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BASEL. ZUM ERSTEN MAL IN DIESER SUPER-LEAGUE-SAISON WAREN WIEDER ZUSCHAUER IM ST.-JAKOB-PARK

Strafe. Noch zwei Spiele bleibt die Muttenzer Kurve gesperrt. Foto Stefan Holenstein
PHILIPPLOSER
Die Muttenzer Kurve gesperrt, der Rest gut gefüllt: Etwas über 19000 Fans sahen gestern den Sieg des FCB gegen den FC Thun im St.-Jakob-Park - und versuchten wacker, Stimmung zu machen.
Es war schon einfacher, in den St.-Jakob-Park zu kommen. «Was passiert mit meiner Adresse?», will ein älterer Herr vor dem Kassenhäuschen beim Sektor D wissen. «Nichts, nichts», antwortet die Dame hinter Glas und schaut angestrengt in den Computer. «Wirklich?» - «Ja, ja.» Die Verkäuferinnen haben ihre liebe Mühe mit den neuen Sicherheitsbestimmungen. Einmal fehlt eine ID, einmal steht der falsche Name auf der Saisonkarte, einmal will jemand seine Adresse nicht preisgeben. Stress und schlechte Stimmung. Und ja, in zwei Minuten beginnt der Match. Hat man seine Tickets endlich, wirds nicht einfacher. Schirme: verboten. Taschen über 25 Zentimeter Breite: verboten. Nur sagt das einem niemand. Anstehen, anstehen und dann staunend die neuen Regeln zur Kenntnis nehmen. Das Spiel hat jetzt angefangen.
Hat es das wirklich? Die Spieler bewegen sich zwar, haben ihre originalen T-Shirts an (das Einlaufen kann es nicht mehr sein), und auch der Schiedsrichter steht auf dem Rasen und fuchtelt wild mit seinen Armen. Aber interessieren tut das anscheinend niemanden. In stiller Bedächtigkeit sitzen die knapp über 19000 Fans auf ihren Sitzen und beobachten das durchaus muntere Geschehen auf dem Rasen. Plötzlich rattert es. Da, die Werbebanden! Sie drehen sich! Und man hört es!
Die leere kurve. Der Blick durchs Rund und auf die leeren Sitze im Sektor D. Die Fans, die normalerweise in der Muttenzer Kurve für Stimmung sorgen, mussten zuhause bleiben. Noch zweimal wird der FCBvor einem leeren Sektor D spielen, und geht es nach dem harten Kern der FCB-Fans, noch einige Zeit länger: Als Protest gegen die nach den Krawallen vom Mai getroffenen Massnahmen (Registrierung der Jahreskarte, Fahnenpass etc.) sollen die Heimspiele des FCB boykottiert werden.
Gerade in den Anfangsminuten des Spiels gegen den FCThun wird das Fehlen der Anhänger in der Muttenzer Kurve ziemlich deutlich. Das Publikum heute reagiert nur - es agiert nicht. Pfeift der Schiedsrichter, pfeifen die Zuschauer, spielt Petric einen gelungenen Pass, applaudieren die Zuschauer. Und dazwischen Stille.
Jedenfalls bis zur 18. Minute. «FC Basel schiess none Goal!», dreissig Sekunden lang, Intensität nicht wirklich übel. Die Fans merken langsam, dass ihnen heute die Muttenzer Kurve nicht zur Verfügung steht. Die sechs starken Minuten des FCB machen es einfacher. Und Zdravko Kuzmanovic. Beim 1:0 rennt er wild vor den Sektoren B und C hin und her und fordert mehr Unterstützung von seinem Publikum. Es wird ihm gewährt.
Ja, einige hüpfen jetzt sogar! Und ganz Wagemutige starten in der 41. Minute ein Experiment. Nach zwei eher jämmerlichen Versuchen klappt es denn auch tatsächlich: Eine astreine Welle geht durchs Stadion. Die Fans beklatschen sich - und setzen sich dann wieder gesittet auf ihre Plastikstühle.