
Schalke war kein «Nazi-Verein»: Manager Rudi Assauer liest erleichtert in der selbst in Auftrag gegebenen Untersuchung.
GELSENKIRCHEN - Als erster Bundesligaklub hat Schalke 04 eine wissenschaftliche Untersuchung seiner Geschichte in Auftrag gegeben. Das Verhalten des Vereins zur Nazi-Zeit wurde durchleuchtet.
In der Bundesliga ist Schalke 04 zur Zweiter, oder in einer anderen Rangliste haben die Königsblauen die Leaderrolle: Als erster Verein der obersten deutschen Spielklasse hat Schalke seine Vereinsgeschichte im Dritten Reich untersuchen lassen.
Ein nicht ganz unheikles Unterfangen, denn Schalke hatte ausgerechnet zwischen 1933 und 1945 seine sportlich erfolgreichste Zeit: Sechs der sieben Meistertitel holte man zur Zeit der Hitler-Diktatur. Immer wieder wurde deshalb auch über eine besondere Nähe der Gelsenkirchner zum Nationalsozialismus gemutmasst.
Doch dafür fanden die Historiker Stefan Goch und Norbert Silberbach keinen Beleg. Eineinhalb Jahre haben sie für ihre Studie «Zwischen Blau und Weiss liegt Grau» aufgewendet.
Das Ergebnis ist kein Ruhmesblatt für den Verein, aber auch kein vernichtendes Urteil: «Der Verein und seine Mitglieder waren so gut und so schlecht wie die deutsche und eben auch die lokale Gelsenkirchener Bevölkerung im Nationalsozialismus insgesamt».
Konkret: Im Verein gaben zwar nicht fanatische Nationalsozialisten den Ton an, aber Widerstand gegen Judenverfolgung und Gleichschaltung existieren ebenfalls nicht.
Ganz schlecht kam ausgerechnet das Schalker Fussballidol Fritz Szepan weg: Als einer von wenigen Aktiven trat er der Nazi-Partei bei und bekannte sich wiederholt zum NS-Staat.
Schlimmer noch: Er profitierte von der Arisierungspolitik, indem er 1938 ein jüdisches Textilgeschäft übernahm, dessen Besitzer zum Verkauf gezwungen worden war. O-Ton Studie: «Es gibt wenige Gründe zu vermuten, dass Szepan dieser Notstand der jüdischen Geschäftsinhaber nicht bekannt war.» Das Einkommen der Szepans verzehnfachte sich durch den Kauf.
Doch eines gab es allen Spekulationen zum Trotz wohl nicht: Einen Führerbefehl der Schalke zur beispiellosen Siegesserie in den 30er Jahren verhalf. Die Wissenschaftler kommen zum Ergebnis: «Es finden sich keine Belege für manipulierte Spiele.»
uss em blick...