Do händrs
Nachahmer schrecken Red Bull nicht
Trotz erfolgreicher Energy-Drink-Eigenmarken von Migros und Coop bleibt der Marktführer gelassen
WIDNAU. Stutzen Migros und Coop dem führenden Energy-Drink-Hersteller Red Bull die «Flüüügel»? Diese Frage stellt sich, nachdem M-Budget wie Prix Garantie preisgünstige Eigenmarken anbieten.
HANSRUEDI WIESER
Rund zwei Jahrzehnte nach der Gründung von Red Bull im Jahr 1984 durch den Österreicher Dieter Mateschitz wird zur Zeit im Widnauer Industriegelände Unterletten durch die Rauch Schweiz AG ein Abfüllbetrieb für Red Bull erstellt. Kurz vor der Inbetriebnahme beginnen die zwei führenden Grossverteiler in der Schweiz den Marktleader mit Eigenmarken zu konkurrenzieren. Diese werden übrigens beide in Österreich hergestellt - nicht bei Red Bull.
Eine Milliarde Dosen jährlich
1987 wurde Red Bull auf dem österreichischen, 1992 auf dem ungarischen Markt eingeführt. Inzwischen ist dieses In-Getränk in über 100 Ländern erhältlich. Die Red Bull GmbH hat weltweit 1850 Mitarbeitende, von denen etwa 200 am Zentralsitz in Fuschl am See unweit von Salzburg arbeiten. Pro Jahr werden nach eigenen Angaben über eine Milliarde Dosen Red Bull konsumiert. Nach Österreich hatte die Schweiz bis anhin den höchsten Pro-Kopf-Konsum. Ob dies so bleibt, ist ungewiss. Seit April hat die Migros ihren preisgünsti- gen eigenen «M-Budget Energy Drink» im Angebot. Und vor einem Monat hat Coop mit dem «Prix Garantie Energy Drink» nachgezogen.
Energy-Drinks als «Knüller»
«Wieviel Red Bull wir dieses Jahr gesamtschweizerisch verkauft haben, kann ich nicht sagen», erklärt Urs Peter Naef, Mediensprecher des Migros Genossenschafts-Bundes. «Was wir wissen ist, dass wir seit Mitte April dieses Jahres monatlich zwischen 1,7 und 1,8 Millionen Dosen M-Budget Energy Drinks absetzen.» Genaue Zahlen sind von der regionalen Migros Ostschweiz erhältlich: «Wir haben in unserem Einzugsgebiet seit Jahresbeginn 600 000 Dosen Red Bull verkauft und seit Ende April rund 1,9 Millionen Dosen M-Budget Energy Drink», sagt Friedrich Kugler. Es handle sich bei diesem Produkt ganz klar um einen Wachstumsmarkt. «Das Potential ist noch längst nicht ausgeschöpft», ergänzt er. Zum Marktverlauf soviel: «Nach der Einführung der neuen M-Budget-Linie hat der Verkauf von Red Bull bis Ende Juni sogar noch weiter zugenommen. Seither sind die Umsätze tendenziell leicht rückläufig, aber keineswegs in einem dramatischen Umfang.» Bei der Migros ist man der Meinung, dass die M-Budget-Linie Red Bull nur unwesentlich «kanibalisiert», da sie klar zu einem Mehrumsatz führt.
Nicht identisch mit Red Bull
Urs Peter Naef betont, dass der M-Budget Energy Drink nicht identisch ist mit Red Bull. Dass die Eigenmarke nur Fr. 1.20 pro Dose kostet, Red Bull hingegen Fr. 2.10 ist bei letzterem dem Status des Markenartikels mit verbindlichem Verkaufspreis zuzuschreiben. Bei M-Budget-Artikeln handelt es sich stets um «Eigenentwicklungen» der Migros. Das darf nicht mit preisreduzierten Artikeln aus dem normalen Sortiment verglichen werden. Ähnliches ist von Karl Weisskopf, dem Mediensprecher am Coop-Hauptsitz in Basel, zu hören. Nach einem Monat fehlen bei Coop aussagekräftige Zahlen. Aber: «Die Einführung ist sehr gut gelaufen», erklärt Weisskopf. Und meint: «Das hat natürlich Auswirkungen auf den Absatz von Red Bull.» Bei Red Bull Schweiz im zugerischen Baar sind kurzfristig und sowieso telefonische Auskünfte nicht zu bekommen. Red-Bull-Sprecherin Alexandra Hermann bestätigt aber auf Anfrage die Richtigkeit von Aussagen gegenüber einer grossen Schweizer Tageszeitung, es sei nur logisch, dass andere Firmen mit ähnlichen Produkten dem Marktführer den Erfolg streitig machen wollten. Dass man in Baar gelassen bleibt, hat einen Hauptgrund. Schon vie-le hätten versucht, Red Bull mit Konkurrenzprodukten die Marktherrschaft streitig zu machen. Das sei jedoch nicht gelungen.
Quelle:
Tagblatt