44 YB-Fans willkürlich festgenommen?
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Von Jonathan Spirig
Vor dem Spiel gegen GC hat die Polizei vor dem Stadion offenbar zahlreiche YB-Fans vorübergehend mitgenommen. Wer die Aktion mit dem Handy festhielt, wurde ebenfalls angehalten. Die Fans sind sauer und sprechen von Willkür, die Polizei von einer gezielten Anhaltung.
Ein Capo mit Stadionverbot, ein klares Offside-Tor und am Schluss nur einen Punkt. Die Begegnung der Young Boys gegen GC Zürich vom Dienstagabend verlief für die Fans alles andere als erfreulich. Zu reden gab nach dem Spiel aber nicht nur das Geschehen im Stadion, sondern vor allem eine Polizeiaktion, die sich vor dem Spiel ausserhalb des Stadions ereignet hatte.
Zusammengefasst sind die Vorwürfe an die Kantonspolizei Bern happig: Sie habe 30 bis 40 YB-Fans, die friedlich vor dem Stadion sassen und Bier tranken, eingekesselt und abgeführt. Wer die Aktion filmte, sei anschliessend ebenfalls angehalten worden, schreiben Augenzeugen im YB-Fanforum. Zudem sei den Filmenden anschliessend von den Beamten mit einer Anzeige gedroht worden.
Wie ein WK-Soldat berichtet, der zurzeit auf dem Kasernenareal seinen Dienst leistet, seien die verhafteten Fans anschliessend in Kastenwagen auf das Kasernenareal gebracht worden. «Sie trugen alle Handschellen und mussten sich in einer Reihe aufstellen», berichtet der Zeuge. Anschliessend seien die Fans fotografiert, durchsucht und befragt worden. Die Fans wurden anschliessend offenbar wieder freigelassen, jedenfalls will der WK-Soldat zwei von ihnen später am Spiel gesehen haben.
Willkürliche Aktion?
Von Seiten von «Gäubschwarzsüchtig», dem Dachverband der YB-Fanclubs, wollte noch niemand Stellung zu den Vorfällen nehmen. Die Reaktionen im YB-Forum fallen hingegen heftig aus. Grundsätzlich würden die meisten das Vorgehen der Polizei zwar unterstützen, wenn es sich bei den Festgenommenen um die Personen gehandelt hätte, die am 30. April in Ostermundigen den Zug der FC-Thun-Fans attackiert hatten. Dies sei aber offensichtlich nicht der Fall gewesen, beschwert sich ein Fan in Forum. Er glaubt, dass es jeden hätte erwischen können: «Einfach willkürlich mal 40 Leute zu verhaften ist schlicht eine Sauerei.»
Polizei spricht von gezielter Anhaltung
Für Zündstoff sorgen auch die Aussagen, die mehrere Polizisten gegenüber Augenzeugen gemacht haben sollen. Es gehe eigentlich nur darum, ein Zeichen zu setzen und einige YB-Fans aus ihrer Anonymität herauszuholen, hätten die Beamten gesagt. «Man wird wie der letzte Dreck behandelt, nur weil man am falschen Ort steht», beklagt sich deswegen ein weiterer Diskussionsteilnehmer im Forum. «Hauptsache es wird mal was gegen diese bösen bösen Rowdies unternommen, dann sind alle glücklich...»
Wie die Kantonspolizei Bern am Mittwochnachmittag mitteilt, habe es sich um eine Kontrolle im Zusammenhang mit dem laufenden Ermittlungsverfahren nach den Vorfällen in Ostermundigen gehandelt. Man habe insgesamt 44 Personen gezielt angehalten, die sich im Vorfeld des Spiels auf dem Quartierplatz aufgehalten hatten. Drei dieser Personen seien schliesslich wegen Hinderung einer Amtshandlung oder wegen Besitz von Pyrotechnik verzeigt worden. Nach der Kontrolle seien die Fans wieder entlassen worden.
19-Jähriger wollte sich Kontrolle entziehen
Nach dem Spiel verhafteten die Beamten einen weiteren YB-Fan. Wie die Kantonspolizei Bern in der Mitteilung schreibt, habe dieser kurz vor der Abfahrt des Extrazugs nach Zürich die abreisenden Fans der gegnerischen Mannschaft sowie die anwesenden Polizisten im Bereich der Wankdorffeldstrasse massiv beschimpft.
Anschliessend habe sich der 19-Jährige der Polizeikontrolle entzogen. Er sei aber später verletzt in einer Garageneinfahrt aufgefunden worden. Obwohl er versuchte weiter zu gehen, konnte er schliesslich angehalten und der Sanität übergeben werden.
YB-Verantwortliche geben sich bedeckt
Gemäss ersten Erkenntnissen sei der alkoholisierte Mann in der Dunkelheit in eine Einfahrt gestürzt und habe sich dabei Verletzungen im Gesicht zugezogen. Ein nachträglich durchgeführter Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,3 Promille. Der Mann wird gemäss der Polizei wegen Hinderung einer Amtshandlung verzeigt.
Erfahren von der Polizeiaktion haben aber auch die YB-Verantwortlichen: «Wir haben davon gehört, werden uns aber nicht dazu äussern. Das Ganze sei im öffentlichen Raum passiert», stellte YB-Mediensprecher Albert Staudenmann klar.