«Jetzt haben wir keine Reserven mehr»
Verfasst: 29.08.2005, 08:25
«Jetzt haben wir keine Reserven mehr»
FCB-VIZEPRÄSIDENTIN GIGI OERI SIEHT SICH NACH DERVERPASSTEN CHAMPIONS LEAGUE IN DER PFLICHT
Interview:Christoph Kieslich
baz: Frau Oeri, wie gross ist die Enttäuschung bei Ihnen, nachdem das Ziel Champions League verpasst wurde?
Gigi Oeri: Die sitzt tief, weil Werder nicht der übermässige Gegner war. Wir hätten es trotz der speziellen Umstände packen können.
Wie haben Sie die Reaktion der Mannschaft gegen Xamax und die der Zuschauer im Stadion empfunden?
Ich hatte meine Freude, gerade auch an Spielern wie Eduardo, an seinem Tor, oder an Papa Malick Ba. Super finde ich, dass die Zuschauer nach vorne schauen, und besonders gefreut habe ich mich über das Transparent in der Muttenzer Kurve («Chance vertan, es kommen neue», d. Red).
Und wie fanden Sie das Spruchband gegenüber: «Wär Basel vergisst, wird do nit vermisst»?
Das fiel mir gar nicht auf, ist aber genauso schön.
Sind Sie sauer auf Christian Gimenez?
Klar. Wegen des Zeitpunkts, wegen seines Verhaltens. Das war einfach nicht korrekt. Ich habe so was die Schnauze voll von Spielern, die dann immer erzählen, was sie alles für den Verein geleistet haben. Einer wie Gimenez hat bei uns enorm viel verdient und in Basel eine Riesenkulisse gehabt. Wenn er weg will, respektiere ich das, aber nicht zwei Stunden vor einem Match.
Im Nachgang der Bremen-Partie wurde im FCBasel eine Führungskrise ausgemacht und speziell Sie wurden angegriffen.
Wenn ich Fehler mache, halte ich auch den Kopf dafür hin. Aber wer garantiert denn, dass das mit einem Sportdirektor nicht passiert wäre. Unser System funktioniert nach wie vor: Wir sind ein Team, das die Angelegenheiten ausdiskutiert und dann Entscheidungen trifft. Und ich bin keine Diktatorin.
Hätte sich - im Nachhinein betrachtet - die Angelegenheit Gimenez besser regeln lassen?
Jimmy sass in Bremen Christian Gross, Ruedi Zbinden, Bernhard Heusler und mir gegenüber und hat gesagt:Ich spiele nicht mehr für den FCB - und wenn ihr euch auf den Kopf stellt. Wir haben es danach immerhin geschafft, für einen 30-jährigen Stürmer eine sehr gute Transfersumme herauszuholen.
Es wirkt so, als ob die Kritiken im Blätterwald ihre Wirkung nicht verfehlt und Sie getroffen haben.
Nur die Verlogenen oder die schlecht Recherchierten, in denen nicht mal die Vornamen stimmen und wie im «Blick» vom Freitag von Dieter Hoeness bei Bayern München und Thomas Allofs in Bremen die Rede ist. Man kann über mich sagen, ich sei gefärbt, geliftet oder was auch immer, das ist mir vollkommen wurst. Aber Kritik muss bei der Wahrheit bleiben und fundiert sein.
Frau Oeri, wie geht es nun weiter beim FCBasel?
Wir werden am Montag (heute; d. Red) zusammensitzen. Im Uefa-Cup haben wir keinen besonders attraktiven Gegner gezogen, das wird ein finanzielles Loch verursachen. Das ist überhaupt kein Grund zu verzweifeln, aber es ist uns viel Geld verloren gegangen.
Vor dem Hinspiel sagten Sie noch, der Druck sei ausschliesslich ein sportlicher und kein wirtschaftlicher. Können Sie diesen Widerspruch aufklären?
Es geht darum, den Verein auf einem gesunden Niveau zu führen. Wir haben lange von den letzten Champions-League-Einnahmen gelebt (weit über 20 Millionen Franken, davon 14,9 Mio. aus dem Vermarktungstopf der Uefa; d. Red.), damit haben wir gut gewirtschaftet und darauf bin ich auch stolz. Jetzt haben wir keine Reserven mehr, und vielleicht müssen wir und auch die Mannschaft kurzfristig kleinere Brötchen backen.
Das hört sich nach einer Krisensitzung an.
Überhaupt nicht. Es geht um eine Aufarbeitung, und bei uns geht es immer zur Sache - auch wenn uns das manche nicht zutrauen.
Handlungsspielraum in der laufenden Saison und bei laufenden Verträgen gibt es kaum.
Verträge werden eingehalten, da gibt es keine Diskussion, auch nicht darüber, dass ein Defizit durch die Marketing AG gedeckt wird. Aber es muss so klein wie möglich gehalten werden.
Wie gross ist das Loch denn?
Über Geld rede ich grundsätzlich nicht. Es ist ja nicht so, dass im Uefa-Cup gar nichts zu holen ist, wenn wir uns gut verkaufen und in die Gruppenphase kommen.
Die hohen Eintrittspreise gegen Bremen hatten zur Folge, dass das Stadion nicht voll war.
Gegen Siroki Brijeg werden die Preise im Vergleich zu den Meisterschaftsspielen halbiert. Das ist nicht als Wiedergutmachung für irgendwas gedacht, sondern als Geste. Wir haben die Erwartungen nicht erfüllt - unsere nicht und die der Fans nicht.
Wird der FCBasel unter Ihrer Vizepräsidentschaft noch einmal eine finanzielle Anstrengung unternehmen, um die Champions League zu erreichen oder müssen Ziele zurückbuchstabiert werden?
Es wird gar nichts revidiert. Ich weigere mich auch, immer nur aufs finanzielle Engagement reduziert zu werden. Wir arbeiten alle sehr viel für diesen Club. Jetzt bin ich gefordert, Schadensbegrenzung zu betreiben, zum ersten Mal in sechs Jahren. Ich werde die Lücken schliessen - und dann fangen wir wieder an. Aber irgendwann müssen mal die illusorischen Zahlen aus der Welt, die ich angeblich immer reinbuttere.
Dann nehmen Sie doch diese Gelegenheit jetzt wahr.
Nein, das machen wir, wenn der FCB das nächste Mal in der Champions League ist.
Versprochen? Wir erinnern Sie daran.
«Unser System beim FCB funktioniert - ich bin keine Diktatorin.»
Quelle: BaZ von Heute
FCB-VIZEPRÄSIDENTIN GIGI OERI SIEHT SICH NACH DERVERPASSTEN CHAMPIONS LEAGUE IN DER PFLICHT
Interview:Christoph Kieslich
baz: Frau Oeri, wie gross ist die Enttäuschung bei Ihnen, nachdem das Ziel Champions League verpasst wurde?
Gigi Oeri: Die sitzt tief, weil Werder nicht der übermässige Gegner war. Wir hätten es trotz der speziellen Umstände packen können.
Wie haben Sie die Reaktion der Mannschaft gegen Xamax und die der Zuschauer im Stadion empfunden?
Ich hatte meine Freude, gerade auch an Spielern wie Eduardo, an seinem Tor, oder an Papa Malick Ba. Super finde ich, dass die Zuschauer nach vorne schauen, und besonders gefreut habe ich mich über das Transparent in der Muttenzer Kurve («Chance vertan, es kommen neue», d. Red).
Und wie fanden Sie das Spruchband gegenüber: «Wär Basel vergisst, wird do nit vermisst»?
Das fiel mir gar nicht auf, ist aber genauso schön.
Sind Sie sauer auf Christian Gimenez?
Klar. Wegen des Zeitpunkts, wegen seines Verhaltens. Das war einfach nicht korrekt. Ich habe so was die Schnauze voll von Spielern, die dann immer erzählen, was sie alles für den Verein geleistet haben. Einer wie Gimenez hat bei uns enorm viel verdient und in Basel eine Riesenkulisse gehabt. Wenn er weg will, respektiere ich das, aber nicht zwei Stunden vor einem Match.
Im Nachgang der Bremen-Partie wurde im FCBasel eine Führungskrise ausgemacht und speziell Sie wurden angegriffen.
Wenn ich Fehler mache, halte ich auch den Kopf dafür hin. Aber wer garantiert denn, dass das mit einem Sportdirektor nicht passiert wäre. Unser System funktioniert nach wie vor: Wir sind ein Team, das die Angelegenheiten ausdiskutiert und dann Entscheidungen trifft. Und ich bin keine Diktatorin.
Hätte sich - im Nachhinein betrachtet - die Angelegenheit Gimenez besser regeln lassen?
Jimmy sass in Bremen Christian Gross, Ruedi Zbinden, Bernhard Heusler und mir gegenüber und hat gesagt:Ich spiele nicht mehr für den FCB - und wenn ihr euch auf den Kopf stellt. Wir haben es danach immerhin geschafft, für einen 30-jährigen Stürmer eine sehr gute Transfersumme herauszuholen.
Es wirkt so, als ob die Kritiken im Blätterwald ihre Wirkung nicht verfehlt und Sie getroffen haben.
Nur die Verlogenen oder die schlecht Recherchierten, in denen nicht mal die Vornamen stimmen und wie im «Blick» vom Freitag von Dieter Hoeness bei Bayern München und Thomas Allofs in Bremen die Rede ist. Man kann über mich sagen, ich sei gefärbt, geliftet oder was auch immer, das ist mir vollkommen wurst. Aber Kritik muss bei der Wahrheit bleiben und fundiert sein.
Frau Oeri, wie geht es nun weiter beim FCBasel?
Wir werden am Montag (heute; d. Red) zusammensitzen. Im Uefa-Cup haben wir keinen besonders attraktiven Gegner gezogen, das wird ein finanzielles Loch verursachen. Das ist überhaupt kein Grund zu verzweifeln, aber es ist uns viel Geld verloren gegangen.
Vor dem Hinspiel sagten Sie noch, der Druck sei ausschliesslich ein sportlicher und kein wirtschaftlicher. Können Sie diesen Widerspruch aufklären?
Es geht darum, den Verein auf einem gesunden Niveau zu führen. Wir haben lange von den letzten Champions-League-Einnahmen gelebt (weit über 20 Millionen Franken, davon 14,9 Mio. aus dem Vermarktungstopf der Uefa; d. Red.), damit haben wir gut gewirtschaftet und darauf bin ich auch stolz. Jetzt haben wir keine Reserven mehr, und vielleicht müssen wir und auch die Mannschaft kurzfristig kleinere Brötchen backen.
Das hört sich nach einer Krisensitzung an.
Überhaupt nicht. Es geht um eine Aufarbeitung, und bei uns geht es immer zur Sache - auch wenn uns das manche nicht zutrauen.
Handlungsspielraum in der laufenden Saison und bei laufenden Verträgen gibt es kaum.
Verträge werden eingehalten, da gibt es keine Diskussion, auch nicht darüber, dass ein Defizit durch die Marketing AG gedeckt wird. Aber es muss so klein wie möglich gehalten werden.
Wie gross ist das Loch denn?
Über Geld rede ich grundsätzlich nicht. Es ist ja nicht so, dass im Uefa-Cup gar nichts zu holen ist, wenn wir uns gut verkaufen und in die Gruppenphase kommen.
Die hohen Eintrittspreise gegen Bremen hatten zur Folge, dass das Stadion nicht voll war.
Gegen Siroki Brijeg werden die Preise im Vergleich zu den Meisterschaftsspielen halbiert. Das ist nicht als Wiedergutmachung für irgendwas gedacht, sondern als Geste. Wir haben die Erwartungen nicht erfüllt - unsere nicht und die der Fans nicht.
Wird der FCBasel unter Ihrer Vizepräsidentschaft noch einmal eine finanzielle Anstrengung unternehmen, um die Champions League zu erreichen oder müssen Ziele zurückbuchstabiert werden?
Es wird gar nichts revidiert. Ich weigere mich auch, immer nur aufs finanzielle Engagement reduziert zu werden. Wir arbeiten alle sehr viel für diesen Club. Jetzt bin ich gefordert, Schadensbegrenzung zu betreiben, zum ersten Mal in sechs Jahren. Ich werde die Lücken schliessen - und dann fangen wir wieder an. Aber irgendwann müssen mal die illusorischen Zahlen aus der Welt, die ich angeblich immer reinbuttere.
Dann nehmen Sie doch diese Gelegenheit jetzt wahr.
Nein, das machen wir, wenn der FCB das nächste Mal in der Champions League ist.
Versprochen? Wir erinnern Sie daran.
«Unser System beim FCB funktioniert - ich bin keine Diktatorin.»
Quelle: BaZ von Heute