
Paul-Grüninger-Stadion in St. Gallen
Das Stadion des St. Galler Fussballklubs SC Brühl wird nach dem ehemaligen Polizeikommandanten und Flüchtlingsretter Paul Grüninger benannt. Grüninger wurde einst als linker Flügel mit dem SC Brühl Schweizer Meister.
Der spätere Flüchtlingsretter gehörte 1914/1915 zur Mannschaft des SC Brühl, die den Schweizer Meistertitel holte, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet. Nun will der heutige Zweitligist SC Brühl sein Stadion nach Grüninger benennen, wie Klubpräsident Roland Gnägi bestätigte.
Grüninger hatte nicht nur für Brühl gespielt, er war auch Präsident des Vereins. Der Stadtrat ist laut Gnägi mit dem Namen «Paul Grüninger-Stadion» einverstanden. Die Stadt ist Besitzerin der Sportanlage im Stadtteil Krontal, die zur Zeit saniert wird. Die Wiedereinweihung ist für den 20. Mai geplant.
Kein Geld für Stadion-Namen
Anders als beim FC St. Gallen, der sein neues Stadion als «AFG-Arena» millionenschwer vermarktet, bringt der Name Paul Grüninger dem SC Brühl keinen Franken. Doch Grüningers Tochter, Ruth Roduner, zeigte sich begeistert: «Mein Vater würde sich sehr darüber freuen.»
Von 1925 bis 1939 war Grüninger Polizeikommandant des Kantons St. Gallen gewesen. Während des Zweiten Weltkriegs rettete er, zum Teil mit gefälschten Papieren, Hunderte von jüdischen Flüchtlingen, die aus Deutschland und Österreich in die Schweiz gekommen waren. Dafür wurde er 1939 fristlos entlassen, vor Gericht gestellt und zu einer Busse verurteilt.
Danach kam für den damals 48-Jährigen eine schwierige Zeit. Er wurde allgemein gemieden - auch von seinen Klubkollegen des SC Brühl - und fand nie mehr eine feste Anstellung. Ab 1955 wohnte er in einer bescheidenen Wohnung im rheintalischen Au. Erst kurz vor seinem Tod 1972 wurde Grüninger von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als «Gerechter aus den Völkern» ausgezeichnet. Zeitungen in zahlreichen Ländern berichteten über den Flüchtlingsretter aus Au.
Späte Rehabilitierung
Die St. Galler Regierung rehabilitierte Grüninger 21 Jahre nach seinem Tod, im Herbst 1993, nachdem Stefan Kellers Buch «Grüningers Fall» erschienen und der Verein «Gerechtigkeit für Paul Grüninger» aktiv geworden war. 1995 hob das Bezirksgericht St. Gallen das seinerzeitige Urteil gegen Grüninger auf. (grü/sda)
Paul Grüninger (* 27. Oktober 1891 in St. Gallen; † 22. Februar 1972 in St.Gallen) war Polizeihauptmann in St. Gallen (Schweiz), der in der Zeit unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg mehreren hundert, vielleicht einigen tausend Jüdinnen und Juden das Leben rettete, indem er ihnen illegal die Einreise in die Schweiz ermöglichte. Bereits 1939 wurde er für dieses Vergehen vom Dienst suspendiert und 1940 wegen Amtspflichtverletzung verurteilt. Erst 1995, 23 Jahre nach seinem Tod, hob das Bezirksgericht St. Gallen das Urteil gegen ihn auf und sprach Paul Grüninger frei. 1998 bezahlte die Regierung des Kantons St. Gallen an die Nachkommen Grüningers eine Entschädigung. Mit dem Geld wurde die Paul-Grüninger-Stiftung gegründet, die sich u. a. für heutige Verteidiger von Menschenrechten einsetzt.
In St. Gallen, Jerusalem, Kiriat Ono, Zürich und Stuttgart tragen Strassen und Plätze den Namen Paul Grüningers. In Wien ist 1997 die neue Schule in der Hanreitergasse im 21. Wiener Gemeindebezirk nach ihm benannt worden. Diese Schule wurde 1996 nach den Plänen der Architekten Gustav Peichl und Rudolf Weber erbaut.