Faniella Diwani hat geschrieben:Wenn jemand "von den Früchten der Arbeit" lebt, ist es meist nicht derjenige der die Arbeit leistet.
Oder erkläre mal: Welche Form von Arbeit leistet Besitz?
Diese differenzierte Ansicht gefällt mir gut. Dass Besitz ohne eigene Arbeit erreicht werden kann, ist wie du bemerkt hast, an sich ja schon störend. Aber man könnte noch tiefgreifender fragen. Besitz müsste meiner Ansicht nach wieder ein Verdienst werden, nämlich für geleistete Arbeit. Solange aber Besitz dafür eingesetzt werden kann, weiteren Besitz zu verdienen, wird Arbeit entwertet. Je mehr Besitz durch Besitz generiert werden kann, desto weniger steht Besitz für die Honorierung von Arbeit.footbâle hat geschrieben:Und noch eine Replik an dich.
Der markierte Teil ist eine der Mutter aller Fragen schlechthin.
Für mich besteht die Arbeit im Idealfall darin, Besitz zu erwerben. Besitz per se ist natürlich kein Verdienst.
Noch deutlicher: Wer ohne nennenswerte eigene Leistung zu Besitz gelangt, sollte erbarmungslos Steuern abdrücken müssen.
Konkret: Einkommenssteuer massiv reduzieren oder ganz abschaffen. Erbschafts- und Vermögenssteuern brutal erhöhen. Dadurch würden die Schichten durchlässiger und es würde zudem ein Anreiz für Konsum geschaffen.
Die meisten der Leute, die ich kenne, die vermögend sind, haben sehr viel geschenkt erhalten und sehr wenig selber geleistet. Viele haben längst ausgesorgt und tragen ein Minimum dazu bei, die Lasten zu tragen. Das ist störend. Vielleicht werde ich ja im fortgeschrittenen Alter noch Sozialdemokrat.
Indem er Verdienst für sich selber sein kann, entsteht automatisch ein System der Kumulierung von Besitz über Zeit. Diese Entwicklung kann beispielsweise über eine brutale Erbschaftssteuer unterbrochen werden und so verhindern, dass es über Generationen zu massivem Ungleichgewicht kommt. Das Beispiel Jeff Bezoz zeigt, dass es für ein derart massives Ungleichgewicht nicht mehr mehrere Generationen braucht.
Unternehmen sind nicht von einer natürlich begrenzten Lebenszeit betroffen. Ähnlich wie beim Beispiel Bezos wären hier die brutalen Vermögenssteuern zuständig, um das Kapital im Fluss zu halten.
Wie müsste eine Besteuerung von Besitz aussehen, damit kein Anreiz besteht, mehr Besitz zu horten, als man brauchen kann, sondern überschüssigen Besitz in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen?
Oder anders gefragt.
Müsste die Besteuerung von Vermögen die möglichen Einnahmen durch Vermögen nicht mindestens egalisieren, damit der Anreiz gegeben ist, Kapital wieder in den Markt zurückfliessen zu lassen, statt zu horten?
Wäre es dann nicht der elegantere Eingriff, die Möglichkeiten einzuschränken, dass ohne Arbeit aus Besitz mehr Besitz werden kann? Statt die Umverteilung nachträglich über Steuern auszugleichen?