Nachdem Teil 1 an der «Homefront» spielte, und Teil 3 «dem tapferen Volk der Taliban gewidmet» (Zitat im Abspann) worden war, darf der Elitekämpfer a.D. nun das Setting aus Teil 2 wieder aufnehmen und im asiatischen Dschungel für blutiges Recht und noch blutigere Ordnung sorgen. Die gezeigte Gewalt dürfte viele Kinogänger abschrecken und die Köpfe schütteln lassen.
Amputationen, Kindermord, Vergewaltigungen, Kopfschüsse und Menschenfleisch fressende Keiler geben sich in «John Rambo» die Klinke in die Hand. Ich hoffe, an dieser Stelle wird niemand ernsthaft argumentieren wollen, so etwas müsse gezeigt werden, weil Krieg eben so sei und ein Kriegsfilm müsse sich diesem Authentizitätszwang beugen. Das Team um «John Rambo» (Sylvester Stallone führte zum ersten Mal selbst bei einem «Rambo»-Teil Regie) weiß um die ausbeuterische und reißerische Qualität der Bilder.
Der Film ist clever genug, nicht das «System» Bürgerkrieg zu beleuchten, sondern eine Einzelperson in Form des Kinder schändenden, blut- und foltergeilen Militärgenerals. Nur so kann der Erzfeind Rambos etabliert werden, der im bleihaltigen Finale schaukräftig zur Strecke gebracht werden muss. Auch greifen die Produzenten auf einen recht beliebten Trick alter revisionistischer amerikanischer Vietnamfilme zurück: nicht der Krieg, der verloren wurde, steht im Mittelpunkt, sondern EINE siegreiche Schlacht der eigenen Truppen. Auch in «John Rambo» fahren Söldner, Rebellen und der Ex-Soldat selbst einen «Sieg» ein, doch was geschieht einen Tag später? Was eine Woche später? Wird sich etwas ändern? Plakativer gefragt: Kann die AK-47 Freiheit, Brüderlichlichkeit und Gleichheit herbeischießen?
Freiheit stellt nach «John Rambo» auch immer die Freiheit dar, sich für eine gewalttätige Lösung einzusetzen. Dieses muss selbst der Missionar feststellen, als er recht biblisch den Stein gegen seinen Nächsten erhebt. Die friedlichen Missionare müssen einsehen, dass Gott alleine ihnen nicht helfen kann und wird. Aber wenn Gott sein Werkzeug Rambo in die Wagschale wirft, sieht die Sache schon anders aus.
Technisch-ideologiefrei kann festgehalten werden, dass «John Rambo» recht ansehnlich fotografiert wurde. Der Dschungel zeigt sich in einem satten Grün, die Action ist - abgesehen von ein paar Ausnahmen - wie zu Zeiten von «Missing in Action» ohrenbetäubend kernig. Mittels einer gesunden Mischung aus digitaler Nachbearbeitung und klassischem Handwerk sind zudem Schusswunden allgegenwärtig. Die Schauspieler haben sichtbar keine Angst vor physischem Spiel: Dreck, Schweiß und Anstrengung - alles ist in den Gesichtern der Darsteller zu finden. Rambo hat sich - positiv wie negativ - eindrucksvoll zum Dienst zurück gemeldet.
Hüt geits ändlech los .... DAS WARTEN HAT EIN ENDE .... JOHN RAMBO IS BACK



