WolfgangO hat geschrieben:Quelle:
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Der große Kater
VON FRANK NÄGELE, 22.07.05, 20:02h
Rettig und Rapolder waren überrascht, als Murat Yakin plötzlich von daheim schwärmte.
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Köln - Am Tag danach war der Kater beim 1. FC Köln noch kein bisschen geringer. Kein Verein wirft sich gerne vor einem Spieler in den Staub, um nachher von ihm an der Nase herumgeführt zu werden. Genau das ist den Verantwortlichen des Bundesliga-Aufsteigers bei Murat Yakin passiert. Die Verantwortlichen geben sich keine Mühe, das zu verhehlen. u201EMit einer Nacht drüber schlafen sehe ich es sou201C, erklärte Manager Andreas Rettig, u201Eder Spieler hat uns in einer Phase, wo wir das gar nicht brauchen können, 14 Tage Zeit gestohlen, wir haben in der Frage der Außendarstellung nicht gerade Pluspunkte sammeln können. Und außerdem fehlt uns jetzt immer noch der Abwehrmann, den wir gerne noch verpflichten würden.u201C
Das alles ist zweifellos wahr. Der Ärger des Vereins wird so richtig deutlich erst vor dem Hintergrund der Chronologie des misslungenen Transfers. Vor zwei Wochen bereits war Murat Yakin, der 30-jährige Nationalspieler des FC Basel, heimlich nach Köln geflogen worden. Der Klub wollte ihm die Größe und Bedeutung des Ortes zeigen, für den sein Herz künftig schlagen sollte. Besonders von einer Nachtführung durchs Rhein-Energie-Stadion soll sich der gedachte Abwehr-Chef beeindruckt gezeigt haben. Die sportliche Führung des FC unter Uwe Rapolder (u201Eso einen guten Fußballer wie Yakin haben wir hier nichtu201C) frohlockte bereits. Von da an riss der Kontakt zu dem Problem-Profi nicht mehr ab. Er tauchte zum Test des FC gegen Grashoppers Zürich in Winterthur auf, hielt die Verantwortlichen stets auf dem Laufenden über die Heilung seines Muskelfaserrisses. u201EAlles war positivu201C, erklärt Andreas Rettig, u201Ewir kannten doch auch seinen Ruf und haben ihm tief in die Augen geschaut. Er vermittelte wirklich das Bild des Profis, der es noch mal hundertprozentig wissen will, der es in der Bundesliga noch mal allen zeigen will.u201C Bei einem zweiten Gespräch war Vizepräsident Jürgen Glowacz anwesend, und anscheinend war auch sein Eindruck so positiv, dass selbst der zweifelnde Vorstand grünes Licht gab.
Mit dem FC Basel gab es entgegen anders lautender Gerüchte offenbar ohnehin nie Probleme. u201EWir waren mit denen längst klaru201C, sagt Rettig. Und natürlich auch mit dem Spieler, der am Mittwoch zur medizinischen Untersuchung in Köln erschien. Als Yakin für rundum gesund und fit befunden war, schien es keinen Zweifel mehr am Gelingen des Transfers zu geben. Er wurde eingekleidet, absolvierte am Donnerstag zwei Trainingseinheiten. Morgens lief der Schweizer eine Runde um den Decksteiner Weiher, am Nachmittag beeindruckte er im Teamtraining mit seinen Schuss- und Passkünsten. Für Freitag, 12 Uhr, hatte der Schweizer schon einen Termin beim Physiotherapeuten. Am Sonntag sollte er spielen.
Aber was dann kam, hätten sich die Kölner im Traum nicht einfallen lassen. Bei der Besprechung am Nachmittag zog Yakin plötzlich die Stirn in Falten. u201EEr sagte, er habe eine unruhige Nacht hinter sich, er habe Zweifel bekommen und wolle noch eine Nacht drüber schlafenu201C, sagt Rettig, u201Edann haben der Trainer und ich ihn mal kurz rausgeschickt und die Reißleine gezogen. Wir hätten auch noch versuchen können, ihn umzustimmen, aber das wollten wir nicht, nicht bei einem Spieler mit dieser Vorgeschichte. Wenn da nur ein Prozent fehlt, können wir den Transfer nicht machen.u201C
Was in Yakin vorging, ist allen ein Rätsel. Der Verdacht, er habe den FC zum Pokern benutzt und von anderer Seite ein besseres Angebot erhalten, lag so nahe, dass der FC-Manager den Wankelmütigen angeblich sogar ein Papier unterschreiben ließ, mit dem er sich verpflichtete, zu keinem anderen Klub zu wechseln. Aber was ein solches Papier im Zweifel wert wäre, ist doch sehr die Frage. Am Freitag war Yakin bereits wieder beim FC Basel, der am Abend ein Punktspiel in Thun absolvierte.
Das einzig Greifbare nach der spektakulären Luftnummer ist das Defizit auf den Verteidigerpositionen. u201ESinkiewicz und Schlicke sind derzeit sehr gut drauf, aber wir können nicht mit drei Abwehrspielern in die Saison gehenu201C, sagt Trainer Uwe Rapolder, den Rettig noch einmal ausdrücklich in Schutz nahm: u201EDie Entscheidung Yakin hat nicht der Trainer getroffen, sondern der Verein. Aber im Nachhinein sind wir alle froh, dass es wenigstens so gekommen ist. Lieber drei Tage lang kritisiert werden, als elf Monate einen Spieler auf der Gehaltsliste haben, der nur Probleme macht.u201C