Ich gehe mit dir einig, dass die Planwirtschaft so nicht bis in alle Ewigkeit weitergeführt werden konnte. Bildet der Markt aber nicht im Ansatz Realitäten ab (und das tut er momentan, indem der CHF gegenüber dem Euro je nach Experte um 25 bis 30 Rappen zu hoch liegt), kann das auf Dauer nicht gut gehen. Der Staat hat dann 2 Optionen:Lusti hat geschrieben:Aktienmärke sind was sie sind. Dort wird die Realwirischaft nur teilweise abgebildet. Häufig geht es eher im Psychologie und um Future Trends. Auch ist bisher erst ein Tag vergangen. Jetzt schon schlussfolgerungen zu ziehen finde ich falsch. Auch den Zeitpunkt finde ich gut gewählt:
* der Ölpreis (ebenfalls ein Wirtschaftsfaktor) ist so tief wie schon lange nicht mehr
* die Schweizer Wirtschaft ist im Wachstum
Ja es wird Vierlierer geben und ja, es werden auch Arbeitsplätze gestrichen werden. Aber das ist, so hart es klingt, in einer Martkwirtschaft einfach so. Die Planwirtschaft mit 3 1/2 Jahren Währungsgarantie konnte so nicht weitergeführt werden.
1. Man lässt das alles laufen und findet sich mit den Konsequenzen ab (meiner Erfahrung und Einschätzung nach, ich habe jobbedingt mit vielen Industrieunternehmen zu tun, kann so gut wie kein exportorientiertes Unternehmen eine Währungsüberbewertung in diesem Ausmass über eine längere Zeit (sprich vielleicht 1 Jahr) verkraften. Die Margen in der Industrie sind seit Ende der 80er-Jahre massiv eingebrochen, zudem stellen Phasen der guten Konjuktur, wie wir sie bis gestern erlebt hatten, die einzige Möglichkeit dar, Puffer zu bliden, da die Exportindustrie extremst konjunkturabhängig ist. Diese Möglichkeit ist nun weg, ab nun müssen die kleinen Puffer, welche in den letzten 3 Jahren aufgebaut werden konnten, verwendet werden. Und die werden wie Eis an der Sonne schmelzen.)
2. Man greift ein. Dies kann über die SNB oder über (weniger wirksame) Stützungspakete des Bundes und der Kantone geschehen.
Das ist mir alles bekannt, und du hast im Grundsatz recht. Nur:Lusti hat geschrieben: Auch teilen wir uns zur Erholung des Euro-Raumes die Meinung nicht (sorry, ist wirklich nicht meine Absicht dir immer zu wiedersprechen ...):
Die krassesten Fehler der Eurozone wurde vor Jahren begangen. Dort wurde Länder aufgenommen (z.B. Griechenland), welche Mithilfe von Beratungsunternehmen, im Falle von Griechenland die PWC, die Staatsbilanzen frisiert haben. Gemäss den Euro-Regeln hätte GR niemals in die Eurozone aufgenommen werden dürfen. Als nächstes hat Deutschland kaum 2 Jahre nach der Einfürung die vertraglich abgemachte Schuldenbremse (Fiskalpakt) abgesetzt, der verhindert das ein Euro-Mitglied sich mit mehr als 3% des BIP neuverschuldet oder die Schulden mehr als 60% des BIP ausmachen (Griechenland hatte im 2012 eine Schuldenstand von 157% des BIP im Jahr 2001 (Einfürhung des Euro in GR) 103%). Dazu kommen noch Staaten wie Italien (kaum Reformen, kriselnde Wirschaft, 127% des BIP), Portugal (124% des BIP), Irland (117% des BIP) und sogar Deutschland (82% des BIP). All diese Länder sind gemäss des Fiskalpakts überschuldet. Deutschland macht das mit einer starken Wirtschaft und Wachstum wett, bei den anderen ist die Wirtschaft am Boden (Griechenland hat seit der Krise im 2008 über 1/5 der Realiwirtschaft verloren).
Die EZB versucht nun, das Problem an der Rotations-Druckmaschine zu lösen. Somit ist die Institution welche eigentlich für Preisstabilität sorgen soll zur Schuldensaniererin mutiert. Die strukturellen, politischen und wirtschaftlichen Probleme der Eurozone sind massiv. So ist z.B. Frankreich noch immer damit beschäftigt darüber zu diskutieren, ob und wie Reformen umgesetzt werden. Deutschland ist dort mit Merkel ca. 8 Jahre im Vorsprung.
Alles in allem versucht man nun über eine künstliche Inflation (Geldentwertung) die Schulden noch absolut(also vom Betrag her) aber relativ an der Kaufkraft zu bekämpfen. Lustig wer es dann, wenn dieser Plan scheitert und
A: Die Inflation in eine Deflation umschwenkt (eher nicht, da in diesem Fall noch mehr Geld gedruckt wird)
oder B: Einer Hyperinflation wenn nämlich die Geldmenge erhöht wird, aber die Umlaufgeschwindigkeit (vergleichbar mit dem Lagerumschlag (stock Rotation) eines Unternehmens) und die Transaktionsanzahl gleich bleibt
Das sagt natürlich kein Politiker oder EZB Banker, da diese damit ja zugeben würden, dass man die Situation nicht mehr unter Kontrolle hat. Das sich die Eurozone mittelfristig erholen oder gar in ein Realwachstum der Wirtschaft umschlägt halte ich für ein Ammenmärchen.
Als letzter Nagel am Sarg noch folgendes. Die Lohnsstückkosten: Dies ist ein Index der aufzeigt, wie Effizient eine Wirtschaft arbeitet. Deutschland hat diese gesenkt, Griechland nicht. So produziert Griechenland trotz des tieferen Lohnniveaus trotzdem teurer als Deutschland. Somit ist es auch nicht sinnvoll in Griechenland zu investieren, da die Kosten zu hoch sind. Ich könnte die Liste noch endlos weiterführen, aber ich denke der Kernpunkt ist übermittelt.
1. Griechenland ist für die Gesamtentwicklung der Eurozone relativ unwichtig. Das BIP der Eurozone beträgt 9.88 Billionen EUR. Griechenland's Anteil daran beträgt sage und schreibe 1.84% (oder 0.182 Billionen EUR). Das ist für die Gesamtentwicklung nun wirklich kaum erheblich.
2. Trotz aller struktureller Schwächen haben Frankreich und in kleinerem Ausmass auch Italien wieder zum Wachstum zurückgefunden. Auch Irland, Portugal und Spanien waren am Boden, da beginnt die Wirtschaftsmaschine aber wieder zu brummen. Die Massnahmen der EZB werden das Wachstum in der Eurozone sicherlich nicht behindern (zumindest in der kurzen und mittleren Frist), womit auch eine Stabilisierung des Euro zu erwarten ist.
Ich bleibe dabei: Für mich gibt es einige Indizien, die darauf hindeuten, dass die Eurozone als Ganzes (und nicht nur D) wieder Fuss fasst. Somit hätte ich mit der Aufhebung der Untergrenze noch zugewartet, auch wenn die SNB noch die eine oder andere Milliarde zur Stützung hätte investieren müssen.