Willkommen zum Grande Finale
von Thomas Riesen / Montag, 27. März 2006
Seit wann ist der FC Basel Leader in der Super League und wer - ausser dem Serienmeister - konnte zuletzt diesen Etappenerfolg verbuchen? Wenn Sie das nicht wissen, gehören sie zur Mehrheit. Doch noch hat nicht die ganze Fussball-Schweiz aufgegeben, ein Club leistet erbittert Widerstand – der FC Zürich.
Am Mittwoch treten die Spieler vom Letzigrund ihre Reise auf «die andere Seite der Geleise» an, überschreiten die magische Bahnlinie. Mit einem Sieg im Nachtragspiel der 22. Runde gegen GC kann die Mannschaft von Trainer Lucien Favre die temporäre Tabellenführung übernehmen. Die Liga lebt.
Der Zaubertrank dazu ist eine Mischung aus neuer Stärke und überraschender Schwäche. Die Zürcher setzten zwar auf junge Spieler, aber im Unterschied zu früher haben sie auch viel Talent eingekauft. Unter Führung einiger Routiniers blüht die Mannschaft auf und zeigt in der Meisterschaft konstante Leistungen. Vor allem Letzteres ist neu.
Gleichzeitig zeigen die lange Zeit souveränen Basler ungewohnte Defizite. Die Wechsel haben Spuren hinterlassen und bei objektiver Betrachtung muss man zum Schluss kommen, dass einige Transfers nicht über alle Zweifel erhaben sind. Dazu kommt die Belastung durch viele, internationalen Einsätze. Die Galaktischen sind greifbar geworden.
Wer wird Meister? Können Christian Gross und seine Mannen noch einmal die berühmte Schippe auflegen oder gelingt den jungen Wilden vom Letzigrund der Coup? Angesichts der vielen eigenen Spieler, welche Lucien Favre erfolgreich in die erste Mannschaft integriert hat, wäre das bemerkenswert und der Beweis, dass man auch mit guter Nachwuchsarbeit Erfolg haben kann.
Sollte die Liga bis zur letzten Runde spannend bleiben, haben die Macher des Spielplanes einen besonderen Treffer gelandet. Am 13. Mai treten im St. Jakob Park zu Basel der FCB und der FCZ gegeneinander an. Aus fussballerischer Sicht könnte das wie ein Sechser im Lotto mit Ansage werden. Hinweise über den möglichen Ausgang liefern die Direktbegegnungen: Basel führt diese Saison mit 7:1 Punkten.
Doch bis zum möglichen, grossen Finale ist es noch ein weiter Weg. Die Basler spielen am 2. April gegen YB, denen man zu Saisonbeginn die Rolle des ersten Verfolgers zugeteilt hatte. Aber die Berner haben diese Erwartungen nie erfüllt. Die weiteren Gegner im Joggeli heissen St. Gallen, Thun und eben - FCZ. Dazu kommen als Schweizer Reiseziele Bern, Aarau, Yverdon, La-Chaux-de-Fonds, Schaffhausen und der Hardturm Zürich.
Der FC Zürich empfängt bis zum möglichen «Grande Finale» Schaffhausen, YB, Aarau und Yverdon. Als Auswärtsspiele stehen GC, Schaffhausen, St. Gallen, Xamas und Thun auf dem Programm. Dazu eben jenes ominöse und bereits mit Spannung erwartete Treffen im Schweizer Fussballherz.
Wer das Rennen machen wird, ist schwer zu sagen. Aus Erfahrung ist beim FCZ Vorsicht geboten, eben auch weil es eine junge Mannschaft ist. Es stellt sich die Frage nach der Konstanz. Bleiben weitere Einbrüche wie im Cup gegen YB aus? Wie verhält sich Talent unter besonders grossem Druck? Versagt der Kopf und damit auch die Beine?
Wie es beim FCB weitergeht, entscheidet sich vor allem auf internationaler Bühne. Je länger das Team von Christian Gross im Uefa-Cup dabei ist, umso grösser ist die Gefahr eines nationalen Ausrutschers – trotz aller Routine. Das belegt auch das Beispiel FC Thun. International machten die Berner Oberländer von sich reden, in der Meisterschaft haben sie bestenfalls dekorativen Charakter.
Unabhängig davon wer am Schluss die Nase vorn hat, ist eines klar: Je länger die Liga spannend bleibt, umso besser ist es für den Schweizer Fussball. In diesem Sinne ein kräftiges «Hopp FCB» nach Basel und ein ebenso kräftiges «Hopp FCZ» nach Zürich. Möge der Bessere gewinnen…
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