Ok. Diskutieren ist zwar etwas viel gesagt, ich platziere einfach mal meine Meinung. Ich versuche, so wertungsfrei wie möglich zu formulieren.
Allgemein gesprochen
Grundsätzlich gibt es für beide Entscheidungen Argumente und Motivationsfaktoren.
- Pro Ausland
Vaterland bleibt Vaterland, gerade als junger Mann empfindet man noch starke Bindung zur Heimat der Eltern, auch wenn man quasi nie dort war. Man fühlt sich zugehörg, selbst wenn man - ginge man vor Ort - dort völlig fremd wäre und keine Sau kenne würde.
-> Verständlich, dass man sich emotional gesehen für das Land seiner Eltern entscheiden möchte.
- Pro Schweiz
Hier aufgewachsen, hier zuhause, hier die ganze Ausbildung genossen, hier Freiheit und Sicherheit gefunden (die meisten Secondos entstammen ja Familien, die in die Schweiz geflüchtet sind oder ähnlich). Fussballerisch hier entdeckt und ausgebildet worden.
-> Es gibt Gründe, sich für die Schweiz zu entscheiden. Heimat ist da, wo man sich zu Hause fühlt, sagt das Sprichwort. Natürlich kann man da jetzt eine moralische Verpflichtung herauslesen, wenn man möchte. Ich persönlich würde mal so formulieren, dass die Fairness gegenüber diesen Tatsachen ein gewisses Mass an Verpflichtung beinhaltet. Mir ist aber klar, dass diese Wertung höchst subjektiv ist und von Mann zu Mann stark schwanken kann.
Was mich stört, ist nicht der Entscheid für X oder Y, sondern das Kalkül dahinter. Abwägen, zögern, zuerst da zusagen, dann dort zusagen, dann wieder da, jenachdem, wo grad mehr dahinter ist oder sein könnte. Ich finde, diese Entscheidung sollte ganzheitlich getroffen werden.
Fühlt man sich als hier Aufgewachsener der Schweiz zugehörig und heimatlich verbunden, sollte man für die Schweiz spielen. Auch wenn sich bei Land Y für das nächste Turnier grad eher die Möglichkeit auftun könnte, aufgeboten zu werden.
Fühlt man sich als hier Aufgewachsener eher seiner alten Heimat (bzw. der Elternheimat) verbunden, sollta man sich für Land Y entscheiden. Auch wenn sich bei der Schweiz für das nächste Turnier grad eher die Möglichkeit auftun könnte, aufgeboten zu werden.
Opportunismus ist da meines Erachtens völlig fehl am Platz. Egoistische Entscheidungen für die Karriere kann man für eine Vereinssuche treffen (Daran haben sich die Fans ja leider gewöhnen müssen), die Nationalmannschaftskarriere sollte nicht so entschieden werden. Wer sich bei der Entscheidungsfindung dann noch von Mätzchen beeindrucken lässt wie "der berühmte Ex-Spieler XYZ (bei #7 war es Davor Suker) hat mich extra besucht, um mich zu überzeugen", macht meines Erachtens einen Fehler.
Ich bin der Meinung, ein Doppelbürger, der sich gegen die Schweiz entscheidet, sollte in der NLA als Ausländer eingestuft werden (belastet Ausländerkontingent). Wenn einem Spieler der Status als Nationalspieler Land XY so viel wert ist, wird er diesen Faktor in Kauf nehmen.
Ich denke einfach, dass Fairness und Dankbarkeit fragwürdig sind, wenn man die ganze Ausbildung und Fussballschule eines Verbandes in Anspruch nimmt, profitiert, die Juniorenauswahlen spielt, und dann nach der U21 einfach den dicken Stinkefinger hervornimmt und aus lauter Freude über die Unterstützung für ein anderes Land spielen geht, das vorher noch keinen Finger gerührt hat.
#7 hat sich für das Land seiner Eltern entschieden, er wird damit leben müssen, dafür kritisiert zu werden. Vor Allem auch damit, dass sein Entscheidungsprozess meines Erachtens eine dicke Portion Opportunismusverdacht ausgestrahlt hat. Meine Meinung.
(Ich gehe aber nicht hin und kritisiere #7 dafür, die CH-Nati intressiert mich als Nati-Modefan unter dem Strich zuwenig, als das mich das ernsthaft genervt hätte).