Fussball: Nicole petignat nach Basel - thun
Eine Schiedsrichterin rechtfertigt sich
Zwei Penaltys entschieden den Spitzenkampf zwischen Basel und Thun (4:1). Gepfiffen hat sie Schiedsrichterin Nicole Petignat.
Interview: Thomas Wälti
Nicole Petignat, Sie sorgten mit zwei umstrittenen Entscheiden im Spitzenkampf Basel - FC Thun für eine Kontroverse. Inzwischen haben Sie die TV-Bilder gesehen. Würden Sie nochmals zwei Penaltys für den FC Basel geben?
Nicole Petignat: Ja! Wenn man die Bilder, welche im Westschweizer Fernsehen TSR gezeigt wurden, sieht, wäre es wohl zu keinen Diskussionen gekommen.
Worin unterschieden sich denn die Bilder von TSR und SF DRS?
Im TSR hat man beide Penaltyszenen vollständig gezeigt und nicht nur einen Ausschnitt davon (TSR hatte andere Kamerapositionen als SF DRS, die Red.).
Gab es nach dem Spiel Bemerkungen, die Ihnen wehgetan haben?
Nein. Böse Reaktionen erhielt ich keine - weder von Thuns Spielern noch von pöbelnden Fans. Einige neutrale Kollegen aus der Romandie gratulierten mir per SMS.
Dass Sie aus der Westschweiz verteidigt werden, scheint logisch. Sie sind Jurassierin.
Das sehe ich anders. Diesen Leuten geht es um Fussball, wie übrigens auch uns Schiedsrichtern.
Thun-Trainer Urs Schönenberger kritisierte, dass eine Frau den Spitzenkampf gepfiffen hat.
Bei der Cup-Achtelfinal-Partie Thun gegen Basel (1:1 n. V., 5:4 n. P., die Red.) letzten November tönte das noch anders. Vielleicht liegt es am Trainer.
Geschimpft hatten die Thuner auch über die strengen Verwarnungen. Morgen gegen YB sind deshalb fünf Thuner gesperrt. Warum zeigten Sie Captain Andres Gerber Gelb? Er schien Sie etwas fragen zu wollen.
Andres Gerber und ich wissen warum.
Cerrone hielt seine Hände vors Gesicht, als ein Basler aufs Tor schoss. Der Ball traf ihn am Arm. Sie verwarnten ihn wegen Handspiels. Wo bleibt das Fingerspitzengefühl?
Da frage ich mich: Wäre auch nach Fingerspitzengefühl gefragt worden, wenn es sich um eine Karte ohne konkrete Folgen gehandelt hätte? Im Übrigen war Cerrones Hand in diesem Moment über dem Kopf, und sie verhinderte eine gefährliche Flanke. Alles ist immer eine Frage der Optik.
1000 Franken pro Spiel
tww. Nicole Petignat schrieb am 14. August 2003 Fussballgeschichte. Als erste Frau leitete sie eine Partie im Uefa-Cup - AIK Stockholm gegen Filkyr aus Island. Seit Mai 1999 pfeift die 38-Jährige regelmässig in der Super League. Sportlicher Höhepunkt für die gebürtige Neuenburgerin aus La Chaux-de-Fonds war nebst zwei Uefa-Cup-Spielen die Leitung des Finals an der Frauen-WM 1999. 80 000 Fans sahen in Los Angeles das Spiel USA - China. Petignat ist selbstständig Erwerbende mit eigener Massagepraxis. Ihr Lebenspartner ist der ehemalige Spitzenref Urs Meier, der vom ZDF als neuer Experte für die WM 2006 verpflichtet worden ist. Petignat ist Fifa-Referee. Nebst ihr gibt es in der Schweiz sieben weitere Fifa-Schiedsrichter. Pro Spiel verdient sie 1000 Franken, ihre beiden Linienrichter je 500 Franken. Petignats Stammklub ist der FC Courgenay aus dem Jura.
quelle:
http://www.bielertagblatt.ch/article.cf ... ob=7921310