lacht) Jetzt ist es eh klar, schliesslich bin ich Mister Gay. Nein, im Ernst, man kann sich zwar nie absolut sicher sein, aber ich denke, es ist definitiv.
Karin: Ich kann das nicht sagen. Im Moment bin ich klar lesbisch und vermisse das männliche Element überhaupt nicht in meiner Beziehung. Aber wer weiss, was in zehn Jahren ist.
Wenn ihr jemanden trefft, überlegt ihr euch, ob er oder sie schwul oder lesbisch ist?
Karin: Überhaupt nicht. Sven: Also, ich sehe es einfach: Der hier ist schwul, der da weiss es nur noch nicht. Das habe ich irgendwie im Gefühl. Aber bei Frauen u2013 keine Chance. Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass Karin auf Frauen steht.
Warum nicht?
Sven: Wahrscheinlich weil sie nicht dem Klischee einer Lesbe entspricht.
Karin: Ja, das ist so ein klassisches Bild, dass alle Lesben im Holzfällerhemd herumlaufen. Aber heute gibt es immer mehr lesbische Frauen, die sich weiblich geben und anziehen.
Sven: Bei den Schwulen gibt es noch viel mehr Klischees. Und verschiedene Kategorien: solche, die ihre Teetasse mit abgespreiztem kleinem Finger halten, die Lack- und Ledertypen, die Tunten mit den Federboas. Für mich zeigen diese Klischees aber auch, in welch bunter, vielseitiger Welt ich mich als Schwuler bewege. Zum Problem werden Klischees dann, wenn die Leute nach ihrem Äusseren beurteilt und verurteilt werden. Ich habe eine Freundin, die wird wegen ihres männlichen Aussehens gerne als «Traktorlesbe», als Mannsweib eingestuft, dabei ist sie innerlich durch und durch Frau.
Wie steht es mit dem Klischee, dass Schwule auf Glamour und Kitsch stehen?
Sven: Es stimmt sicher, dass in einem Madonna-Konzert in den ersten beiden Reihen sechzig Prozent Schwule sitzen.
Schaust du dir die Hochzeit von Camilla und Prinz Charles an?
Sven: Eigentlich ist mir Camilla unsympathisch. Aber doch, sicher werde ich die Hochzeit mit Nastüchern in der Hand am Fernseher verfolgen und finden: ahhh! Es stimmt auch, dass ein Heti sich eher einen Fussballmatch anschaut. Andererseits bin auch ich fanatisch punkto Fussball.
Was löst es in euch aus, wenn ihr auf der Strasse eine schöne Frau, einen schönen Mann seht?
Sven: Bei einer Frau denke ich: «Mein Gott, ist das eine schöne Frau.» Bei einem Mann sage ich «Wow!» und möchte ihn unbedingt kennen lernen. Karin: Ich schaue Frauen nicht anders nach als Männern. Es ist lustig, wenn meine Freundin und ich einen Film anschauen, dann eher wegen eines Brad Pitt als wegen einer Angelina Jolie.
Ihr seid zur schönsten Lesbe, zum schönsten Schwulen gewählt worden, was bedeutet euch persönlich Schönheit?
Karin: Ich sehe gerne schöne Menschen, aber letztlich entscheidet die Ausstrahlung, ob ich jemanden attraktiv finde.
Aber worauf schaut ihr konkret?
Sven: O. k., der Körper ist mir wichtig, ich bin selber sportlich und stehe auf athletische Körper. Aber wenn ich einen kennen lerne, sage ich ihm nicht: «Komm, zieh dich erst mal füdliblutt aus, ich will sehen, wie du drunter aussiehst.» Karin: Ich schaue aufs Gesicht. Sven: Auf die Schönheit also. Karin: Nein, es ist wirklich etwas Inneres. Wenn ich meine Freundin auf der Strasse gesehen hätte, dann hätte ich mich vielleicht nicht nach ihr umgedreht, aber als ich sie kennen lernte, hat sie mir sehr gefallen und immer mehr.
Wenn euch Schönheit nicht so wichtig ist, warum habt ihr dann an einem Schönheitswettbewerb teilgenommen?
Sven Müller: Da gings vor allem darum, dass wir sympathisch wirken, die Anliegen der Schwulen und Lesben gut repräsentieren können.
Ihr seid doch aber nicht gerade ein Ausbund an Hässlichkeit.
Karin: Sicher sind wir attraktiv. Aber man muss keine bestimmten Masse erfüllen, um an der Wahl zum Mister oder zur Miss Gay teilzunehmen. Sven: Ja, es kann jeder und jede mitmachen. Gut, ich weiss natürlich nicht, was wäre, wenn sich jemand anmeldet, der über hundert Kilo wiegt.
Die Wahl wurde ja auch mit einem politischen Motiv gerechtfertigt, ihr sollt Aushängeschild sein für die bevorstehende Abstimmung zum Partnerschaftsgesetz. Was habt ihr mit Politik am Hut?
Karin: Ehrlich gesagt, bisher nicht viel. Aber ich finde es gut, wenn ich vielleicht Leute dazu motivieren kann, für das Gesetz zu stimmen, weil sie realisieren: Die ist lesbisch und dabei ganz sympathisch, eine normale Frau.
Möchtet ihr selbst einmal heiraten?
Karin: Später mal die Partnerschaft eintragen zu lassen, das kann ich mir vorstellen. Eine Hochzeit in Weiss und so, das wäre nichts für mich, aber auch nicht mit einem Mann. Sven: Ach, richtige Hochzeiten sind so schön! Aber für mich? So etwas kann man nur in Betracht ziehen, wenn man den richtigen, langjährigen Partner dafür hat.
Was ist mit Kindern?