BERN - Die Neutralität der Schweiz angesichts des Grauens des Holocaust war ein Verbrechen, genauso wie die Täterschaft Österreichs und die Kollaboration in Frankreich. Das sagte Israel Singer, Vorsitzender des Jüdischen Weltkongresses, in Berlin.
Die Äusserung Singers an der zentralen deutschen Gedenkveranstaltung zum 60.*Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau in Berlin wurde in der Schweiz mit Empörung aufgenommen.
Für die Schweiz sei dieser Vorwurf nicht akzeptabel, sagte Erwin Jutzet (SP/FR), Präsident der Aussenpolitischen Kommissin (APK) des Nationalrats, in der "Tagesschau" von SF DRS. Es seien schliesslich nicht die Schweizer gewesen, die die Menschen in die Konzentrationslager geschickt hätten.
Der Holocaust sei ein Verbrechen gewesen, eine Perversion und unentschuldbar, sagte Peter Briner (FDP/SH), Präsident der APK des Ständerats, in derselben "Tagesschau". Die Schweiz sei damals von nationalsozialistisch besetzten Ländern umgeben gewesen, stimmte er Jutzet bei. Sie habe Flüchtlinge aufgenommen, wenn auch nicht alle.
Ausserdem sei die Schweiz eines jener Länder, die ihre Geschichte aufgearbeitet haben, sagte Briner weiter.
Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wollte Singers Äusserungen in Berlin nicht kommentieren. Das sagte Sprecher Ivo Sieber gegenüber der Nachrichtenagentur sda auf Anfrage.
Quelle: Tagesanzeiger


