Interview mit Herrn Pilz

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basilealux
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Interview mit Herrn Pilz

Beitrag von basilealux »

Pilz über Schweizer Hooligans von webmaster am 20.09.05, 11:00

Die Probleme mit randalierenden Fans nehmen im Schweizer Fussball zu u2013 auch beim FC St. Gallen. Ein Gespräch mit dem Sportsoziologen Gunter A. Pilz über die steigende Gewalt neben dem Stadion.

Herr Pilz, nach dem Auswärtsspiel in La Chaux-de-Fonds hinterliessen randalierende Anhänger des FC St. Gallen eine Spur der Verwüstung. Vor dem Uefa-Cup-Hinspiel in Kopenhagen wurden rund 100 Zürcher Hooligans verhaftet. In der Schweiz nehmen die Probleme mit den Fans massiv zu. Überrascht Sie diese Entwicklung?

Gunter A. Pilz: Anscheinend ist die Schweiz auch in dieser Beziehung etwas langsamer. Sie holt etwas nach, was in anderen Ländern schon vor einigen Jahren zu einem Problem wurde. Ich weiss nicht genau, wie die Situation der Jugendlichen in der Schweiz aussieht. Aber ich gehe davon aus, dass es auch in der Schweiz eine Jugendarbeitslosigkeit gibt. Anhänger, die randalieren, bauen damit ihr Selbstwertgefühl auf. Sie zeigen, wozu sie fähig sind. In der Schweiz wurde dies von den Basler Fans ja vorgelebt. Und Tatsache ist: Die Ultra-Szene wird immer grösser und vermischt sich zum Teil auch mit Hooligans.

In La Chaux-de-Fonds beschädigten rund 60 Ostschweizer Randalierer Privat- und Polizeiautos, Fensterscheiben, Gebäude und öffentliche Einrichtungen. Woher kommt diese blinde Zerstörungswut?

Pilz: St. Gallen ist eine grössere Stadt als La Chaux-de-Fonds. Dann kommen die Anhänger in diese tiefste Jura-Provinz und sagen sich: «Wir sind wer und hauen hier anständig auf den Putz.» Das vermittelt ihnen ein Allmachts-, ein Herrschaftsgefühl. Zudem laden sie den Frust ab. Ein Hooligan aus Hamburg hat einst gesagt: «Mein Vater war ein Spitzenpaddler. Und wenn er als Erster über die Ziellinie gepaddelt ist, fand er das geil. Ich finde es geil, wenn ich einen vor mir auf dem Boden liegen sehe.» Für sie ist es auch geil, wenn die Leute wegen ihnen auf die andere Strassenseite wechseln. Fast alle dieser Hooligans weisen eine mangelhafte Identität auf. Und sie beschäftigen sich mit den Fragen: Wer bin ich? Was wird aus mir? Was kann ich? Wir leben in einer Zeit, in einer Gesellschaft, in der Jugendliche doch vornehmlich erfahren, was sie nicht können. Als Randalierer zeigen sie, dass sie etwas können. Oft setzen sie Bilder von ihren Taten auch noch ins Internet und haben damit ein weiteres positives Erlebnis. Ihr Selbstwertgefühl wird dadurch weiter gesteigert. Nun sind die Vereine gefordert. Sie müssen wieder die Nähe zu den Fans herstellen. Etwas, das in den vergangenen Jahren im Sinne der Kommerzialisierung auf der Strecke blieb.


Es entsteht auch der Eindruck, dass die Hemmschwelle immer niedriger wird. Täuscht das?

Pilz: Das ist völlig richtig. Wobei dies ein allgemeines Phänomen ist. Die Qualität der Gewalt ändert sich. Sie wird immer brutaler. Bei den Hooligans gibt es einen so genannten Ehrenkodex, an den sich aber immer weniger halten. Und dann gibt es noch ein weiteres Problem. In den Medien wird von dieser Randale berichtet. Das zieht immer mehr Jugendliche an, die nichts mit dem Fussball, mit dem Verein zu tun haben. Sie gehen einfach hin, weil sie wissen, dass da immer etwas los ist.

Im Falle des FC St. Gallen hat der Klub praktisch ausschliesslich bei Auswärtsspielen Probleme mit den Anhängern. Wie erklären Sie sich das?

Pilz: Das ist das Auswärts-Phänomen und ein typisches Hooligan-Verhalten. Bei den Heimspielen treten sie äusserst unauffällig auf, weil sie sich bewacht, beobachtet fühlen. Ein Auswärtsspiel hat meist auch eine lange Zugfahrt zur Folge. Während dieser schaukeln sie sich gegenseitig hoch und dann kommt auch noch der Alkohol dazu. Auf der Anfahrt findet ein gruppendynamischer Prozess statt. Sie werden zu einer verschworenen Gemeinschaft. Denn in der Gruppe sind sie immer mutiger.

Der FC St. Gallen hat auf die jüngsten Vorfälle mit harten Sanktionen reagiert. Er hat die 24 festgenommenen Randalierer schweizweit mit einem unbefristeten Stadionverbot belegt. Ist das ein Weg, um die Probleme in den Griff zu bekommen?

Pilz: Das ist äusserst zwiespältig. Denn die Randale fanden ausserhalb des Stadions statt. Aber vielleicht ist es ein Mittel, um sie zur Vernunft zu bringen.

Dann wäre, wie Sie gesagt haben, «die Nähe zu den Fans herstellen» der erfolgversprechendere Weg?

Pilz: Das ist auch nur ein kleiner Schritt. Es müsste zugleich auch mehr Fan-Betreuer und Projekte geben, die vorsehen, dass die Anhänger auch sozialpädagogisch begleitet werden. In Deutschland nennen sich diese Leute «Streetworker». Und die Polizei muss ebenfalls hart und konsequent durchgreifen. Ich fand es richtig, als die Polizei im vergangenen Frühling vor dem Spiel Grasshoppers u2013 Basel einen Zug rausgenommen hat. Auch wenn es dabei zum Teil auch die Falschen getroffen hat. Aber wer in einem Pulk mitfährt, dem hundert Chaoten angehören, und sich nicht von ihnen distanziert beziehungsweise sie an ihrem Tun hindert, kann sich hinterher nicht darüber beklagen. Man muss sich klar von diesen distanzieren.

Was muss Ihrer Meinung nach gemacht werden, um die Gewalt der Hooligans unter Kontrolle zu bekommen?

Pilz: Ich sehe dafür ein viergliedriges System. Erstens: Selbstregulierung innerhalb der Szene. Heute ist es doch so: Wenn einige Anhänger randalieren, reagieren die anderen nicht, sie unterstützen diese auch nicht. Doch wenn dann die Polizei einschreitet, solidarisiert sich der ganze Fanblock mit den Chaoten. Das ist eine fatale Sache für die Sicherheitskräfte. Also muss es das Ziel sein, dass einige in die Verantwortung genommen werden, die sich in diesen Kreisen bewegen und die dabei behilflich sind, die Randalierer zur Räson zu bringen. Zweitens: Einsetzen von Fanbeauftragten der Vereine und Einrichtung von sozialpädagogisch arbeitenden Fanprojekten. Drittens: Reichen diese beiden Punkte nicht aus, muss die Polizei eingreifen. Und in diesen dritten spielt der vierte Punkt hinein. In Deutschland wird bei politischen Demonstrationen erfolgreich mit einem Konflikt-Beamten-Modell gearbeitet. Das sind Polizisten, die speziell ausgebildet sind und sich zu den Köpfen der jeweiligen Gruppen und Gewaltszenen begeben, wenn sich die Lage zuspitzt. Sie gehen hin und sagen, dass die Sicherheitskräfte mit diesen und diesen Methoden vorgehen würden, wenn sie die Probleme nicht selber regeln würden. Dieses Modell soll nun auch im Fussball, vor allem während der WM-Endrunde 2006 in Deutschland, eingesetzt werden. Damit wird eine Solidarisierung unter den Anhängern verhindert.

sergipe
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Beitrag von sergipe »

Guckst du mal in Fussball-Thema

basilealux
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Beitrag von basilealux »

Hmmm...habs hier rein getan weils mir eher um das geht was er über Altstetten ablässt...sollte sich mal darüber informieren dass es unvermeidbar war den Extrazug zunehmen bevor er einen auf intellektuell macht

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Platini
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Beitrag von Platini »

der pilz... kriegt er immerno gäld für dä müll woner uuseloht ? rotblau, es gäbt no chance !

Rot-Blau Pat
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Beitrag von Rot-Blau Pat »

sehr theoretisch.. das ganze Interview..
eimol rot-blau - immer rot-blau

quasimodo
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Beitrag von quasimodo »

Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um sich "Sportsoziologe" schimpfen zu dürfen ... :confused: :mad:
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Faktion Basel
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Beitrag von Faktion Basel »

uuuueeesohn :mad:
Die Polizei ein Freund und Helfer?? :confused:

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Balisto
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Beitrag von Balisto »

Ich bin kein Betroffener von Altstetten.

Aber jeder, der das Fettgedruckte so oder ähnlich rauslässt, ist für mich ein ... (zensiert).

Captain Sky
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Beitrag von Captain Sky »

Finde die Aussage auch schlecht, aber es gibt IMHO bessere Wege, das Problem anzugehen, als hier einfach seinen Unmut zu äussern...

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Balisto
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Beitrag von Balisto »

Captain Sky hat geschrieben:Finde die Aussage auch schlecht, aber es gibt IMHO bessere Wege, das Problem anzugehen, als hier einfach seinen Unmut zu äussern...
Da hast du vollkommen recht. Habe mich damals in einer Regionalzeitung via Leserbrief zu Wort gemeldet, als eine Lokalpolitikerin meinte, das Vorgehen in Altstetten verteidigen zu müssen.

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el presidente
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Beitrag von el presidente »

Balisto hat geschrieben:Ich bin kein Betroffener von Altstetten.

Aber jeder, der das Fettgedruckte so oder ähnlich rauslässt, ist für mich ein ... (zensiert).
Und überhaupt, das tut seiner Inkompetenz keinen Abbruch.
Copyrights @ el presidente!

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Bogenlampe
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Beitrag von Bogenlampe »

Naja, anere Podiumsdiskussion im Gundeldinger Fäld hät är sehr kompetänt gwiergt... Höchscht wohrschienlich het är sich nit richtig über Altstette informiert, anders ka ich mir das nit erkläre.

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Goofy
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Beitrag von Goofy »

Bogenlampe hat geschrieben:Naja, anere Podiumsdiskussion im Gundeldinger Fäld hät är sehr kompetänt gwiergt... Höchscht wohrschienlich het är sich nit richtig über Altstette informiert, anders ka ich mir das nit erkläre.
Tja denn sottär aber s näggscht mol nid em Benni Turnschueh an d Karre fahre, vo wäge nid richtig recherchiert und so ;)

Merke: Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen schmeissen ;)
Denn wer Spiele gegen Basel für wirklich gefährlich hält, glaubt auch noch an den Osterhasen
Mika Buka http://blogs.zentralplus.ch/de/blogs/ts ... log/16906/

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Suffbrueder
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Beitrag von Suffbrueder »

Herr Pilz hat wohl den selbigen konsumiert bevor er dieses Interview gegeben hat.
Where's your father, where's your father,
where's your father, referee?
You ain't got one,
cuz you're a bastard,
you're a bastard, referee!

Edberg
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Beitrag von Edberg »

Abgesehen von der Aussage mit Altstetten, trifft er doch ziemlich ins Schwarze.
[CENTER].
.

FC BASEL - immer noch die teuerste PLAUSCHMANNSCHAFT der Welt!!![/CENTER]
[CENTER]..[/CENTER]

doma
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Beitrag von doma »

Bin absolut gegen richtige Gewalttäter und Randalierer aber dieser Herr Pilz sollte man bevormunden... so ein Stuss!!!

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Faktion Basel
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Beitrag von Faktion Basel »

sorry, aber ich bi überhaupt nid e gwalttätige Mensch, aber bi so Ussage wird me eifach hässig. Ich würd däm jetzt am liebschte eine an d'Löffel gä, sorry aber du regsch mi mega uff :mad: Vereiss und gang zrugg zum Mond oder wo du au immer gebore bisch, ämmel sicher nid uff dr Ärde.
Du redisch gäge Gwalt aber du Provoziersch zum Gwalt aswände :rolleyes:
Meinsch du mit sötige Usage wirds besser?? ganz sicher nid. Du willsch di nume bi de Medie und dr Polizei ischleime. jo genau du bisch e schlimmscheisser und uf die ka ich verzichte :(
Die Polizei ein Freund und Helfer?? :confused:

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Snowy
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Beitrag von Snowy »

Es ist einfach unglaublich:

Sogar sognenannte Experten habens noch nicht geschnallt. Wie solls denn da das "normale" Volk begreifen:

WIR WAREN IM OFFIZIELLEN EXTRAZUG, welcher auf der Homepage vom FC Basel 1893 empfohle wurde. Es kam zu keinerlei Ausschreitungen weder auf der FAhrt noch in Altstetten. Familien und auch viele Frauen waren im Zug. Einfach alle!!
Aber der wichtigste Punkt: Die BAsler Polizei zwang ALLE in den Zug nach Altstetten!!

Darum lieber Herr Pilz frage ich Sie:

WIE HÄTTEN SIE SICH DENN DA VON DER MASSE DISTANZIERT!!!?????

VOLLIDIOT!
20min 25.5.2007:
"Inler gab den Pokal für einen kurzen Moment in jene Hände, die nicht unwesentlichen Anteil am Titelgewinn hatten. «Er ist unser Anwalt; er hat uns die Muntwiler- Punkte geholt», erklärte er die kurzfristige Herausgabe der Trophäe."

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Snowy
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Beitrag von Snowy »

Edberg hat geschrieben:Abgesehen von der Aussage mit Altstetten, trifft er doch ziemlich ins Schwarze.
Stimmt schon. Aber dafür trifft er mit seiner Altstten-Aussage voll ins "blaue". Tragisch, wenn so etwas ein "Experte" sagt.
20min 25.5.2007:
"Inler gab den Pokal für einen kurzen Moment in jene Hände, die nicht unwesentlichen Anteil am Titelgewinn hatten. «Er ist unser Anwalt; er hat uns die Muntwiler- Punkte geholt», erklärte er die kurzfristige Herausgabe der Trophäe."

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Cols
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Beitrag von Cols »

Komischerweise wird in anderen berichten immer darüber berichtet, wie integriert Hooligans sind und das sie z.T. auch führende Positionen bekleiden etc. und nun kommt dieser witzige Herr daher und erzählt das komplette Gegenteil...oder hat er wieder Hooligans mit "erlebnisorientierten Fans"(Pro Unwort 2005) verwechselt?
basilealux hat geschrieben:Fast alle dieser Hooligans weisen eine mangelhafte Identität auf. Und sie beschäftigen sich mit den Fragen: Wer bin ich? Was wird aus mir? Was kann ich? Wir leben in einer Zeit, in einer Gesellschaft, in der Jugendliche doch vornehmlich erfahren, was sie nicht können.

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