MTAMTA hat geschrieben:Ich habe selten, oder sogar noch nie, so ein Hass gegen so einen erfolgreichen Trainer gesehen.
2 Mal die Meisterschaft gewonnen, 8 Punkte in der CL (starke Leistung), Viertelfinale der EL (auch sehr starke Leistung, gegen Ajax und Salzburg gewonnen), Halbfinale der EL vorletztes Jahr mit unglaublichen Siegen...
Wie kommt es dazu, dass er unter euch so unbeliebt ist?
Um es vorweg zu nehmen. Ich bin einer der wenig Verbliebenen, der ihn immer verteidigt hat, weil ich viele Kritiken völlig ungerechtfertigt oder übertrieben fand. Daher bin ich vielleicht auch nicht der geeignetste User, um diese Frage zu beantworten, aber ich versuche es trotzdem...
1) Einige Fans sowie Forum-User waren schon bei der Verpflichtung schlecht auf ihn zu sprechen, weil der Fussball, den er zuvor bei Thun und Luzern spielen liess, zu defensiv ausgerichtet war und sie befürchteten, dass er auch beim FCB gleich würde spielen lassen. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch eingetroffen, obwohl ich nach wie vor der Meinung bin, dass die Spielausrichtung nie so extrem defensiv war, wie sie hier einige schildern.
2) Einige mochten ihn als Person von Anfang an nicht. Aus verschiedenen Gründen. Seine coole, manchmal fast arrogant wirkende Art. Seine Unnahbarkeit. Sein Hang zum Snobismus. Seine fehlende Empathie. Seine Art sich auszudrücken. Und anderes...
3) Was hier natürlich ein paar sofort bestreiten werden, aber bei gewissen Usern war es auch eine rassistisch motivierte Abneigung. Obwohl er in Basel zur Welt kam, schweizerdeutsch spricht, die Schweizer Staatsangehörigkeit besitzt, für den FC Basel spielte (als Captain) und für die Schweizer Nationalmannschaft gab es ein paar unverbesserliche Idioten, die ihn nur immer den "Türken" oder den "Edeltürken" nannten. Gerne machte man sich auch lustig über seine Mutter, die an fast jedem Spiel dabei war. Oder über das Dreirad, mit welchem man die Mutter von Yakin oft in der Stadt herumfahren sehen kann. Oder über die herzhafte Beziehung, die Murat Yakin zu seiner Mutter pflegt.
(Besonders dafür habe ich ihn immer in höchstem Masse respektiert. Obwohl viele über die starke Bindung zu seiner Mutter schmunzelten, ist er nie davon abgewichen, seine Mutter - wie es sich eigentlich gehört - zu respektieren und vor allen zu küssen oder zu umarmen.)
4) Während seiner Zeit als Trainer beendete Alex Frei - ein bei vielen Fans beliebter Spieler und ein Schlüsselspieler in den Saisons davor - seine Karriere und verliess den FC Basel. Viele sind der Ansicht, dass Murat Yakin daran schuld ist, weil er ihn nicht mehr regelmässig einsetzte oder auf Positionen, die ihm nicht behagten. Die genauen Umstände für den Weggang von Alex Frei kennt hier im Forum wohl niemand, aber jeder hat seine Meinung und jene, die Murat Yakin nicht wohlgesinnt sind, sind der Ansicht, dass er ihn "weggejagt" hat.
5) Der Anhang des FC Basel ist von den letzten Jahren sehr verwöhnt. Es genügt nicht mehr, nur zu gewinnen. Die Siege sollten wenn möglich auch noch mit attraktiven Fussball eingefahren werden. Es ist sicherlich richtig, dass Murat Yakin mehr resultatorientiert als auf Spektakel spielen liess, aber so absolut furchtbar, wie das hier einige gerne behaupten, war es nun auch wieder nicht. Allerdings waren die Spiele auch nicht so spektakulär, wie sie Murat Yakin nach dem Spiel in den Interviews darzustellen versuchte. Diese Schönrederei ging vielen zunehmends auf die Nerven. Zudem konnte/wollte er sich nicht so gekonnt ausdrücken wie die beiden deutschen Vorgänger Heiko Vogel und Thorsten Fink, die auch wegen ihren präzisen und manchmal auch witzigen Interviews beliebt waren.
6) Dann kamen diese Saison durch Spieler diverse Indiskretionen an die Presse. Dabei entstand viel Unruhe. Bei diesen Indiskretionen kam Murat Yakin oftmals nicht gut weg. Welche Spieler an die Presse gingen, ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass es Spieler waren, die nicht oft zum Einsatz kamen und von Murat Yakin auf die Reservebank oder sogar auf die Tribüne verwiesen wurden. In der Winterpause wurde gar über eine Entlassung von Murat Yakin spekuliert. Ein gefundenes Fressen für die Yakin-Gegner.
7) Und last but not least gilt zu sagen, dass Murat Yakin als Nachfolger von Heiko Vogel kam. Der joviale Heiko Vogel war bei den meisten Spielern und beim Publikum äusserst beliebt. Trotz Erfolg wurde er aus heiterem Himmel entlassen (oder freigestellt, wie es der FCB auszudrücken pflegt). Für viele unverständlich. Einige dachten, dass die FCB-Chefetage dies nur deshalb gemacht hatte, weil sie Murat Yakin installieren wollten. Unser Sportchef war früher Journalist und hat vor etlichen Jahren eine Biographie über Murat Yakin geschrieben. Man vermutete da ein abgekartetes Spiel und für einige wurde Murat Yakin der Schuldige für die Entlassung seines Vorgängers Heiko Vogel.
Nun ja, das wäre so in etwa die Gründe aus meiner Sicht. Im Nachhinein kann man sagen, dass schon die Verpflichtung unter einem schlechten Stern stand. Gewisse Probleme waren vorhersehbar. Ich meinerseits wünsche Murat Yakin viel Glück und ich bin überzeugt, dass er bald irgendwo wieder einen Job bekommt, denn die Spielweise eines Gegners analysieren und die Mannschaft dann entsprechend einzustellen, kann er wie kein anderer.