Mal wieder ein Text von www.schwatzgelb.de
Verfasst: 31.12.2004, 23:58
Eine kritische Auseinandersetzung mit Ultras in Dortmund.
Ja, mir ist klar, dass die Situation bei uns nicht so ist - bei Weitem nicht. Zum Glück haben wir ultraorientierte Leute, die das Dingen intelligent schaukeln. Trotzdem halte ich diesen Artikel für ziemlich gut, weil er einige Dinge aufzeigt und vielleicht auch verstehen hilft. Viel Spass beim Lesen (die Wenigen, die sich den ganzen Text antun werden) - es lohnt sich !
Der Text spiegelt übrigens auch nicht meine persönliche Meinung wieder - wiexeit, er ist einfach trotzdem intressant.
Wer sind wir überhaupt?
(Desperado09) Die Welt ist verdammt kompliziert geworden u2013 auch für Fußball-Fans. Denn eigentlich gibt es u201Edenu201C Fußball-Fan gar nicht. Vielmehr besteht unsere von außen betrachtet so homogene Gruppe aus vielen kleinen Grüppchen, die sich nicht immer nur grün sind. Ein sehr persönlicher Blick auf die Szene.
u201EMein Name ist Stefan und ich bin BVB-Fan.u201C Zurzeit ist es nicht einfach, Außenstehenden gegenüber zu bekennen, dass man Anhänger unserer Borussia ist. Zu viele Peinlichkeiten pflastern seit mehr als einem Jahr unseren Weg. Trotzdem bin ich stolz darauf, dass ich es so lange mit diesem Verein ausgehalten habe u2013 in guten und in schlechten Zeiten. In guten Zeiten kann jeder BVB-Fan sein, in schlechten Zeiten trennt sich die Spreu jedoch vom Weizen.
Leider haben schlechte Zeiten noch einen unangenehmen Nebeneffekt: Die Fan-Szene streitet sich. Wenn es gut läuft, klapptu2019s im Stadion auch mit der Stimmung, jeder singt, ruft, feuert an. Stottert der Motor, wirdu2019s kritisch. Manch einer pfeift, wenn ihm das auf dem Rasen Gezeigte nicht gefällt, der andere brüllt, schimpft und flucht. Da mich der liebe Gott nicht mit der Gabe des Auf-den-Fingern-pfeifen ausgestattet hat, neige ich dazu, meinen Unmut durch Wutausbrüche und Tobsuchtanfälle zu äußern. Natürlich singe ich auch mit und feuere an. Aber nicht immer, je nach Laune, denn BVB-Fan sein ist nicht mein Beruf, sondern meine Freizeit.
Da wäre ich schon bei meinem Hauptproblem: Ich gehöre dieser riesigen Masse von Normalo-Fans an, die im Stadion die (leider sehr oft) schweigende Mehrheit ausmacht. Wir gehen zum Fußball um des Fußballs Willen oder eben zur Borussia um des BVB Willen. Wir haben ein Leben, das sich zu großen Teilen um den BVB dreht u2013 aber eben nicht nur. Es gab eine Zeit, da war keine gelbe Fläche vor meinem schwarzen Edding sicher. Selbst die gelben Felder auf meinem Zauberwürfel tragen alle ein kleines, liebevoll hingekritzeltes u201EBVBu201C. Und trotzdem musste ich nie lange überlegen, wenn es darum ging, Dinge auszumachen, die wichtiger sind als Borussia. Dennoch haben die emotionalsten Erlebnisse meines Lebens allesamt mit diesem Verein zu tun.
Zurzeit ist es nicht leicht, Normalo-Fan zu sein, denn wir geraten ständig zwischen die Fronten. Auf der einen Seite sind die Ultras, mit denen von viele von uns einfach nichts anfangen können, auf der anderen Seite die Modefans, mit denen wir überhaupt nichts am Hut haben. Klar, wir bewundern bei den Ultras das Engagement bei Choreos, die Bemühungen, die Stimmung zu verbessern und den absoluten Einsatz für den Verein. Aber da gibt es etwas, das wir einfach nicht verstehen: Ultras wirken so ernst. Im Stadion fehlt die Spontaneität, die uns Borussen immer so ausgezeichnet hat. Die Südtribüne war nicht nur die lauteste, sondern auch die lustigste Tribüne in Deutschland. BVB-Fans warten beliebt, nicht zuletzt, weil wir über uns selbst lachen konnten. Erinnert ihr euch noch an unser u201EWir ham bezahlt, wir wolln jetzt gehnu201C oder u201EStadion gehn ist schön, Eintritt zahlen, Scheiße sehn, Stadion gehn ist schönu201C im Supercup gegen Barcelona? Heute undenkbar. In der CL haben wir beim Heimspiel gegen Bukarest über u201Eeiskalte Füßeu201C, u201EFußbodenheizungu201C und aus Solidarität mit den Sitzplätzen über u201Eeiskalte Ärscheu201C gesungen. Alles vorbei.
Alles ist so ernst geworden. Das liegt sicher auch am Verein, der uns über die Jahre geil auf Erfolge gemacht hat und so der Sache Fußball den nötigen Unernst genommen hat. Wir sind verbissen geworden. So ernst wie das Geschäft Fußball ist aber auch die Sache mit der Stimmung geworden. Ich hätte mich bis vor wenigen Jahren nicht mal als u201ENormalo-Fanu201C bezeichnet, wenn ich nicht von einem Ultra gelernt hätte, dass es diese Kategorie überhaupt gibt! Ultras haben es erreicht, dass sich die verschiedenen Gruppen der Fan-Szene in Kategorien eingeteilt sehen. Hier die Normalos, dort die Kutten, die Trikot-Träger (die wiederum in allen Gruppen zu finden sind), die Umland-Fans, die Ultras und dann noch die Modefans und das Event-Publikum. Mann, ist das alles kompliziert geworden!
Nun kann man Modefans und Touristen einfach ignorieren. Mit Ultras ist das nicht so einfach, vor allem auswärts. Als Normalo fahre ich ja auch ab und an zu Auswärtsspielen, wobei ich da durchaus ein Rosinenpicker bin. Und dann passiertu2019s wieder: Der Typ mit dem Megafon sitzt mit dem Rücken zum Spielfeld (das werde ich nie verstehen) auf dem Zaun, animiert den Block zum Singen u2013 und sitzt mir im Blickfeld. Ich weiß ja nicht, wie es den anderen Fans so geht, aber ich liebe es, im Stadion das Spielfeld sehen zu können. Nein, ich rufe nicht u201EFahne weg!u201C, wenn eine Fahne im Weg ist. Die ist halt so groß und hat sich nicht absichtlich auf den Zaun direkt vor mir gesetzt. Natürlich werde ich den Teufel tun, dem Jungen auf dem Zaun zu sagen, dass ich nichts sehe. Ich habe einmal in Stuttgart erlebt, was passiert, wenn Menschen, die nicht so lieb sind wie ich, den Megafon-Mann u201Eüberredenu201C wollen, vom Zaun herunter zu kommen. Außerdem will ich niemandem vorschreiben, wie er sein Fansein ausleben soll. Wenn die Ultras diesen Zaunkönig brauchen u2013 bitte. Mich erinnert das an Aerobic mit Vorturner. Was mich aber schockiert hat, war dass der Mensch mit der Flüstertüte in Lübeck tatsächlich einer Gruppe, die gerade zu singen anfing, mit einem u201Epsssssstu201C den Mund verbot. Darf man im Block nicht mehr singen, was man will? Muss man einen Antrag stellen? Ich erinnere mich dann immer gerne an die 80er und 90er Jahre, als es den berüchtigten Westfalenstadion-Roar gab. Da haben alle einfach nur gebrüllt, gesungen und gerufen, was ihnen einfiel. Die Masse einigte sich dann meist automatisch auf irgendein Lied. Auswärts im Gästeblock ging das ähnlich. Da hat einfach jemand angefangen zu singen oder zu rufen und die anderen haben mitgemacht u2013 oder nicht. Nein, früher war natürlich nicht alles besser. Aber irgendwie anders und im nostalgischen Blick zurück, verschwimmt vielleicht so manches. Vielleicht ist es aber doch auch ein gesellschaftliches Phänomen. In einer Zeit, in der Deutschland seine Superstars via TV sucht und im Radio nur Cover-Versionen von 80er-Jahre-Hits laufen, will der jugendliche Fan vielleicht auch nicht mehr selbst kreativ sein, sondern überlässt das den Ultras. Die machen das schon. Stimmung wird zum Produkt, das man den Ultras u201Eabkauftu201C. Ob das eine Idee der Ultras war oder ob sie in diese Rolle gedrängt wurden, will ich hier gar nicht untersuchen. Ich sehe nur den Ist-Zustand. Und der sieht überspitzt gesagt so aus: Die alten Säcke wie ich träumen von damals, während die Ultras sich den Arsch aufreißen, um Stimmung zu machen. Trotzdem nehmen wir die Ultras nicht so richtig ernst. Vielleicht fürchten wir uns auch einfach vor ihnen, weil sie immer als Gruppe auftreten und sehr dominant wirken. Es kommt immer ein Hauch von Alleinvertretungsanspruch rüber, wenn man als Normalo einer Gruppe Ultras begegnet.
Da treffen einfach zwei u201EFan-Schulenu201C aufeinander. Ich als Normalo kapiere zum Beispiel nicht, warum ich mich als u201EModefanu201C beschimpfen lassen muss, wenn ich es wage, während des Spiels meine Meinung zur Leistung der Mannschaft zu äußern. Ich kann bei einem eigentlich beschissenen Spiel wie dem Sieg gegen Freiburg nicht vor Freude singen und singen und singen. Ich glaube einfach, dass damit auch das falsche Signal an die Mannschaft gerichtet wird: u201ESpielt euch einen Dreck zusammen, wir singen.u201C Ich denke, als Fan auf der Südtribüne oder sonst wo im Stadion sind wir auch in einer gewissen Kommentatoren-Rolle: Dazu gehört sicher das oft gescholtene u201ERaunenu201C. Leute, das ist eine völlig normale Äußerung. Ein blöder Fehlpass und aus meinem Mund kommt automatisch ein Geräusch wie u201EAaaarghu201C. Wenn das 30.000 Leute gleichzeitig machen, hört sich das scheiße an, aber es ist doch wohl verständlich und vor allem keine böse Absicht. Was soll man machen? Das Stadion in Zeitblöcke unterteilen, wann wer raunen darf? Ich finde raunen nicht schlimm. Ich finde übrigens auch pfeifen nicht schlimmu2026
Ja, mir ist klar, dass die Situation bei uns nicht so ist - bei Weitem nicht. Zum Glück haben wir ultraorientierte Leute, die das Dingen intelligent schaukeln. Trotzdem halte ich diesen Artikel für ziemlich gut, weil er einige Dinge aufzeigt und vielleicht auch verstehen hilft. Viel Spass beim Lesen (die Wenigen, die sich den ganzen Text antun werden) - es lohnt sich !
Der Text spiegelt übrigens auch nicht meine persönliche Meinung wieder - wiexeit, er ist einfach trotzdem intressant.
Wer sind wir überhaupt?
(Desperado09) Die Welt ist verdammt kompliziert geworden u2013 auch für Fußball-Fans. Denn eigentlich gibt es u201Edenu201C Fußball-Fan gar nicht. Vielmehr besteht unsere von außen betrachtet so homogene Gruppe aus vielen kleinen Grüppchen, die sich nicht immer nur grün sind. Ein sehr persönlicher Blick auf die Szene.
u201EMein Name ist Stefan und ich bin BVB-Fan.u201C Zurzeit ist es nicht einfach, Außenstehenden gegenüber zu bekennen, dass man Anhänger unserer Borussia ist. Zu viele Peinlichkeiten pflastern seit mehr als einem Jahr unseren Weg. Trotzdem bin ich stolz darauf, dass ich es so lange mit diesem Verein ausgehalten habe u2013 in guten und in schlechten Zeiten. In guten Zeiten kann jeder BVB-Fan sein, in schlechten Zeiten trennt sich die Spreu jedoch vom Weizen.
Leider haben schlechte Zeiten noch einen unangenehmen Nebeneffekt: Die Fan-Szene streitet sich. Wenn es gut läuft, klapptu2019s im Stadion auch mit der Stimmung, jeder singt, ruft, feuert an. Stottert der Motor, wirdu2019s kritisch. Manch einer pfeift, wenn ihm das auf dem Rasen Gezeigte nicht gefällt, der andere brüllt, schimpft und flucht. Da mich der liebe Gott nicht mit der Gabe des Auf-den-Fingern-pfeifen ausgestattet hat, neige ich dazu, meinen Unmut durch Wutausbrüche und Tobsuchtanfälle zu äußern. Natürlich singe ich auch mit und feuere an. Aber nicht immer, je nach Laune, denn BVB-Fan sein ist nicht mein Beruf, sondern meine Freizeit.
Da wäre ich schon bei meinem Hauptproblem: Ich gehöre dieser riesigen Masse von Normalo-Fans an, die im Stadion die (leider sehr oft) schweigende Mehrheit ausmacht. Wir gehen zum Fußball um des Fußballs Willen oder eben zur Borussia um des BVB Willen. Wir haben ein Leben, das sich zu großen Teilen um den BVB dreht u2013 aber eben nicht nur. Es gab eine Zeit, da war keine gelbe Fläche vor meinem schwarzen Edding sicher. Selbst die gelben Felder auf meinem Zauberwürfel tragen alle ein kleines, liebevoll hingekritzeltes u201EBVBu201C. Und trotzdem musste ich nie lange überlegen, wenn es darum ging, Dinge auszumachen, die wichtiger sind als Borussia. Dennoch haben die emotionalsten Erlebnisse meines Lebens allesamt mit diesem Verein zu tun.
Zurzeit ist es nicht leicht, Normalo-Fan zu sein, denn wir geraten ständig zwischen die Fronten. Auf der einen Seite sind die Ultras, mit denen von viele von uns einfach nichts anfangen können, auf der anderen Seite die Modefans, mit denen wir überhaupt nichts am Hut haben. Klar, wir bewundern bei den Ultras das Engagement bei Choreos, die Bemühungen, die Stimmung zu verbessern und den absoluten Einsatz für den Verein. Aber da gibt es etwas, das wir einfach nicht verstehen: Ultras wirken so ernst. Im Stadion fehlt die Spontaneität, die uns Borussen immer so ausgezeichnet hat. Die Südtribüne war nicht nur die lauteste, sondern auch die lustigste Tribüne in Deutschland. BVB-Fans warten beliebt, nicht zuletzt, weil wir über uns selbst lachen konnten. Erinnert ihr euch noch an unser u201EWir ham bezahlt, wir wolln jetzt gehnu201C oder u201EStadion gehn ist schön, Eintritt zahlen, Scheiße sehn, Stadion gehn ist schönu201C im Supercup gegen Barcelona? Heute undenkbar. In der CL haben wir beim Heimspiel gegen Bukarest über u201Eeiskalte Füßeu201C, u201EFußbodenheizungu201C und aus Solidarität mit den Sitzplätzen über u201Eeiskalte Ärscheu201C gesungen. Alles vorbei.
Alles ist so ernst geworden. Das liegt sicher auch am Verein, der uns über die Jahre geil auf Erfolge gemacht hat und so der Sache Fußball den nötigen Unernst genommen hat. Wir sind verbissen geworden. So ernst wie das Geschäft Fußball ist aber auch die Sache mit der Stimmung geworden. Ich hätte mich bis vor wenigen Jahren nicht mal als u201ENormalo-Fanu201C bezeichnet, wenn ich nicht von einem Ultra gelernt hätte, dass es diese Kategorie überhaupt gibt! Ultras haben es erreicht, dass sich die verschiedenen Gruppen der Fan-Szene in Kategorien eingeteilt sehen. Hier die Normalos, dort die Kutten, die Trikot-Träger (die wiederum in allen Gruppen zu finden sind), die Umland-Fans, die Ultras und dann noch die Modefans und das Event-Publikum. Mann, ist das alles kompliziert geworden!
Nun kann man Modefans und Touristen einfach ignorieren. Mit Ultras ist das nicht so einfach, vor allem auswärts. Als Normalo fahre ich ja auch ab und an zu Auswärtsspielen, wobei ich da durchaus ein Rosinenpicker bin. Und dann passiertu2019s wieder: Der Typ mit dem Megafon sitzt mit dem Rücken zum Spielfeld (das werde ich nie verstehen) auf dem Zaun, animiert den Block zum Singen u2013 und sitzt mir im Blickfeld. Ich weiß ja nicht, wie es den anderen Fans so geht, aber ich liebe es, im Stadion das Spielfeld sehen zu können. Nein, ich rufe nicht u201EFahne weg!u201C, wenn eine Fahne im Weg ist. Die ist halt so groß und hat sich nicht absichtlich auf den Zaun direkt vor mir gesetzt. Natürlich werde ich den Teufel tun, dem Jungen auf dem Zaun zu sagen, dass ich nichts sehe. Ich habe einmal in Stuttgart erlebt, was passiert, wenn Menschen, die nicht so lieb sind wie ich, den Megafon-Mann u201Eüberredenu201C wollen, vom Zaun herunter zu kommen. Außerdem will ich niemandem vorschreiben, wie er sein Fansein ausleben soll. Wenn die Ultras diesen Zaunkönig brauchen u2013 bitte. Mich erinnert das an Aerobic mit Vorturner. Was mich aber schockiert hat, war dass der Mensch mit der Flüstertüte in Lübeck tatsächlich einer Gruppe, die gerade zu singen anfing, mit einem u201Epsssssstu201C den Mund verbot. Darf man im Block nicht mehr singen, was man will? Muss man einen Antrag stellen? Ich erinnere mich dann immer gerne an die 80er und 90er Jahre, als es den berüchtigten Westfalenstadion-Roar gab. Da haben alle einfach nur gebrüllt, gesungen und gerufen, was ihnen einfiel. Die Masse einigte sich dann meist automatisch auf irgendein Lied. Auswärts im Gästeblock ging das ähnlich. Da hat einfach jemand angefangen zu singen oder zu rufen und die anderen haben mitgemacht u2013 oder nicht. Nein, früher war natürlich nicht alles besser. Aber irgendwie anders und im nostalgischen Blick zurück, verschwimmt vielleicht so manches. Vielleicht ist es aber doch auch ein gesellschaftliches Phänomen. In einer Zeit, in der Deutschland seine Superstars via TV sucht und im Radio nur Cover-Versionen von 80er-Jahre-Hits laufen, will der jugendliche Fan vielleicht auch nicht mehr selbst kreativ sein, sondern überlässt das den Ultras. Die machen das schon. Stimmung wird zum Produkt, das man den Ultras u201Eabkauftu201C. Ob das eine Idee der Ultras war oder ob sie in diese Rolle gedrängt wurden, will ich hier gar nicht untersuchen. Ich sehe nur den Ist-Zustand. Und der sieht überspitzt gesagt so aus: Die alten Säcke wie ich träumen von damals, während die Ultras sich den Arsch aufreißen, um Stimmung zu machen. Trotzdem nehmen wir die Ultras nicht so richtig ernst. Vielleicht fürchten wir uns auch einfach vor ihnen, weil sie immer als Gruppe auftreten und sehr dominant wirken. Es kommt immer ein Hauch von Alleinvertretungsanspruch rüber, wenn man als Normalo einer Gruppe Ultras begegnet.
Da treffen einfach zwei u201EFan-Schulenu201C aufeinander. Ich als Normalo kapiere zum Beispiel nicht, warum ich mich als u201EModefanu201C beschimpfen lassen muss, wenn ich es wage, während des Spiels meine Meinung zur Leistung der Mannschaft zu äußern. Ich kann bei einem eigentlich beschissenen Spiel wie dem Sieg gegen Freiburg nicht vor Freude singen und singen und singen. Ich glaube einfach, dass damit auch das falsche Signal an die Mannschaft gerichtet wird: u201ESpielt euch einen Dreck zusammen, wir singen.u201C Ich denke, als Fan auf der Südtribüne oder sonst wo im Stadion sind wir auch in einer gewissen Kommentatoren-Rolle: Dazu gehört sicher das oft gescholtene u201ERaunenu201C. Leute, das ist eine völlig normale Äußerung. Ein blöder Fehlpass und aus meinem Mund kommt automatisch ein Geräusch wie u201EAaaarghu201C. Wenn das 30.000 Leute gleichzeitig machen, hört sich das scheiße an, aber es ist doch wohl verständlich und vor allem keine böse Absicht. Was soll man machen? Das Stadion in Zeitblöcke unterteilen, wann wer raunen darf? Ich finde raunen nicht schlimm. Ich finde übrigens auch pfeifen nicht schlimmu2026