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CHRISTIAN GROSS - EIN TRAINER AUF DER SUCHE NACH DER RICHTIGEN MISCHUNG

Inkonstant. Der neue Goalie Franco Costanzo - eines der vielen FCB-Probleme. Foto Hans-Jürgen Siegert
MARCELROHR
Der FCB-Coach verlangt von seinen Profis heute im Cupspiel gegen den FCLiestal (18.30 Uhr) einen deutlichen Sieg. Alles andere wäre peinlich. Die Stimmung rund um die Mannschaft ist gereizt.
«Franco Costanzo bleibt im Tor.» Es ist bemerkenswert, wenn der Trainer vor einem Wettbewerbsspiel bestätigen muss, dass seine Nummer 1 nicht auf die Reservebank wandert. Doch Christian Gross will seinem neuen Keeper aus Argentinien weiterhin das Vertrauen schenken, obwohl der drei Millionen Franken teure Schlussmann bei der 1:2-Niederlage in Vaduz erneut danebengriff - was einem Teil der Medien sofort die Möglichkeit gab, eine neue Polemik zu entfachen.
Costanzos Leistungen sind nicht so, wie sich das der Trainer vorstellt. Wenn dies das einzige Übel wäre, hätte Gross kleine Sorgen - das Gegenteil ist der Fall. «Wir reagieren nur, statt das wir agieren», hat der Zürcher ausgemacht. Noch vernichtender wiegt die Tatsache, dass seine von ihm stets hochgelobte Achse mit Daniel Majstorovic, Ivan Ergic und Mladen Petric die Mannschaft nicht trägt, sondern eher destabilisiert. «Es fehlt auch an der Kommunikation», sagt Gross, «und ich werde mit den Leistungsträgern nochmals reden müssen. Gewisse Probleme sind einfach da.» Der Trainer analysierte auch gestern ruhig und sachlich, so wie meistens in sportlich schwierigen Tagen.
Doch nicht alle im Verein haben einen tiefen Puls wie der Coach. Wer in den Kabinengängen von Vaduz die Ohren spitzte, hörte von Spielern und Betreuern Worte wie «Alibifussball» und «Angsthasengekicke». Das mag in der ersten Enttäuschung verständlich tönen, spiegelt aber auch die Tatsache, dass der eine odere andere mit seiner Geduld am Ende ist. Zur Erinnerung: Vaduz rangiert auf dem zwölften Tabellenrang - und dies in der Challenge League. Von den letzten sechs Spielen hat der FCBasel deren vier verloren.
Das Manko. Auffallend ist, dass einige Spieler keine sichtbare Leidenschaft zeigen. Ein Manko, das Ruedi Zbinden in Vaduz schon in der Pause auffiel. «Wir verlieren viel zu viele Duelle», kritisierte der Chefscout ungewohnt scharf, «und im Angriff muss man die eine oder andere Chance halt eben auch mal verwerten.» Mit versteinertem Gesicht nahm dann später auch Zbinden die Niederlage zur Kenntnis, ebenso wie der fast komplett anwesende Vereinsvorstand.
Für die heutige Partie gegen den interregionalen Zweitligisten FCLiestal kündigt Gross das Debüt der neu verpflichteten Offensivspieler Delron Buckley (28) und Cristiano (25) an. Sie sollen neuen Schwung ins Gefüge bringen.
Das Problem. Erste Opfer für die Ersatzbank könnten Mile Sterjovski und Bruno Berner sein. Doch gelöst hat Gross damit sein Problem kaum: Auch den formschwachen Majstorovic, Ergic und Petric würde eine Denk- oder Verschnaufpause auf der Bank wohl guttun. Doch solange bewährte Kräfte wie Smiljanic und Eduardo weiterhin verletzt ausfallen, sind Gross in Sachen Aufstellung die Hände gebunden. Und deshalb wird sich die Suche nach der richtigen Mischung sicher noch weit bis in den September hineinziehen.
Das stimmt nicht sehr optimistisch, doch Gross lässt sich nicht beirren: «Wir schauen nach vorne. Das sollte man im Fussball sowieso immer.»