Szenen einer Trennung
Gigi Oeri ist die grosse Unbekannte im Entscheid um die Zukunft von Trainer Christian Gross. Alle nehmen an, dass sie im Sommer ausein*andergehen. Aber wer weiss schon, was Oeri wirklich plant?
Die Beziehung zwischen FCB-Präsidentin Gigi Oeri und Trainer Christian Gross scheint gefährdet. (Pius Koller)
Wer zahlt, befiehlt!» Getreu nach diesem Motto handelt Gisela, «Gigi» Oeri, die am 12. Oktober 1999 in den Vorstand des FC Basel gewählt wurde. Seitdem pumpt die angeheiratete Roche-Erbin Millionen in den Klub. Kein Transfer, kein Entscheid fällt ohne das O.K. der Präsidentin, zu der sie als erste Frau im Schweizer Fussball anno 2006 gewählt wurde.
Oeri polarisiert. Oeri feiert. Oeri provoziert. Oeri schweigt. So war es in der Vergangenheit immer wieder, so stellt es sich auch derzeit dar. In der Öffentlichkeit, auch im Klub ist ihre Person durchaus umstritten. Für viele gilt sie als Heilsbringer des FCB. Immerhin war sie die erste Persönlichkeit, die nach langer Suche bereit war, einen Teil ihres Privatvermögens in den Klub zu investieren.
Andere sind weniger gut auf die Geldgeberin zu sprechen. Man sagt ihr nach, sie stelle sich vor allem dann in den Vordergrund, wenn es etwas zu feiern gäbe. Steckt der FCB in einer Krise, sieht und hört man sie nicht. Diese Kritik gefällt Oeri überhaupt nicht: «Ich war nie jemand, der sich in den Vordergrund drängte. Ich präsentiere lieber Neuzugänge als mich selber», sagt sie dann.
Allerdings fühlen sich ihre Kritiker aktuell wieder bestätigt. Nach dem vorzeitigen Champions-League-Aus in Donezk sollte sich eine Präsidentin eigentlich äussern. Oeri dagegen war für nichts und niemanden zu erreichen u2013 angeblich hatte sie jede Menge Termine. Dass diese aber zu einem Kommunikations-Problem führen u2013 in der Aussendarstellung wie intern u2013 dürfte beim FCB keinem gefallen. Einen Sportchef gibt es in Basel nicht. Weil Oeri es nicht will: «Das gäbe Krieg.» Trotzdem findet das Tagesgeschäft weitestgehend ohne die Präsidentin statt. Immerhin: Dem Verhältnis zu ihrem wichtigsten Angestellten Christian Gross tut das gut. Denn der ebenso fordernde Coach braucht sich nicht ständig mit der Person auseinandersetzen, deren Meinung er ohnehin nur selten teilt.
Längst agieren Chefscout Rudi Zbinden und vor allem Vize-Präsident Bernhard Heusler als Puffer zwischen Oeri und Gross. Das ändert allerdings nichts daran, dass sich die beiden in Bälde an einen Tisch setzen werden u2013 und dann geht es um die wichtigste Entscheidung des FCB seit Jahren u2013 wenn nicht aller Zeiten.
Wird die Ehe zwischen Oeri und Gross im Sommer beendet? «Wir sind jetzt bald zehn Jahre zusammen und es ist wie in einer echten Beziehung. Es gibt Höhen und Tiefen. Die kleinen Abnützungserscheinungen sind normal», sagte Oeri schon vor der Saison. Und weiter: «Irgendwann wird die Zeit für einen Wechsel reif.»
Der Zeitpunkt scheint nun näherzurücken und die Gelegenheit, das Ende der Ära Gross zu verkünden, besser denn je. Denn auch in der Mannschaft gibt es mittler*weile einige Widerstände gegen den Trainer. Viele Spieler hoffen auf «frischen Wind», einen Coach, der mal kräftig durchlüftet.
Auch gestern schwieg Oeri zu allem. Am Sonntag hatte sie im Teleclub lapidar verlauten lassen: «Man kann davon ausgehen, dass wir uns unsere Gedanken machen.» Dieser Satz kann alles bedeuten oder auch nichts. Ein typischer Oeri. Die ehemalige Kunstturnerin windet sich in solchen Dingen geschickt wie vor vielen Jahren am Reck oder Barren.
Gross ist das egal. Er muss ohnehin bis zum mit Spannung erwarteten Termin warten.
Was Oeri dann dem Mann, mit dem sie knapp zehn Jahre eine intensive Beziehung führte, mitteilen wird, ist absehbar. Alles andere als eine Trennung im Sommer wäre eine Überraschung. Aber auch *dafür ist Oeri ja immer gut.
http://www.blick.ch/sport/fussball/szen ... ung-106545