Biel-Benken hat einen Weltmeister
Verfasst: 04.10.2005, 01:33
Biel-Benken hat einen Weltmeister
RALLYE-STAR SÉBASTIEN LOEB TRIUMPHIERT - UND SAGT NICHTS GENAUES ÜBER SEINE ZUKUNFT
Souverän. Sébastien Loeb verteidigte seinen Rallye-WM-Titel. Foto Keystone
Toni Hoffmann (dpa), BEATCaspar
Selten hat ein Fahrer die Rallye-Weltmeisterschaft so dominiert wie Sébastien Loeb, der mit seiner frisch angetrauten Gattin Séverine in Biel-Benken wohnt.
Der zweite WM-Titel in Folge von Sébastien Loeb war nur eine Frage der Zeit. Jetzt, da die Rallye-Weltmeisterschaft 2005 entschieden ist, interessiert vor allem auch die Zukunft des Franzosen, denn Automobilhersteller Citroën, für den der 31-Jährige fährt, steigt aus Kostengründen wie die Konzernschwester Peugeot zum Saisonende aus dieser Sparte des Automobilrennsports aus.
Sébastien Loeb hüllte sich aber auch nach seinem zweiten Platz bei der Rallye Japan am vergangenen Wochenende über seine Pläne für das kommende Jahr in mehr oder weniger beredtes Schweigen. Gemäss «Lu2019Equipe» vom Montag besteht die Möglichkeit, dass Loeb einen dritten WM-Titel in einem Citroën Xsara auf privater Basis anstreben könnte. Der Fahrer selbst machte jedenfalls Andeutungen, die so interpretiert werden können. «Dieser Titel macht mir Freude für die Equipe. Für sie wird Ende Saison Schluss sein. Nicht für lange, wie ich hoffe, aber das nächste Jahr wird für Citroën keine offizielle Saison werden», soll Loeb erklärt haben.
An Angeboten wird es Loeb nach seiner zweiten überragenden Saison nicht mangeln. Der Elsässer herrscht derzeit in der Rallye-WM ähnlich wie bis im letzten Jahr Michael Schumacher in der Formel 1. Acht Siege in bisher 13 WM-Prüfungen hat Loeb schon eingefahren. Ein Rekord, der bei drei noch ausstehenden WM-Rennen ausgebaut werden kann. Zudem hat er als erster Fahrer sechs WM-Rallyes in Folge gewonnen. Zwischen April und Juli siegte er der Reihe nach in Neuseeland, auf Sardinien, Zypern, in der Türkei, in Griechenland und Argentinien.
in alonso-manier. In Japan hatte Loeb mit seinem monegassischen Beifahrer Daniel Elena in Alonso-Manier die Weltmeisterschaft perfekt gemacht. Mit der gleichen Einstellung wie der Spanier Fernando Alonso eine Woche zuvor in Brasilien durch einen dritten Rang die Formel-1-WM gewonnen hatte, ging auch Loeb in die Rallye Japan. Er vermied jedes Risiko und begnügte sich mit dem zweiten Platz hinter dem Finnen Marcus Grönholm. «Wir haben hier nicht um den Sieg gekämpft, sondern um die WM. Auf dieses Ziel war unsere Taktik ausgelegt. Diese ist voll aufgegangen. Wir sind Weltmeister», sagte Loeb nach der Ankunft am Ziel in Kita Aikoku.
Loeb hatte schon bei der Rallye Wales vor zwei Wochen die Gelegenheit gehabt, sich erneut zum Weltmeister küren zu lassen. Doch wegen des tödlichen Unfalls des Briten Michael Park verzichtete er mit einer ungewöhnlichen Geste auf seinen sicheren Sieg. Er kassierte bewusst zwei Strafminuten und rutschte auf den dritten Platz. So verschob der ehemalige Kunstturner, der einen Erfolg schon mal mit einem Salto feiert, sein Kunststück auf die Rallye in Japan.
Langer Anlauf. Loeb ist ein Spätstarter. Erst 1995 bestritt der gelernte Elektriker seine erste Rallye. Sein WM-Debüt gab er 1999 in einem Citroën Saxo auf Korsika. 2001 gewann er im Saxo klar die Junior-WM. Seit 2002 ist er Stammfahrer im Citroën-Team und erzielte bei der deutschen WM-Premiere seinen ersten von nun 18 Siegen auf höchster Ebene. Nach 33 von 55 gefahrenen WM-Rallyes stieg er aufs Podest.
Im letzten Jahr gewann er auf Korsika vorzeitig seinen ersten WM-Titel, den er nun als erster Franzose erfolgreich zu verteidigen vermochte. Doch nicht nur das: Der Ausnahmepilot zeigte in diesem Jahr auch auf der Rundstrecke sein Talent. Bei den diesjährigen «24 Stunden von Le Mans», an denen er erstmals teilnahm, lag er zusammen mit seinen Landsleuten Eric Hélary und Soheil Ayari im Judd des Pescarolo-Teams auf dem fünften Rang. Nach 19:30 Stunden aber war sein glanzvoller Auftritt nach einem Unfall von Ayari vorzeitig beendet.
Um am 18./19. Juni bei den «24 Heures» überhaupt antreten zu können, hatte Loeb 14 Tage zuvor ein ausserordentlich stressiges und aufregendes Wochenende auf sich genommen. Keine Stunde, nachdem er in Kerner nach seinem fünften WM-Sieg im laufenden Jahr vom Podest gestiegen war, kletterte er in einen Helikopter, liess sich auf den Flughafen von Antalya pilotieren, wo eine Privatmaschine wartete, um ihn direkt nach Le Mans zu bringen. Dort hatte er im Pescarolo-Judd zehn Qualifikationsrunden zu absolvieren. Den vierstündigen Flug von der Südtürkei nach Frankreich hatte Loeb dazu benutzt, um auf einer PlayStation 40 Runden des LeMans-Kurses zu drehen. Das ist nur ein Beispiel der Leidenschaft Loebs für seinen Beruf.
RALLYE-STAR SÉBASTIEN LOEB TRIUMPHIERT - UND SAGT NICHTS GENAUES ÜBER SEINE ZUKUNFT
Souverän. Sébastien Loeb verteidigte seinen Rallye-WM-Titel. Foto Keystone
Toni Hoffmann (dpa), BEATCaspar
Selten hat ein Fahrer die Rallye-Weltmeisterschaft so dominiert wie Sébastien Loeb, der mit seiner frisch angetrauten Gattin Séverine in Biel-Benken wohnt.
Der zweite WM-Titel in Folge von Sébastien Loeb war nur eine Frage der Zeit. Jetzt, da die Rallye-Weltmeisterschaft 2005 entschieden ist, interessiert vor allem auch die Zukunft des Franzosen, denn Automobilhersteller Citroën, für den der 31-Jährige fährt, steigt aus Kostengründen wie die Konzernschwester Peugeot zum Saisonende aus dieser Sparte des Automobilrennsports aus.
Sébastien Loeb hüllte sich aber auch nach seinem zweiten Platz bei der Rallye Japan am vergangenen Wochenende über seine Pläne für das kommende Jahr in mehr oder weniger beredtes Schweigen. Gemäss «Lu2019Equipe» vom Montag besteht die Möglichkeit, dass Loeb einen dritten WM-Titel in einem Citroën Xsara auf privater Basis anstreben könnte. Der Fahrer selbst machte jedenfalls Andeutungen, die so interpretiert werden können. «Dieser Titel macht mir Freude für die Equipe. Für sie wird Ende Saison Schluss sein. Nicht für lange, wie ich hoffe, aber das nächste Jahr wird für Citroën keine offizielle Saison werden», soll Loeb erklärt haben.
An Angeboten wird es Loeb nach seiner zweiten überragenden Saison nicht mangeln. Der Elsässer herrscht derzeit in der Rallye-WM ähnlich wie bis im letzten Jahr Michael Schumacher in der Formel 1. Acht Siege in bisher 13 WM-Prüfungen hat Loeb schon eingefahren. Ein Rekord, der bei drei noch ausstehenden WM-Rennen ausgebaut werden kann. Zudem hat er als erster Fahrer sechs WM-Rallyes in Folge gewonnen. Zwischen April und Juli siegte er der Reihe nach in Neuseeland, auf Sardinien, Zypern, in der Türkei, in Griechenland und Argentinien.
in alonso-manier. In Japan hatte Loeb mit seinem monegassischen Beifahrer Daniel Elena in Alonso-Manier die Weltmeisterschaft perfekt gemacht. Mit der gleichen Einstellung wie der Spanier Fernando Alonso eine Woche zuvor in Brasilien durch einen dritten Rang die Formel-1-WM gewonnen hatte, ging auch Loeb in die Rallye Japan. Er vermied jedes Risiko und begnügte sich mit dem zweiten Platz hinter dem Finnen Marcus Grönholm. «Wir haben hier nicht um den Sieg gekämpft, sondern um die WM. Auf dieses Ziel war unsere Taktik ausgelegt. Diese ist voll aufgegangen. Wir sind Weltmeister», sagte Loeb nach der Ankunft am Ziel in Kita Aikoku.
Loeb hatte schon bei der Rallye Wales vor zwei Wochen die Gelegenheit gehabt, sich erneut zum Weltmeister küren zu lassen. Doch wegen des tödlichen Unfalls des Briten Michael Park verzichtete er mit einer ungewöhnlichen Geste auf seinen sicheren Sieg. Er kassierte bewusst zwei Strafminuten und rutschte auf den dritten Platz. So verschob der ehemalige Kunstturner, der einen Erfolg schon mal mit einem Salto feiert, sein Kunststück auf die Rallye in Japan.
Langer Anlauf. Loeb ist ein Spätstarter. Erst 1995 bestritt der gelernte Elektriker seine erste Rallye. Sein WM-Debüt gab er 1999 in einem Citroën Saxo auf Korsika. 2001 gewann er im Saxo klar die Junior-WM. Seit 2002 ist er Stammfahrer im Citroën-Team und erzielte bei der deutschen WM-Premiere seinen ersten von nun 18 Siegen auf höchster Ebene. Nach 33 von 55 gefahrenen WM-Rallyes stieg er aufs Podest.
Im letzten Jahr gewann er auf Korsika vorzeitig seinen ersten WM-Titel, den er nun als erster Franzose erfolgreich zu verteidigen vermochte. Doch nicht nur das: Der Ausnahmepilot zeigte in diesem Jahr auch auf der Rundstrecke sein Talent. Bei den diesjährigen «24 Stunden von Le Mans», an denen er erstmals teilnahm, lag er zusammen mit seinen Landsleuten Eric Hélary und Soheil Ayari im Judd des Pescarolo-Teams auf dem fünften Rang. Nach 19:30 Stunden aber war sein glanzvoller Auftritt nach einem Unfall von Ayari vorzeitig beendet.
Um am 18./19. Juni bei den «24 Heures» überhaupt antreten zu können, hatte Loeb 14 Tage zuvor ein ausserordentlich stressiges und aufregendes Wochenende auf sich genommen. Keine Stunde, nachdem er in Kerner nach seinem fünften WM-Sieg im laufenden Jahr vom Podest gestiegen war, kletterte er in einen Helikopter, liess sich auf den Flughafen von Antalya pilotieren, wo eine Privatmaschine wartete, um ihn direkt nach Le Mans zu bringen. Dort hatte er im Pescarolo-Judd zehn Qualifikationsrunden zu absolvieren. Den vierstündigen Flug von der Südtürkei nach Frankreich hatte Loeb dazu benutzt, um auf einer PlayStation 40 Runden des LeMans-Kurses zu drehen. Das ist nur ein Beispiel der Leidenschaft Loebs für seinen Beruf.