ALTACH - RAPID WIRD WIEDERHOLT
100 Tage vor Beginn der Euro erlebt Fußball-Österreich eine große Überraschung: Der Senat 1 der Bundesliga unter dem Vorsitz von Dr. Manfred Luczensky (weitere Mitglieder Dr. Norbert Wess, Julius Reiter und Herbert Gneist) hat entschieden, das Spiel der 25. Runde der T-Mobile Bundesliga zwischen Altach und Rapid Wien neu auszutragen. Ursprünglich hatten die Vorarlberger 2:1 gewonnen.
Entscheidend dafür ist, dass Schiedsrichter Bernhard Brugger bei der Ausführung des Elfmeters gegen Regel 14 der aktuellen FIFA-Regeln verstossen hat. Diese besagt, dass der Referee das Signal zur Ausführung erst geben darf, wenn alle Spieler ihre vorgeschriebenen Positionen eingenommen haben, was im vorliegenden Fall nicht gegeben war.
In einer dem Strafsenat vorliegenden schriftlichen Stellungnahme hat auch Bernhard Brugger seinen Irrtum eingeräumt und bestätigt, dass Rapid-Tormann Helge Payer offensichtlich noch nicht spielbereit war.
"Zu betonen ist, dass hier nicht eine falsche Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters sanktioniert wird, sondern ausschließlich ein formaler Fehler zu beurteilen war", stellte Luczensky in einer Bundesliga-Aussendung klar. "Außerdem kann im konkreten Fall nicht ausgeschlossen werden, dass bei regelkonformer Durchführung des Strafstoßes das Spiel anders ausgegangen wäre."
Der neue Spieltermin wird in den nächsten Tagen fixiert. Altach hat einen Protest angekündigt.
Die am Donnerstag beschlossene Neuaustragung des Spiels Altach - Rapid (2:1) hat ein juristisches Nachspiel. Altach hat am Freitagvormittag formal einen Protest gegen die Entscheidung des Strafsenats angekündigt. Damit wird sich nach erwarteter Einleitung aller weiteren Schritte das Protestkomitee der Bundesliga mit dem Fall beschäftigen müssen. Als unterstützenden Beweis will Altach unter anderem ein Privatvideo von der fraglichen Szene um die Ausführung eines Elfmeters vorlegen.
Referee Bernhard Brugger gab den ohnehin umstrittenen Strafstoß am Sonntag beim Stand von 0:0 in der 28. Minute frei, obwohl Rapid-Torhüter Helge Payer noch mit dem Rücken zum Schützen Roland Kirchler gestanden war. Laut FIFA-Regel 14 hat der Schiedsrichter allerdings dafür zu sorgen, dass alle Spieler ihre vorgeschriebene Position eingenommen haben, bevor er den Ball freigibt. Mit diesem Formalfehler begründete der Senat 1 die Neuaustragung.
Altacher hoffen auf privates Video
Altach-Sportchef Heinz Fuchsbichler ortet allerdings eine "grobe Unsportlichkeit" bei Payer, der sich vor dem Elfmeter ungewöhnlich lange Zeit gelassen haben soll. "Ich weiß nicht, was ein Tormann noch alles zur Vorbereitung braucht. Er hat sich mehr als zehn Sekunden Zeit gelassen", erklärte Fuchsbichler. Ihre Argumentation stützen die Vorarlberger unter anderem auf ein Privatvideo, das von der Gegentribüne zufällig mitgefilmt worden war.
Das Video zeigt die Szene im Gegensatz zu den TV-Kameras in voller Länge. "Wegen dieser Szene kann man kein Spiel neu austragen. Da muss etwas anderes dahinterstecken", vermutete Fuchsbichler, der sich vor allem von Rapid enttäuscht zeigte. "Sie haben 90 Minuten keine Torchance gehabt und dann reiten sie auf Paragrafen herum. Das ist letztklassig und erbärmlich", betonte der Altach-Coach. Rapid wollte zum schwebenden Verfahren am Freitag vorerst keine weitere Stellungnahme abgeben.
Formales Abwarten
Die Bundesliga muss formal noch den schriftlichen Protest aus Altach abwarten, bevor sie eine Sitzung des Protestkomitees einberufen kann. Die Altacher haben dafür 14 Tage Zeit. Nach Eingang der Protestankündigung wurde den Vorarlbergern, die juristisch von Fußball-Anwalt Wolfgang Rebernig unterstützt werden, vorerst nur der umfassende Bescheid des Urteils zugestellt. "Wir müssen abwarten, wogegen genau protestiert wird", erklärte Bundesliga-Pressesprecher Christian Kircher.
Zuletzt war unter anderem auch eine Wiederaufnahme des Spiels mit dem Elfmeter in der 28. Minute diskutiert worden. Das sei laut Bundesliga-Angaben aus juristischen Gründen nicht möglich. "Es hat aber auch schon Spiele gegeben, in denen nur die Nachspielzeit nachgetragen worden ist", erinnerte Fuchs-bichler. Bisher allerdings nicht in Österreich.
Sollte es tatsächlich zu einer Neuaustragung kommen, pochen die Vorarlberger darauf, dass diese zur gleichen Zeit und unter den gleichen Voraussetzungen wie die ursprüngliche Partie zu erfolgen hat, weil sie selbst sonst unverschuldet zu Schaden kommen würden. Freie Termine gibt es im dichten Kalender der bis 26. April laufenden Bundesliga-Saison nicht.
Fehler bei Ausführung des umstritten Elfmeters der Aufhänger - Rinner will Protest zurückziehen, falls Altach-Spiel nicht wiederholt wird
Wien/Graz - Österreichs Fußball-Rekordmeister Rapid Wien könnte Opfer der eigenen Geister, die er gerufen hat, werden. Sturm-Graz-Präsident Hans Rinner bestätigte am Sonntag gegenüber der APA einen "Kurier"-Bericht, dass er einen Protest bei der Bundesliga gegen die 1:2-Niederlage vom Freitag bei den Hütteldorfern einbringen könnte. Als Grund nannte der Club-Chef die "irreguläre Ausführung des Elfmeters" von Rapid-Spielmacher Steffen Hofmann, der zum 2:1-Sieg der Wiener geführt hatte.
"Es geht hierbei überhaupt nicht darum, dass der Elfer nicht zu geben war, aber es gibt drei fragwürdige Punkte bei der Ausführung dieses Elfers, wie die TV-Bilder beweisen: Erstens, der Ball ist nicht wie in FIFA-Regel 14 vorgeschrieben auf den Elferpunkt gelegt worden, sondern davor gelegen. Zweitens, Rapid-Stürmer Mario Bazina ist zu früh in den Strafraum gelaufen, was eigentlich mit einer Wiederholung des Elfers durch den Schiedsrichters hätte geahndet werden müssen. Und dazu kommt noch, dass auch drei Sturm-Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen sind", erklärte Rinner.
Druck auf Protestkomitee
Der Sturm-Boss betonte aber gleichzeitig, dass er von einem solchen Protest persönlich nichts hält: "Ich bin gegen eine solche Vorgangsweise, denn wenn das einreißt, dann wird wohl jede Runde ein Bundesliga-Spiel wegen eines Fehlers wiederholt werden müssen. Das hat dann nichts mehr mit Fußball zu tun, und das wollen wir alle nicht. Doch wenn das Protestkomitee Rapid recht geben sollte, dass das Spiel gegen Altach wegen eines Formalfehlers wiederholt werden muss, dann habe ich gar keine andere Wahl, als ebenfalls einen Protest einzubringen. Wenn ich das dann nicht tue, würden mir dies meine Spieler, Betreuer, Mitarbeiter und unsere Fans nicht verzeihen."
Der Bundesliga-Strafsenat hatte am 28. Februar entschieden, das Heimspiel von Altach gegen Rapid Wien (2:1) wegen eines Formalfehlers von Schiedsrichter Bernhard Brugger wiederholen zu lassen, weil Rapid-Goalie Helge Payer zum Zeitpunkt der Ausführung des Elfers von Roland Kirchler noch nicht bereit gewesen sei. Gegen diese Entscheidung haben wiederum die Vorarlberger protestiert, weshalb sich nun das Protestkomitee der Bundesliga mit dieser Causa beschäftigen muss. Derzeit steht noch kein Termin für die Sitzung des Protestkomitees fest, da Rapid noch bis (morgen) Montag eine schriftliche Stellungnahme angekündigt hat.
Da Sturm allerdings nur drei Werktage, also bis Mittwoch, Zeit hat, gegen die Beglaubigung der 1:2-Niederlage bei Rapid Einspruch einzulegen, könnte das Urteil in der Causa Altach - Rapid noch ausstehen. "Wir warten jetzt einmal ab, was bis Mittwoch passiert", meinte Rinner zu diesem Thema. Der Sturm-Präsident kündigte aber an, dass er seinen Protest zurückziehen würde, falls das Protestkomitee zu einem späteren Zeitpunkt den 2:1-Sieg von Altach gegen Rapid bestätigten sollte.
Foda noch imm verärgert
Sturm-Trainer Franco Foda wusste am Sonntag noch nichts von diesen Plänen seines Präsidenten, ärgerte sich aber noch immer über die Fehlentscheidungen des Schiedsrichter-Teams. "Wir haben die Szene, die zum Elfer geführt hat, genau analysiert. Und wenn man sie sich auch 50 Mal auf DVD anschaut, dann wird man 50 Mal feststellen, dass es kein Elfer war. Rapid-Spieler Hoffer hebt einen halben Meter vor dem Strafraum ab, das ist entscheidend", betonte der deutsche Coach.
Foda kritisierte aber auch andere Referee-Entscheidungen, die nicht seine Mannschaft betrafen. "Der Treffer zum 2:2 im Samstag-Spiel der Austria in Linz war eindeutig regulär, das hätte der Linienrichter sehen müssen", führte der Sturm-Trainer als Beispiel an. "Und auch schon beim 0:0 im Heimspiel gegen den LASK ist den Wienern ein eindeutig reguläres Tor nicht anerkannt worden. Die Austria müsste also meiner Meinung nach eigentlich drei Punkte mehr in der Tabelle haben."
Was Foda bei all diesen Entscheidungen irritiert, ist, "dass das alles eindeutige Entscheidungen waren. Ich bin ja der letzte, der sich bei einer strittigen Situation aufregt. Doch das alles waren keine kniffligen oder schwierigen Entscheidungen, die vor allem die Linienrichter aus ihrem Blickwinkel von der Seite besser hätten einschätzen müssen. Und dazu kommt, dass zuletzt ja nicht nur ein schwerer Fehler der Unparteiischen pro Match, sondern gleich drei, vier gravierende Fehler passiert sind, die Spiele entschieden haben. Und es macht schon einen großen Unterschied aus, ob man am Ende der Meisterschaft Dritter, Vierter und Fünfter ist!"
Damit sprach Foda an, dass die Endplatzierung Auswirkungen auf die Jobs und Budgets für die kommen-de Saison hat. Denn der Dritte spielt fix in der UEFA-Cup-Qualifikation, der Vierte - eine Nennung vorausgesetzt - im UI-Cup, während der Fünfte international nur Zuschauer ist. (APA)
Nun verkommt das ganze Theater endgültig zur Farce
