auslandbasler hat geschrieben:ich glaube da sind ein paar sachen, die du falsch verstehst. vielleicht täusche ich mich, dann sorry.
was heisst denn die selbstregulierung funktioniert nicht? wieviele male wird bei basel noch an den märschen zu den stadien randaliert im vergleich zu früher? wieviele male fliegt pyro beim fcb? wieviele schäden gibt es in zügen? etc.etc. die selbstregulierung funktioniert besser und effizienter als alle massnahmen, die bisher auf der represiven schiene gefahren wurden. das fanprojekt ist in diesem sinne die beste aller möglichkeiten zum beruhigen der situation.
selbstregulierung heisst aber nicht, dass einer der etwas macht was gegen den kodex ist, an die polizei ausgeliefert wird. das kann nicht die aufgabe der fans sein. das sollte man von ihnen auch nicht verlangen. intern werden leute bestraft. was die judikative und die strafverfolgungsbehörden machen kann nicht das problem oder die aufgabe der fans sein. auch nicht in so einem krassen fall. dafür gibts gut bezahltes sicherheitspersonal, polizei und staatsanwälte.
und das mit dem distanzieren wurde schon mal versucht. wenn man dann aber differenzieren will, wird man sofort als hooliganbeschützer verunglimpft, wird in die gleiche ecke gedrückt, die erfahrungen waren immer negativ. ein gebranntes kind wird irgendwann aufgeben und es nicht mehr tun....
Dann sind wir grösstenteils einer Meinung. Ich finde das, was bei Basel an Fanarbeit geleistet wird und die entsprechenden Resultate vorbildlich. Auch in meiner Sicht ist dies der richtige Weg, dem Problem Herr zu werden, ohne dass die Fankultur darunter zu leiden hat.
Aber es braucht, und da halte ich an meiner Meinung fest, eine kritischere Distanzierung von Fehlbaren Einzeltätern. Ich habe ja geschrieben, dass die Form dieser «Verpflichtungen», oder nennen wir es mal «Zusammenarbeit» aus dem Standpunkt entsteht, den die Szene beziehen würde.
Auslieferung oder auch schon nur Kooperationen zur Fassung des Täters eingehen, ist sicherlich die extremste Form, hätte wahrscheinlich aber die beste Wirkung. Nicht-decken, also nicht in der eigenen Menge wieder Untertauchen lassen, ist meiner Meinung nach ein gangbarer Weg. Wenn der Weg der internen Bestrafung gegangen werden soll, so muss diese entsprechend «hart» ausfallen und auch in irgendeiner Form kommuniziert werden. Zum einen, um dadurch eine abschreckende Wirkung zu erzielen, zum anderen um den Behörden und der Öffentlichkeit klarzumachen, dass man solche Taten nicht duldet und etwas dagegen unternimmt. Total falsch ist es, wenn Täter ungeschoren davonkommen oder dies so wahrgenommen wird. Das meinte ich mit «einen Standpunkt beziehen» und «entsprechende Taten folgen zu lassen».
Schlussendlich wäre es wünschenswert, wenn Resultate folgen, die belegen, dass man die Probleme so eindämmen kann. Fanmarsch in Bern ist ein wunderbares Beispiel dafür. Die Aktionen vor dem Letzi mit den Auseinandersetzungen gegen die Deltas und der massiven Sachbeschädigung hat dann aber mehr zerstört, als aufgebaut wurde.
Ohne jetzt das ganze nochmals aufrollen zu wollen, so war die Reaktion der Deltas falsch, als nach anfänglichen Schlichtungs-/Verhandlungsversuchen einer der Deltas trotzdem prügeln wollte. Die Solidarisierung war im ersten Moment verständlich, was aber danach noch alles unter genau dieser Entschuldigung noch ablief, ist doch unter aller Sau und unter unserem Niveau. Diese Selbstregulierung müsste eben auch in solchen extremeren Fällen funktionieren. Wenn sie es nicht tut, so müssten Konsequenzen folgen, damit künftig das Hirn einiger Leute vielleicht trotzdem angeschaltet bleibt. Kommen keine Konsequenzen, so zieht das Krawalltouristen an, was wiederum auch nicht im Interesse der Kurven sein kann.
Die Differenzierung finde ich richtig (habe das ja auch so geschrieben). Nicht alles, was gesetzlich als «kriminell» oder als «Gewalt» (Pyrozünden, nicht -werfen gilt ja bereits als Gewalt) klassifiziert wird, soll intern bestraft oder verpfiffen werden. Aber beim Wurf von Pyros in Zuschauer (oder wie beim Basler Fall: die Randale vor dem Letzi) ist die Sachlage doch klar, das hat nichts mehr mit Fankultur zu tun. Hier sollten solche Massnahmen ergriffen werden werden und zwar im Interesse davon, dass sich solche Akte nicht wiederholen.
Ich habe deinen Post lediglich zitiert, weil ich ihn so interpretiert habe, dass der erste Schritt von der anderen Seite aus zu machen ist. Das sehe ich leider nicht mehr so, denn Szenen wie beim letzten Zürcherderby wollen wir eigentlich alle nicht (oder zumindest hoffe ich dies). Aber es freut mich, dass du grundsätzlich die Ideallösung ähnlich siehst, nämlich dass diese aus der Szene kommen muss. Wir haben wohl bloss unterschiedliche Meinungen darüber, wie es dazu kommen kann, resp. wie weit man dafür gehen muss. Klar, die von mir geforderten Dinge sind unangenehm, aber genau das meine ich mit Verantwortung übernehmen. Aber nur, wenn die Szene bereit ist, in solch heiklen Situationen Verantwortung zu übernehmen, können die Behörden beginnen, den Szenen auch Verantwortung zuzugestehen.