25. August 2006, Neue Zürcher Zeitung
37 Millionen Franken für die Schweizer Schafe
crz. In der Schweiz werden laut Angaben aus dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) rund 420 000 Schafe gehalten. Und natürlich geht auch bei den Schafen nichts ohne die helfende Hand des Steuerzahlers. Im Jahr 2004 hat der Bund die landwirtschaftliche Schafhaltung mit rund 37 Millionen Franken unterstützt, und zwar zur Hauptsache in Form von Direktzahlungen. Denn ganz im Sinn und Geist der neuen Agrarpolitik wurden mit dem Reformprojekt Agrarpolitik (AP) 2002 die Direktzahlungen für die Schafhaltung ausgebaut. Im Gegenzug sollte sich der Staat aus der Marktstützung zurückziehen, was in erster Linie die Verwertung inländischer Schafwolle betrifft. Das Parlament hatte mit der AP 2002 den schrittweisen Abbau der Verwertungsbeiträge für Schafwolle beschlossen - und befand sich damit im Einklang mit dem Bundesrat. Dieser hat nämlich wiederholt die Meinung geäussert, die Schafhalter und ihre Organisationen seien selber für die Verwertung der Schafwolle verantwortlich.
Doch bei der nächsten Reformetappe, der AP 2007, kippte das Parlament und beschloss das Fortführen der Beiträge. Deshalb werden die Selbsthilfeorganisationen der Schafhalter und Wollverwerter vom Steuerzahler mit jährlich 600 000 Franken subventioniert. Zudem stehen 200 000 Franken für «innovative Projekte» zur Verfügung. Dank dem Parlament haben die Schafhalter heute also sozusagen den Fünfer (Direktzahlungen) und das Weggli (Verwertungsbeiträge) - ein Mechanismus, der auch in anderen landwirtschaftlichen Sparten zu beobachten ist.
Die Nachfrage nach Rohwolle ist alles andere als stark. Deswegen werden rund 40 Prozent der inländischen Schafwolle entweder als Kehricht entsorgt, verbrannt, vergraben oder in den Mist gebracht. Die restlichen 60 Prozent werden verwertet. Der Bundesbeitrag je Kilo verwertete Wolle betrug im letzten Jahr 1 Franken 60. Die Erlöse aus dem Verkauf der Wolle liegen laut BLW bei 1 bis 2 Franken pro Kilo.
Mit dem jüngsten agrarpolitischen Reformschritt, der AP 2011, sollen die Verwertungsbeiträge nun abgeschafft werden. Leicht wird es dieses Vorhaben auch diesmal nicht haben. 13 Kantone, der Schweizerische Bauernverband, zahlreiche bäuerliche Organisationen und die Verwerter wollen diese Subventionen nicht hergeben. Der Schweizerische Schafzuchtverband will sogar eine Erhöhung der Verwertungsbeiträge auf 1,8 Millionen Franken, wie Präsident Peppino Beffa sagt. Hingegen verlangt der Kanton Graubünden ausdrücklich die Streichung der Wollbeiträge.
37 Millionen Franken für die Schweizer Schafe
37 Millionen Franken für die Schweizer Schafe
birdy-num-num!