20 000 Kilometer für ein Auswärtsspiel

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4052
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20 000 Kilometer für ein Auswärtsspiel

Beitrag von 4052 »

20 000 Kilometer für ein Auswärtsspiel
Aufsteiger Wladiwostok revolutioniert Rußlands Fußball

von Andreas Becker

Von Andreas Becker Berlin/Wladiwostok - Am Wochenende steht in der höchsten Spielklasse Rußlands ein Fußballspiel an, das weltweit einmalig sein dürfte: Die rund 100 Fans, die Aufsteiger FC Luch-Energia Wladiwostok während der Partie bei Zenit St. Petersburg anfeuern, haben eine Anreise von erheblicher Länge hinter sich. Fast 10 000 Kilometer liegen zwischen den beiden Städten - Jürgen Klinsmanns Heimreisen von Frankfurt/Main nach Los Angeles sind kürzer. "Diese Anhänger sind die Treuesten der Treuesten und wir sind sehr froh, daß sie immer dabei sind", sagt Klubsprecher Oleg Kotow.

Wladiwostok ist die wichtigste Hafenstadt Rußlands am Pazifik, liegt 8000 Kilometer von Moskau entfernt, und wer die russische Hauptstadt erreichen will, durchquert sieben Zeitzonen. Das bedeutet für den russischen Fußballverband viel Arbeit und vor allem Organisationsgeschick. Wegen des Liganeulings mußte der komplette Spielplan anders angelegt werden. "Partien und Anstoßzeiten wurden so gelegt, daß die Spiele im Fernsehen für alle zu sehen sind", bestätigt ein Verbandssprecher. Da mehr als 40 Millionen Russen - der Großteil aus dem Raum Moskau - am Nachmittag Fußball sehen wollen, werden die Spiele in Wladiwostok morgens um acht oder neun Uhr angepfiffen.

Für das Team sind aber besonders die Auswärtsfahrten eine Tortur. Damit die Spieler nicht jedes Wochenende zweimal zehn Stunden im Flugzeug sitzen müssen, legte der Verband fest, daß der Verein jeweils zwei oder drei Auswärtsspiele am Stück absolvieren darf. "Das Erlebnis Erste Liga ist für uns eine logistische Anstrengung", sagt Kotow.

Er und die Mannschaft verbrachten die vergangenen drei Wochen in der Nähe Moskaus. In der Stadt Nowogorsk mietete Luch-Energia ein Stadion, das als Trainingslager und Basis dient. Von Nowogorsk aus, bricht die Mannschaft zu den Spielen im europäischen Teil von Rußland auf. Das spart Geld und Kraft, zumal laut Trainer Sergej Pawlow besonders die Rückreisen anstrengen: "Ein Flug nach Moskau ist einfacher als ein Flug zurück nach Wladiwostok. Wir brauchen zwei Tage, um uns von einem Flug nach Moskau zu erholen, aber mindestens eine Woche, wenn wir wieder zu Hause sind." Torwart Gennadi Tumilowitsch sagt: "Wir werden gut betreut und kriegen viele Ruhephasen. Auch unsere Familien verstehen das, wenn wir so lange wegbleiben."

Finanziert werden die Anstrengungen Wladiwostoks von der Regionalverwaltung und dem Energiekonzern "Dalenergo". Die Geldgeber haben große Ziele und streben Austragungsorte an, die noch weit entfernter liegen als St. Petersburg. Europacup heißt das Stichwort von Teammanager Andrej Skorotschkin: "Wir wollen international bekannt werden, das ist unser Ziel für die Zukunft."

In naher Zukunft müssen aber weder die eigenen, noch spanische oder portugiesische Fans die Planungen für halbe Weltreisen beginnen. Wladiwostok konnte diese Saison noch nicht gewinnen und liegt nach vier Runden mit zwei Zählern auf dem drittletzten Platz der Tabelle. Mitarbeit: Elena Beller

Artikel erschienen am Do, 13. April 2006
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drummerbhoy
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Beitrag von drummerbhoy »

Wär no interessant z'wüsse, wie d'UEFA in somene Fall wurdi reagiere. Klar ghört ganz Russland zur UEFA, aber Wladiwostock isch definitiv nüm Europa. Ka mes eme europäische Club zuemuete, uf eme fremde Kontinänt zum ene Europacup-Schpiil aazdrädde? Klar, Türgge, Azeris, Armenier und Israelis wärde sage jo, uf jede Fall. Aber realistischerwyys müessti e weschteuropäischi Mannschaft min. e Wuche vom haimische Schpiilbetriib dischpensiert wärde für ai ainzigs Uswärtsschpiil, und das ka's jo bi däm drängte Kaländer, wo me hützuedag het, wirgglig nid syy. Schtelled euch emol vor, es wurdi sich e Mannschaft us französich Polynesie für d'Champions League qualifiziere! :eek:

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kogb, der Glaibaasler
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Einzelfall?

Beitrag von kogb, der Glaibaasler »

drummerbhoy hat geschrieben:Schtelled euch emol vor, es wurdi sich e Mannschaft us französich Polynesie für d'Champions League qualifiziere! :eek:
So Zyygs git s doch amme im Französische Cup, oder? Wär no witzig irgendwie …

Mi nimmt numme wunder, wie das Wladiwostok in der 2. Liga gmacht het. Isch die in Regionalgrubbe uffdailt, wil sunscht miesst die Reiserei aigedlig nyt neis syy :confused: Zudäm isch Wladiwostok glaub nit zum erschte Mool in der oberschte Liga: Lutsch Wladiwostok isch 1993 in der oberschte Liga gsii, Okean Nachodka – Nachodka ligt ungfoor in der glyyche Gegend – isch 1992 bis 1993 in der oberschte Liga gsii …

sancho pancho
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Beitrag von sancho pancho »

International: Halb so wild. Auch Kasachstan liegt nicht gerade um die Ecke und spielt im Europacup mit.

National: Jedes Auswärtsspiel so weit weg ist sicher kein Zuckerschlecken, aber auch die 2. Liga ist nicht regional aufgeteilt. Also wirklich nichts Neues für die. Die Taktik ein paar Auswärtsspiele hintereinander auszutragen haben sie letzte Saison schon angewendet.

Russland, Saison 2005 (runterscrollen für 2. Liga)

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Kurtinator
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Beitrag von Kurtinator »

diese fans verdienen mein respekt! :cool:
Falcão hat geschrieben: "Tradition ist nicht die Anbetung von Asche, es ist die Weitergabe des Feuers!"

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