Gevatter Rhein hat geschrieben:Das Problem müsste eben nicht schweizweit (Lörrach-Chiasso) angegangen werden, sondern europaweit. Aber solange es den Herrschaften der EU wurscht ist, dass man nicht-dringende Güter wie Steine, Tiefkühlfleisch oder Sonstwas lieber saugefährlich mit übermüdeten unterbezahlten zeitungslesenden Idioten durch die Rush-hours dieses Kontintents (voll von Familienvätern etc) von Amsterdam nach Brindisi donnern lässt (Strassenverstopfung, Umweltverpestung, nicht gedeckte externe Kosten, etc etc etc und und und), anstatt die Scheisse endlich auf die Schiene zu zwingen, wo sie auch hingehört (ALLE hätten etwas davon, schon nur das Stichwort "Strassenüberlastung" genügt da als Argument hundert Mal), können wir Schweizerli noch lange Löcher durch die Alpen graben und rollende Landstrassen anbieten. Da wird höchstens gelacht drüber. Die Lösung müsste lauten "Extrem Dringendes und Feinverteilung auf der Strasse, Langstrecken und alles Andere auf der Schiene". Aber wahrscheinlich sind den Bürokraten in Brüssel die gesponserten Nutten bei den opulenten Dinnerveranstaltungen der Lastwagenlobby einfach zu sehr ans Herz gewachsen.
ich bin auch absolut pro Verlagerung auf die Schiene, aber man darf die Fakten nicht ausblenden:
- das Schweizer Schienennetz ist am Tag zu fast 100% ausgelastet. In der Nacht bestehen noch - aber auch nicht so viele - Kapazitäten.
- Für einen konkurrenzfähigen Schienenverlad müssten Güterzüge Tag und Nacht fahren können, was wie gesagt tagsüber sehr schwer ist
- wenn die NEAT komplett eröffnet ist, stehen uns von Flüelen bis Biasca und von Frutigen bis Visp total 8 Gleise zur Verfügung. Ebenso von Olten nach Arth-Goldau (2 via Luzern bzw. 2 Lenzburg) und von Olten nach Bern (4). Von Bern bis Frutigen bzw. Arth-Goldau bis Flüelen stehen jedoch je nur 2 Gleise zur Verfügung. Also total 4. Soviel wie seit über hundert Jahren. Kein Ausbau, nix. Keine Kapazitätssteigerung. Nach Italien führen ebenfalls nur 4 Gleise (ab Chiasso bzw. Brig). Von Deutschland her nach Basel werdens in Kürze immerhin auch 4 Gleise sein. Aber denken wir weiter, was kommt nach Basel? Bis Liestal 4 oder mehr Gleise, schön. Aber von Liestal bis Olten gerade mal 2 Gleise, die fast 150 Jahre alt sind. Nur 2 Gleise müssen den gesamten Personenverkehr des Ergolztals aufnehmen plus den gesamten bestehenden Güterverkehr, für den es dann bei der NEAT an Gotthard und Lötschberg 8 Gleise geben wird.
Nochmals zum Verdeutlichen: Ein Zug von Amsterdam nach Mailand fährt via Basel - Olten - Gotthard/Lötschberg - Mailand. Er hat überall mind. 4 Gleise zur Verfügung (bei der NEAT gar 8), nur zwischen Liestal und Olten nur 2! Das funktioniert dann einfach nicht!
Und es funktioniert schon jetzt nicht; wegen diesem Engpass weichen schon jetzt viele Güterzüge auf die Bözberglinie aus und fahren einen Umweg Richtung Gotthard.
Quintessenz: Von Basel nach Olten braucht es mind. 2 neue Gleise, damit eine Verlagerung funktionieren kann. Aber so ein Tunnel ist 1. nicht so schnell gebaut und 2. kostet er Unsummen. Und sogar mit diesem Tunnel gibt es dann auf den weiteren Zufahrtsstrecken der NEAT Kapazitätsprobleme.
Und - kaum zu glauben, aber wahr: Würde man den GESAMTEN internationalen und fernnationalen Güterverkehr auf der Schiene abwickeln, benötigten wir beinahe doppelt so viele Gleise wie jetzt existieren. Eine Verdoppelung jedes einigermassen wichtigen Stücks Schiene in der ganzen Schweiz, Neubau unzähliger Trassen, Tunnels, Brücken, Bahnhöfe... Niemand kann das bezahlen...
Aber, es wäre allerhöchste Zeit, mit dem Ausbau schleunigst zu beginnen...