Quelle: http://www.nzz.ch/2006/12/10/sp/articleEQHNW.htmlBasels Coach Christian Gross will vor dem letzten Spiel des Jahres nicht zurückschauen. Von Benjamin Steffen
Christian Gross ist ein Gehetzter des letzten halben Fussballjahres. Mitunter prasselte ungewohnt harsche Kritik auf den erfolgreichsten Schweizer Trainer der Gegenwart. Es hiess, der Coach des FC Basel habe vieles falsch gemacht, sei empfindlicher geworden. Härter statt herzlicher. Kurzum: Er habe sich verändert. Ende Oktober gab Gross dem «Tages-Anzeiger» ein grösseres Interview. Die Journalisten erlebten Gross als «verschlossen»; der Trainer empfand, nie zuvor habe er ein Gespräch mit derart vielen negativen Fragen erlebt. Symptomatisch?
Vor dem letzten Spiel des Jahres gegen Aarau belegt der FCB bloss Rang 6. Sooft die Mannschaft Vitalität versprühte, so oft wirkte sie auch leblos - und immer wieder gab es Phasen, in denen Gross ins mediale Kreuzfeuer geriet. Am Sonntag darf er sich endlich in die Winterpause retten.
Wahrscheinlich begann die Flucht am 13. Mai. Mit dem Verlust des Schweizer-Meister-Titels in letzter Sekunde. Mit der Zuschauer-Hetzjagd im St.-Jakob-Park. Das 1:2 gegen den FC Zürich sei die «bitterste Niederlage» seiner Karriere, sagte Gross, doch rasch wähnte er sich erholt. Vermutlich erlaubte das Tempo des Geschäfts - neue Saison, neue Ziele, neuer Druck - nichts anderes. Wer Gross mit dem schicksalsträchtigen Datum konfrontierte, erhielt meist dieselbe Antwort: «Der 13. Mai ist abgehakt.» Auf dem Team indes schien ein Zentner zu lasten. Als sie nach vier Spielen mit vier Punkten zu Buche stand, sah die Lokalpresse den FCB «an einem neuen Tiefpunkt». Ivan Ergic, FCB-Captain, sagte im September, der 13. Mai sei noch immer spürbar - «wir haben ihn im Hinterkopf». Just aus Gross' Hinterkopf hingegen soll er verschwunden sein.
Der 52-Jährige blickt immer nach vorne. Oder behauptet dies zumindest. Vor dem dritten Uefa-Cup-Gruppenspiel gegen Nancy sagte er: «Nur ein Sieg bringt uns zurück ins Geschäft.» Nach dem 2:2 gegen Nancy sagte er: «Nun müssen wir in Krakau siegen und hoffen, dass Nancy gegen Feyenoord gewinnt.» Der Blick geht selten analytisch zurück, jedenfalls nicht vor den Medien. Oder nicht auf deren Wunsch.
Als Ende November die Partie gegen Nancy bevorstand, fragte ein französischer Journalist, warum der FCB derart schwerfällig in die Saison gestartet sei. Gross begründete die Situation mit der noch nicht vollends geglückten Integration der Zuzüge und den Nachwehen des Meisterschaftsfinals. Als Gross eine Pause machte, sagte der Pressesprecher Josef Zindel dem Franzosen, er werde ihm die Situation später erklären - ehe Gross ausholte. Er erwähnte die Sanktionen des Schweizer Verbandes (zwei Geisterspiele, drei weitere Partien vor leerer Muttenzer Kurve) und sprach von einem Unfall in der französischen Ligue 1 während des Spiels Marseille - Nizza; dabei verlor ein Feuerwehrmann zwei Finger, weil er eine Brandbombe vom Spielfeld zu entfernen versuchte. «Marseille wurde zu einem einzigen Geisterspiel verurteilt. Wir hingegen mussten fünfmal vor der leeren Muttenzer Kurve spielen, obwohl es bei uns keine Verletzten gegeben hatte.» Gross schloss mit einem Seitenhieb gegen Schweizer Zeitungen und sagte: «Aber das ist vorbei.» Wirklich? Der 13. Mai - abgehakt?
Weitere Fragen türmen sich auf. Hat sich Christian Gross im letzten halben Jahr verändert? Hat er in der schwierigen Zeit neue Qualitäten an sich entdeckt? Oder Schwächen? Leidet er unter der Ohnmacht vom 13. Mai, mit sportlichen Leistungen offensichtlich das Verhalten gewaltbereiter Zuschauer zu beeinflussen? Was bedeutet für ihn eine Niederlage? Fühlt er sich einsam? Ist er verletzlicher geworden? Skeptischer? Warum sagt er, er umgebe sich nur mit positiven Leuten? Heisst positiv unkritisch? Bedeutet «abgehakt» auch «verarbeitet»? Fragen, Fragen, Fragen.
Der Interviewtermin ist fixiert. Freitagnachmittag. Gross sitzt vis-à-vis. Als er merkt, dass die Fragen über das Spiel gegen Aarau hinausgehen, unterbricht er das Gespräch. Auf Vermittlung des Pressechefs Zindel lässt er einige Fragen vortragen - alsdann: «Ich möchte nichts sagen.» Sportliche Bilanz ziehe er erst am Montag; über die «Misserfolgs-Bewältigung» (Zitat Gross) oder Persönliches spreche er zu diesem Zeitpunkt nicht. Zudem sei bereits so vieles über ihn geschrieben worden. Er wirkt in diesem Moment nicht nur hart, sondern durchaus auch herzlich. Und ermüdet. Er mag nicht. Als wäre ihm am liebsten, man zeichne sich aus dem Archiv selber ein Bild - ungeachtet dessen, dass ihn die einen «rücksichtslos» schimpfen, die anderen «einfühlsam» loben. Als solle man für gültig nehmen, was in den neunziger Jahren über ihn geschrieben wurde. Als sei er vor Veränderungen gefeit. Was, mit Verlaub, kaum der Fall sein dürfte. Murat Yakin, der Gross im GC und im FCB erlebt hat, sagte einst: «Gross ist nicht mehr die Dampfwalze von früher, die alle und alles überfährt.» Der FCB auch nicht mehr. Das ist Gross' primäres Problem. Über sich selber sagt er nur so viel: «Hören Sie: Ich habe mich nicht verändert und zweifle auch nicht.»
Er hat nur Aarau, den sportlichen Jahresabschluss, im Kopf. Ob der 13. Mai im Hinterkopf ist, ob «abhaken» auch «verarbeiten» heisst, will er nicht gefragt werden.
Ein Trainer auf der Flucht
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dr 13. Mai sött scho längstens verarbeitet si... Me würd sich gschieder mit dr neue Saison und dr Nochaera Gross beschäftigte!Rot-Blau Pat hat geschrieben:Dä Bricht zeigt doch e bits. Dä 13.Mai isch noni dure..
(wasi immer dänkt ha..) und alli dört bim FCB versueche verzwiefelt
dergege azkämpfe.. was halt nur ab und zue mol glingt.
Zuedem hett sich dr Übeltäter scho längstenst extrahiert! (Achtung Ironie!)
schön das du das kannstCocolores hat geschrieben:dr 13. Mai sött scho längstens verarbeitet si... Me würd sich gschieder mit dr neue Saison und dr Nochaera Gross beschäftigte!
Zuedem hett sich dr Übeltäter scho längstenst extrahiert! (Achtung Ironie!)
für mich ist dieser 13.5. noch lange nicht und wird auch nie verarbeitet sein
(hat die 89.und 91 minute im spiel manu-bayern höchstens überflügelt

Sehr guter Text. Das unterstreicht wie Ich Gross erlebe in diesen Zeiten. Lethargisch und sehr sehr müde. Wie ein angeschlagener Boxer in den letzten Runden des Kampfes. Und ein Happy end ist unwahrscheinlich.
Gross macht dasselbe wie Hitzfeld durch. Psychisch müde. Ich weiss nicht ob er richtig mit Stress umgeht. Und er hat sich schlicht zu viel zugemutet. Er hat die ganze Macht an sich gerissen und wird nun bestraft. Zurecht.
Gross sollte wieder von Mitstreitern umgeben werden die zu ihm stehen. Einen Sportchef, einen Manager sprich ein Team das ihn unterstützt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Schmid und Zbinden nicht mehr allzu loyal sind zu ihm, vereinsintern.
Doch Gross will nicht aufgeben, sollang das Schiff am schlingern ist. Ich bin überzeugt, wenn er Meister wird schmeisst er hin und macht lange Ferien auf der Dominikanischen Republik, umgeben von heissen Bräuten. Doch bis dann, muss er sich eingestehen dass er sich zuviel zugemutet hat, oder aber mit einem Erfolg abtreten. Für seine Ferien wäre letzteres besser.
Gross macht dasselbe wie Hitzfeld durch. Psychisch müde. Ich weiss nicht ob er richtig mit Stress umgeht. Und er hat sich schlicht zu viel zugemutet. Er hat die ganze Macht an sich gerissen und wird nun bestraft. Zurecht.
Gross sollte wieder von Mitstreitern umgeben werden die zu ihm stehen. Einen Sportchef, einen Manager sprich ein Team das ihn unterstützt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Schmid und Zbinden nicht mehr allzu loyal sind zu ihm, vereinsintern.
Doch Gross will nicht aufgeben, sollang das Schiff am schlingern ist. Ich bin überzeugt, wenn er Meister wird schmeisst er hin und macht lange Ferien auf der Dominikanischen Republik, umgeben von heissen Bräuten. Doch bis dann, muss er sich eingestehen dass er sich zuviel zugemutet hat, oder aber mit einem Erfolg abtreten. Für seine Ferien wäre letzteres besser.
Nichts anderes als ein ungeschickter Versuch der Destabilisierung des FCB's. Nachdem die Schiris diese Saison uns bis jetzt schlecht und recht gesinnt waren, muss nun halt ein armseliger, dümmlicher Journalist herhalten, welcher in einem mehr als fragwürdigen Artikel seinen absoluten Seich zum Besten gibt.
Zum Lachen ist dieser Artikel.
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