team17 hat geschrieben:Aficionado hat geschrieben: ↑18.03.2024, 17:46
Gurkensalat hat geschrieben:
Du bist der eigentlichen Frage ausgewichen.
Was ist denn für dich ein akzeptabler Einstiegslohn? Und ganz ehrlich muss man auch sagen, dass der Einstiegslohn ja nicht viel aussagt. Mit ein bisschen Intelligenz und Interesse steigt man im Lohngefüge dieser Branchen ja relativ schnell auf.
Was bedeutet eigentlich „Verbrauchsmaterial verticken „ ?
Erwartest du, dass man sich mit dem Einstiegslohn nach 2 Jahren ein EFH mit 200m2 Umschwung kaufen kann?
Verbrauchsmaterial verticken = Verkäufer (Kunden, die im Lab arbeiten, besuchen und sie von neuen/anderen Produkten überzeugen).
Ich habe nicht den Anfangslohn zum Thema gemacht. Es geht mir nicht um den Anfangslohn, sondern um einen adäquaten Job mit dieser hoch abspruchsvollen Ausbildung.
Es kann nicht sein, dass jemand nach 10 Jahren Studium, Labormaterial verkauf, den ganzen Tag an einer Messe rumsteht oder an einer Gewerbeschule Chemie unterrichtet. Das kannst du auch mit einer Laborantenausbildung oder höchstens FH. Das ist Resourcenverschwendung ^10. Viele ausländische Chemiker:innen mit PhD sind als Verkäufer:in tätig. Schweizer studieren nicht mehr Chemie oder Naturwissenschaften, da ihnen womöglich dasselbe blühen wird.
Im schlimmsten Fall fängst dann mit 6000 (ich weiss es nicht genau) Pippen beim Blocher an an und bevor du dich hochgearbeitet hast, ist dir das Ganze verleidet.
Dann gehst du halt als Chemiker Betriebswirtschaft studieren, machst den MBA und gut ist (Frau Badran kann ein Liedlein singen).
Oder Jus, so kannst noch im "regulatory" arbeiten. Für das brauchst du kaum einen PhD in Chemie.
Ich schreibe aus Erfahrung. Kenne einige solcher Leute. Beispiele sind echt.
Kenne immer mehr Chemiker PhD aus Spanien, Italien, Frankreich, Portugal, Uruguay, Brasilien.
Arbeiten vereinzelt als Laboranten.
Es blüht keinem, der nicht bewusst in den Verkauf oder Lehrerberuf will, dass er in solch einem Job endet wenn er hier ein Chemie Studium absolviert hat. Das stimmt einfach nicht. Und auch bei der Dottikon bekommst du mehr als 6k Einstiegslohn mit einem Phd.
Die einzige Person welche ich kenne, und keinen Job innerhalb normaler Frist in der Industrie gefunden hat, war eine Postdoc aus Spanien. Sie konnte nach 5 Jahren Postdoc in Basel aber auch noch keinen ganzen Satz auf Deutsch sagen. Da wird es halt schwierig. Vielleicht ähnliche Probleme bei den Leuten die du kennst? Oder kommen von Unis die man im Ausland nicht wirklich kennt, und man darum die Qualität des Studiums nicht einschätzen kann?
Für die RA braucht es auch überhaupt kein Jus Studium, das bringt einem doch bei Fachdiskussionen mit den Gesundheitsbehörden gar nichts. Da arbeiten (bei uns) alles Leute mit einem PhD in Chemie.
Ich frage mich ja schon ob ich in einer kompleten Blase lebe oder du, aber unsere Eindrücke sind so was von verschieden. Das kann eigentlich nicht sein.
Du lebst in der Pharma-Blase BS, wage ich mal zu behaupten. Es bekommen nicht alle eine Stelle bei big pharma. Ich war auch in versch. Kantonen tätig. Ich spreche von promovierten Abgängern.
Bei Dottikon ES kenne ich den genauen Anfangslohn nicht. In einem vergleichbaren Unternehmen, gleicher Kanton vor 20 Jahren lag der Einstiegslohn PhD bei ca. 6000 CHF. Die Löhne in der Chemiebranche (nicht Pharma) haben sich bestenfalls der Teuerung angepasst. Die Uniabgänger arbeiteten an Pilot Reaktoren und kochten neue Moleküle - Gefahrenklasse unbekannt. Alle aus D, viele vom Östen.
Wenn du in der QC tätig bist, erwartet dich ein langweiliger Kackjob. PhD oft nicht erforferlich aber verlangt, um ein kleines Team zu leiten. Gehalt ausserhalb Pharma eher schlecht.
Dann gehst du halt an einer Schule unterrichten. Die wenigen Schweizer mit PhD die ich kenne arbeiten die allermeisten an der ETH, Uni oder in staatsnahen Betrieben (eawag, Labor Spiez, EMPA,...)
Nicht Pharma und nicht Chemie.
Wenn du auf eine PhD Stelle bei Roche QC (Beispiel, könnte auch Novartis sein) 2000 Bewerbungen bekommst - darunter 25 Schweizer (Beispiel. Ähnliches habe ich schon mehrfach gehört, kenne das genaue Verhältnis nicht), dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du als CHler ins Gras beisst.
Die Anforderung an diesen QC Job halten sich in Grenzen, also kann noch ein wenig am Lohn nach unten gedreht werden.
So läuft der Hase.
Dann kommt es gewiss auch auf die Uni drauf an, das ist korrekt. Später zählen nur noch Publikationen wenn du in der Forschung arbeitest.
Wenn du von einer unbedeutenden Uni kommst und mit PhD als Laborant arbeitest (erlebe ich im Betrieb) , drückst du die Löhne ja trotzdem nach unten. Der Schweizer mit MSc der später dazustösst wird sicher tiefer sein als der Spanier mit PhD. Der Schweizer mit PhD muss sich dem Spanier lohnmässig nach unten anpassen. Usw, usf.....
Aber noch einmal, es ging mir nicht um den Lohn.
Ich frage mich einfach, weshalb es für einen Verkäufer von Verbrauchsmaterial einen PhD benötigt? Ich spreche nicht von analytischen Instrumenten. Ich meine Chemikalien, Probegläschen,....
Sind die Löhne so tief, die Margen zu hoch (ja, sind sie), dass es keine Rolle mehr spielt ob Laborant, BSc, MSc oder PhD?
Frage 2
Wie kann man nur mit dieser Ausbildung, eine stark unterfordernde Tätigkeit ausüben? Nichts anderes gefunden?
Es sind ja keine Einzelfälle.
Frage 3
Warum werden Jobs in BS Pharma fast ausschliesslich nur noch über Job - Agenturen ausgesschrieben, d.h. oft nur noch temporär oder projektbezogen?
Ist das ein attraktiver Arbeitgeber für junge Leute, die nicht wissen was sie studieren, lernen möchten? Tolle Voraussetzungen, wenn du alle sechs Monate dich neu bewerben darfst und jedes Mal dich im neuen Team als Fremdkörper fühlst. Kaum eingelebt, darfst wieder gehen.
Schau dir doch die Jobportale einmal an.
Gesucht: Laborant EFZ, BSc oder MSc. Ja wat denn jetzt??? Die wissen selber nicht was sie brauchen oder können nicht differenzieren - > Diskreditierung des Akademiker-Grades in den Naturwissenschaften!
Ich würde einen grossen Bogen um diese Branche machen wenn ich jung wäre und auch besser Wirtschaft, Geschichte oder Jus studieren.
Nicht falsch verstehen. Ich mag meinen Job als Naturwissenschaftler, würde ihn heute aber nicht mehr erlernen.
Hast du mir eine Antwort auf meine Fragen?
PS: Ich habe nicht behauptet, dass ein PhDler keinen Job findet. Die Frage ist zu welchem Preis und Anstellungsbedingungen.