Das Ende einer grossartigen Ära beim FCBasel

SEIT ANDERTHALB JAHREN VERLETZT, AB JUNI OHNE VERTRAG - MURAT YAKIN (31) WIRD DEN SCHWEIZER MEISTER VERLASSEN
MARCELROHR
Die Trennung zwischen dem FCB und seinem Captain hatte sich abgezeichnet.
Als Murat Yakin gestern um 12.30 Uhr das St.-Jakob-Stadion betrat, hatte er ein mulmiges Gefühl, «weil mir klar war, dass bald ein Abschnitt meines Lebens zu Ende geht». Und so war für den Innenverteidiger keine Überraschung, was er von Trainer Christian Gross und Vizepräsidentin Gigi Oeri zu hören bekam: Der FCBasel wird den am 30. Juni auslaufenden Vertrag nicht verlängern.
Gross legt Wert auf die Betonung, «dass die komplette Vereinsleitung sowie die sportliche Führung übereinstimmend entschieden haben». Es gab also keine Pro- und Contra-Fraktionen, und diese These bestätigt auch der Spieler: «Mir war schon seit ein paar Wochen klar, dass mein Vertrag nicht verlängert wird und dass ich keine Forderungen stellen kann.»
Wie auch: Am 9. Oktober 2004, beim 2:2 gegen Israel, bestritt Yakin das letzte seiner 50 Länderspiele, ehe er sich auswechseln liess und «auf allen vieren» durch die Garderobe kroch. Die Rückenmuskulatur war völlig verspannt. Was zuerst nach einer Pause von ein paar Wochen aussah, verschlimmerte sich im Laufe der Monate zusehends. Mal konnte der Captain nur joggen, mal nur sitzen, mal kaum liegen. Die Schmerzen kamen abwechselnd aus dem Beckenbereich und den Lendenwirbeln.
Geplatzter Deal.
Im Sommer 2005 schien der Münchensteiner auf bestem Weg zurück. Doch Tage vor dem Saisonstart gab es Aufregung, als der 1. FC Köln den knapp 32-Jährigen verpflichten wollte. Mit dem Bundesligisten war sich Yakin schnell klar, doch in letzter Minute liess er den Deal platzen. «Schon damals», erinnert sich Yakin, «spürte ich, dass mein Körper nicht bereit dazu war.»
Im August kam es in der Super League zu einem 45-minütigen Comeback gegen den FCZürich - es sollte sein letzter Auftritt im Dress des FCBasel sein. Denn rasch kamen die Schmerzen zurück. Im Herbst entschied sich Yakin zu einer Operation. Doch auch als die Verknöcherungen und Ablagerungen an den Lendenwirbeln beseitigt waren, stellte sich nicht die erhoffte Besserung ein.
Yakin klapperte Praxis um Praxis ab. Stundenlang liess er sich behandeln, immer mit dem Ziel vor Augen: «Ich trage nochmals das Dress des FCBasel. Denn solange mir kein Arzt sagen kann, ich sei sportinvalid, so lange kämpfe ich.»
Seine Zukunft.
Die Genesung steht bei ihm im Vordergrund, nicht ein möglicher Transfer zu den Young Boys, wie da und dort bereits spekuliert wird. Nächste Woche wird er das Trainer-B-Diplom machen. In diesem Bereich sieht er seine Zukunft.
Yakin begann seine Karriere beim FCConcordia. 1992 holte ihn Sportdirektor Erich Vogel zu den Grasshoppers. Vier Jahre später zog es ihn zum VfB Stuttgart, wo er jedoch - wie sein Bruder Hakan Jahre später - nie glücklich wurde. Auch bei Fenerbahce Istanbul fand er keinen Seelenfrieden. Im Winter 2000 stiess er erstmals zum FCB, dann, gut ein Jahr später nach einem missglückten Auftritt in Kaiserslautern, ein zweites Mal.
Es war der Anfang einer grosse FCB-Ära mit 114 Meisterschaftsspielen in Rotblau, 26 Toren, geprägt mit drei Meistertiteln, zwei Cup-Erfolgen sowie dem unvergessenen Einzug in die Champions League 2002. «In den Herzen der FCB-Fans», sagt Gross, «wird Muri seinen Platz behalten.»
Ein würdiger Abschied ist im Rahmen des FCZ-Spiels am 13. Mai geplant.
Drei Gestandene, ein Junger
Innenverteidigung.
Seit der Winterpause weiss Chefscout Ruedi Zbinden, dass Alexandre Quennoz seinen Vertrag beim FCB nicht verlängern will:«Das hat er uns klipp und klar gesagt.» Zbinden will mit dem 27-jährigen Verteidiger noch einmal das Gespräch suchen, doch deutet einiges darauf hin, dass Quennoz seine Karriere an anderer Stelle fortsetzt - bei Lausanne-Sports zum Beispiel, das ihm schon vergangenen Sommer Avancen gemacht hat. Grundsätzlich geht Zbinden von drei gestandenen Innenverteidigern und einem jungen aus. Boris Smiljanic und Daniel Majstorovic erfüllen die erste Anforderung; Damir Dzombic ist der Novize, dessen Entwicklung durch einen Kreuzbandriss unterbrochen ist.
Grossgewachsen, aber nicht unbedingt über 1,90 Meter, kopfballstark sowohl defensiv wie offensiv, dynamisch und mit guter Schnelligkeit ausgestattet und um die 22 Jahre alt - so ungefähr sieht das Anforderungsprofil für einen Innenverteidiger aus, nach dem der FCB nicht erst seit gestern Ausschau hält. «In der Schweiz ist im Moment aber keiner ein Thema für uns», so Zbinden.
cok