Meistertrainer Christian Gross im ausführlichen Interview
Verfasst: 13.05.2005, 10:28
Tagesanzeiger -- 13.05.2005
«Wir können stolz auf uns sein»
Meistertrainer Christian Gross erklärt, wieso der Titel mit dem FC Basel keine Pflichtübung war. Schwärmt von Ivan Rakitic. Und will bis 2008 bleiben.
(Mit Christian Gross sprachen Thomas Schifferle und Fredy Wettstein, Basel)
Christian Gross, 2002 feierten Sie den ersten Meistertitel mit dem FC Basel bis morgens um sechs Uhr in der Disco, mit Zigarre und Bier in der Hand. Wie war es jetzt?
Wir taten uns gegen St. Gallen schwer und erzielten erst in den letzten fünf Minuten noch zwei Tore. Dramaturgisch war das gut, weil die spontanen Feiern besser sind als die organisierten. In der Stadt hatten wir ein tolles Fest mit unseren Fans bis etwa halb zwei Uhr. Dann folgte der obligate Gang ins Mad Max. Aber mir war es zu eng. Ich hielt es keine zehn Minuten aus. Um halb drei war ich daheim.
Schon so früh.
Ich war müde. Ich hatte auch keine Meisterzigarre geraucht, und ich trank nur sehr wenig Rotwein, wie das bei mir ohnehin zur Gewohnheit geworden ist.
Gibt es einen Grund dafür?
Ich gebe enorm Acht auf meine Gesundheit. Die Anforderungen sind sehr hoch, und ich will noch lange in diesem Business sein.
Hat Ihre Zurückhaltung beim Feiern auch damit zu tun, dass der dritte Titel nicht mit dem ersten vergleichbar ist?
Nein. Das hat eindeutig mit der Einsicht zu tun, dass die Belastung im Beruf so gross ist. Es gibt ja noch die offizielle Meisterfeier, da kann ich eventuell etwas nachholen. Aber das muss nicht sein. Ich kann auch fröhlich und zufrieden sein, ohne bis morgens sechs Uhr wach zu bleiben.
Also hat der Titel nichts mit Routine zu tun.
Überhaupt nicht. Es ist etwas Spezielles, ihn erstens zu gewinnen und zweitens zu feiern. Wenn man zum Barfüsserplatz kommt und diese Menschenmenge sieht, 8000, 10 000 Leute, und diese tolle Ambiance spürt, dann ist das fantastisch. Wir leben in einer Welt, in der jeder ein wenig verloren ist und man sich sucht, und darum gibt es etwas, was mich hier so fasziniert: Wie sich die Leute mit dem FCB identifizieren.
Nur war er diesmal Pflicht.
Er war ein Must. Er war ein Anfang Saison formuliertes Ziel, ja.
Die Pflicht deshalb als Pflichtübung?
Das ist doch keine Pflichtübung. Es ist eine enorme Herausforderung, Meister zu werden...
(Er bricht ab, als die Tür im Restaurant des St.-Jakob-Parks aufgeht; und sagt laut: «Herr Rakitic, Sie werden nebenan zum Interview erwartet. Sie sind zu spät dran. Entschuldigen Sie sich dafür aber artig.» Rakitic kommt kurz an den Tisch, Gross stellt ihn vor: «Er ist neu bei uns im Kader. Er ist sehr stark umworben worden, von Arsenal und Chelsea. Arsenal rief an und fragte: «Wann kommt Ivan endlich? » Er hat Anlagen wie Scholes und Lampard. Schreiben Sie sich seinen Namen auf! Ivan Rakitic!» Rakitic geht, und Gross nimmt das Thema wieder auf.)
Ihre Fragestellung soll doch auch andeuten, dass wir hier in Basel von einem Selbstläufer ausgehen, weil wir ein grosses Budget, weil wir zahlenmässig ein grosses Kader haben.
Sie sagen selbst, dass der Titel das Ziel war.
Das ist ja die grosse Herausforderung, wenn man hinsteht und sagt: Wir müssen Meister werden. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man Meister werden will oder werden muss.
Jetzt war der FC Thun der letzte Gegner.
Und es war erfreulich, dass er uns so lange herausgefordert hat.
Dennoch ist am Ende der Abstand gross geworden.
Ich sage: Wenn wir eine normale Vorrunde gespielt hätten, hätten wir sicher sechs Punkte mehr Vorsprung. Gerade gegen Thun machten wir enorme Geschenke. Aber wir können stolz auf uns sein, und wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben. Auch wenn ich mir gewünscht . hätte, dass wir im Cupfinal sind. Dass man international scheitern kann, damit muss man als Schweizer Mannschaft leben.
Für Sie war das Spiel gegen St. Gallen symbolisch für diese Saison: Die Mannschaft spielte nicht auf dem Niveau, das Sie erwartet hätten, und gewann trotzdem.
Es fehlten uns während längerer Zeit Leistungsträger wie Murat (Yakin), wie Mladen Petric. Carignano hatte Anlaufprobleme, jetzt hat er Verletzungspech. Wir liessen es an Effizienz und Konstanz vermissen. Wobei wir die Konstanz auf beeindruckende Weise im letzten Viertel der Saison wieder hingebracht haben.
Was ist der Grund...
(unterbricht) Die ganze Meisterschaft ist harzig angelaufen. Zuerst einmal mit der ganzen Diskussion um Servette, sie ist symptomatisch für die Lage oder das Krankheitsbild des Schweizer Fussballs. In der Schweiz sind wir völlig unflexibel, was Problemlösungen betrifft. Ich war schon Gegner der Reduktion von 12 auf 10 Mannschaften. Und jetzt akzeptiert man eine Reduktion mitten in der Saison. Die Liga hat eine schlechte Saison gehabt. Es hat mir zu wenig Leute mit Herz für den Fussball. Wir haben Prüfungskommissionen, Lizenzkommissionen. Aber man nimmt einfach hin, dass Servette, das grosse Servette, mitten in der Saison verschwindet.
Was kann die Liga für das miserable Wirtschaften diverser Vereine?
Wenn man mehr Interesse gezeigt hätte, hätte man nach Lösungen gesucht. Der Verband hätte helfen und zwei Länderspiele nach Genf geben können, damit Servette die Möglichkeit hat, den Profibetrieb bis zum Saisonende aufrechtzuerhalten. Natürlich kann man sagen, dass das nicht unbedingt die Aufgabe des Verbandes ist. Aber die Leute da müssen doch alles daransetzen, dass es nicht nur der Nationalmannschaft gut geht.
Hat es Ihnen zu viele Anwälte und Paragrafenreiter unter den Verbandsfunktionären und zu wenig Leute. . .
. . . die mit Leidenschaft dabei sind.. ja. Wir haben einen kleinen Markt. Wir müssen doch alles dafür tun, dass er gesund bleibt. Sonst haben wir bald keinen Profibetrieb mehr.
Dennoch macht es Ihnen offensichtlich Spass, weiter in der Schweiz zu arbeiten.
Erstens habe ich einen guten Arbeitsplatz. Ich habe einen gesicherten Arbeitsplatz, was das Finanzielle anbelangt. Ich weiss, Ende Monat kommt der Zahltag. Ich setze mich auch enorm für den Verein ein und versuche, erfolgreich zu sein. Zweitens kann ich mich so verwirklichen und mit der Mannschaft so arbeiten, wie ich das will. Für mich ist das enorm wichtig.
Was Sie vorleben, verlangen Sie von den Funktionären. . .
...und von den Spielern. Wenn man Ja zum Leistungssport sagt, muss man auch verzichten können.
Worauf verzichten?
Man muss sein Leben dem Fussball unterordnen, man muss auf die Hygiene, die Ernährung, die Vorbereitung achten. Die jungen Spieler bereiten sich noch immer zu wenig gut auf den Fussball vor.
Auch beim FCB?
Auch bei uns.
Aber das gilt auch für die älteren Spieler.
(lange Pause) Sprechen Sie jetzt von Murat? Er hat seine Auszeiten schon bei GC gebraucht. Jetzt spüre ich, dass er alles getan hat, um fit zu werden. Es ist klar, mit seiner Popularität und seinem Auftreten hat er sich andere Türen öffnen können. Ich habe gesagt, dass er Prioritäten setzen muss, wenn er bis 2008 spielen will.
Was wollen Sie in Basel noch erreichen?
Die Herausforderung, an der Spitze zu bleiben und den Titel wieder zu holen, ist sehr gross. Ich glaube, dass die Konkurrenz nächste Saison grösser sein wird. Es ist auch reizvoll, den Hattrick zu schaffen. Wenn ich noch ein Jahr bleibe und dazu den Cup gewinne, könnte es die Gleichung geben: sieben Jahre, sieben Titel.
Was heisst: wenn?
Ich habe noch ein Jahr Vertrag.
Aber so, wie Sie das gesagt haben, tönt es, als würden Sie Ihre Zukunft in Frage stellen.
Nein, nein, nein! Ich bleibe ganz sicher.
Und verlängern den Vertrag vorzeitig über 2006 hinaus?
Das ist noch gar nicht spruchreif. Vor drei Wochen hat ein erstes Gespräch mit Frau Oeri stattgefunden. Die Fragestellung ist sehr einfach: Hat Frau Oeri jemals daran gezweifelt, ob sie mit mir weitermachen will? Und wenn sie das auch nur eine Sekunde getan hat, müssen wir über die weitere Zusammenarbeit reden.
Was denken Sie? Zweifelt Sie?
Ich habe den Eindruck, dass sie gerne mit mir weiterarbeiten würde.
Und was ist mit Ihnen?
Ich habe nie daran gezweifelt, am richtigen Ort zu sein. Ich sehe es als gute Option, bis 2008 zu verlängern.
Was ist in Basel reizvoller als in der Bundesliga, wo Sie oft gehandelt werden?
Ich werde oft mit der Frage konfrontiert: Hast du es in der Schweiz nicht langsam gesehen? Aber ich schätze diesen Arbeitsplatz, die Möglichkeiten, das Umfeld, ich schätze auch die Lebensqualität in der Schweiz. Ich arbeite gerne hier. Haben Sie Mühe damit, dass ich bleibe?
Wie kommen Sie darauf?
Wegen der Fragestellung.
Nein, wir wissen ihre zuvorkommende Art zu schätzen.
(lacht)
Die Sommerpause wird wieder kurz sein, weil die neue Saison bereits am 16. Juli beginnt. Wie wollen Sie sich erholen?
Ich würde gerne wieder einmal mit meiner Moto Guzzi ausfahren. Seit Monaten steht sie unbenutzt in der Garage. Eine Woche Ferien muss mir genügen, um abzuschalten. Ich will eine Woche ans Meer, nach Spanien.
Um ja nicht gestört zu werden, lassen Sie das Handy zu Hause?
Nein, nein, ich nehme es mit. Aber zuerst muss ich mein neues Handy wieder programmieren. Nach dem Spiel gegen St. Gallen tauchte ich im Anzug ins Schaumbad und vergass, dass ich mein Handy eingesteckt hatte. Danach war es unbrauchbar. Darum weiss ich nur noch, dass mir Köbi Kuhn, Urs Schönenberger und Hanspeter Latour per SMS zum Titel gratulierten. Die anderen Glückwünsche sind wohl im Wasser untergangen.
«Wir können stolz auf uns sein»
Meistertrainer Christian Gross erklärt, wieso der Titel mit dem FC Basel keine Pflichtübung war. Schwärmt von Ivan Rakitic. Und will bis 2008 bleiben.
(Mit Christian Gross sprachen Thomas Schifferle und Fredy Wettstein, Basel)
Christian Gross, 2002 feierten Sie den ersten Meistertitel mit dem FC Basel bis morgens um sechs Uhr in der Disco, mit Zigarre und Bier in der Hand. Wie war es jetzt?
Wir taten uns gegen St. Gallen schwer und erzielten erst in den letzten fünf Minuten noch zwei Tore. Dramaturgisch war das gut, weil die spontanen Feiern besser sind als die organisierten. In der Stadt hatten wir ein tolles Fest mit unseren Fans bis etwa halb zwei Uhr. Dann folgte der obligate Gang ins Mad Max. Aber mir war es zu eng. Ich hielt es keine zehn Minuten aus. Um halb drei war ich daheim.
Schon so früh.
Ich war müde. Ich hatte auch keine Meisterzigarre geraucht, und ich trank nur sehr wenig Rotwein, wie das bei mir ohnehin zur Gewohnheit geworden ist.
Gibt es einen Grund dafür?
Ich gebe enorm Acht auf meine Gesundheit. Die Anforderungen sind sehr hoch, und ich will noch lange in diesem Business sein.
Hat Ihre Zurückhaltung beim Feiern auch damit zu tun, dass der dritte Titel nicht mit dem ersten vergleichbar ist?
Nein. Das hat eindeutig mit der Einsicht zu tun, dass die Belastung im Beruf so gross ist. Es gibt ja noch die offizielle Meisterfeier, da kann ich eventuell etwas nachholen. Aber das muss nicht sein. Ich kann auch fröhlich und zufrieden sein, ohne bis morgens sechs Uhr wach zu bleiben.
Also hat der Titel nichts mit Routine zu tun.
Überhaupt nicht. Es ist etwas Spezielles, ihn erstens zu gewinnen und zweitens zu feiern. Wenn man zum Barfüsserplatz kommt und diese Menschenmenge sieht, 8000, 10 000 Leute, und diese tolle Ambiance spürt, dann ist das fantastisch. Wir leben in einer Welt, in der jeder ein wenig verloren ist und man sich sucht, und darum gibt es etwas, was mich hier so fasziniert: Wie sich die Leute mit dem FCB identifizieren.
Nur war er diesmal Pflicht.
Er war ein Must. Er war ein Anfang Saison formuliertes Ziel, ja.
Die Pflicht deshalb als Pflichtübung?
Das ist doch keine Pflichtübung. Es ist eine enorme Herausforderung, Meister zu werden...
(Er bricht ab, als die Tür im Restaurant des St.-Jakob-Parks aufgeht; und sagt laut: «Herr Rakitic, Sie werden nebenan zum Interview erwartet. Sie sind zu spät dran. Entschuldigen Sie sich dafür aber artig.» Rakitic kommt kurz an den Tisch, Gross stellt ihn vor: «Er ist neu bei uns im Kader. Er ist sehr stark umworben worden, von Arsenal und Chelsea. Arsenal rief an und fragte: «Wann kommt Ivan endlich? » Er hat Anlagen wie Scholes und Lampard. Schreiben Sie sich seinen Namen auf! Ivan Rakitic!» Rakitic geht, und Gross nimmt das Thema wieder auf.)
Ihre Fragestellung soll doch auch andeuten, dass wir hier in Basel von einem Selbstläufer ausgehen, weil wir ein grosses Budget, weil wir zahlenmässig ein grosses Kader haben.
Sie sagen selbst, dass der Titel das Ziel war.
Das ist ja die grosse Herausforderung, wenn man hinsteht und sagt: Wir müssen Meister werden. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man Meister werden will oder werden muss.
Jetzt war der FC Thun der letzte Gegner.
Und es war erfreulich, dass er uns so lange herausgefordert hat.
Dennoch ist am Ende der Abstand gross geworden.
Ich sage: Wenn wir eine normale Vorrunde gespielt hätten, hätten wir sicher sechs Punkte mehr Vorsprung. Gerade gegen Thun machten wir enorme Geschenke. Aber wir können stolz auf uns sein, und wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben. Auch wenn ich mir gewünscht . hätte, dass wir im Cupfinal sind. Dass man international scheitern kann, damit muss man als Schweizer Mannschaft leben.
Für Sie war das Spiel gegen St. Gallen symbolisch für diese Saison: Die Mannschaft spielte nicht auf dem Niveau, das Sie erwartet hätten, und gewann trotzdem.
Es fehlten uns während längerer Zeit Leistungsträger wie Murat (Yakin), wie Mladen Petric. Carignano hatte Anlaufprobleme, jetzt hat er Verletzungspech. Wir liessen es an Effizienz und Konstanz vermissen. Wobei wir die Konstanz auf beeindruckende Weise im letzten Viertel der Saison wieder hingebracht haben.
Was ist der Grund...
(unterbricht) Die ganze Meisterschaft ist harzig angelaufen. Zuerst einmal mit der ganzen Diskussion um Servette, sie ist symptomatisch für die Lage oder das Krankheitsbild des Schweizer Fussballs. In der Schweiz sind wir völlig unflexibel, was Problemlösungen betrifft. Ich war schon Gegner der Reduktion von 12 auf 10 Mannschaften. Und jetzt akzeptiert man eine Reduktion mitten in der Saison. Die Liga hat eine schlechte Saison gehabt. Es hat mir zu wenig Leute mit Herz für den Fussball. Wir haben Prüfungskommissionen, Lizenzkommissionen. Aber man nimmt einfach hin, dass Servette, das grosse Servette, mitten in der Saison verschwindet.
Was kann die Liga für das miserable Wirtschaften diverser Vereine?
Wenn man mehr Interesse gezeigt hätte, hätte man nach Lösungen gesucht. Der Verband hätte helfen und zwei Länderspiele nach Genf geben können, damit Servette die Möglichkeit hat, den Profibetrieb bis zum Saisonende aufrechtzuerhalten. Natürlich kann man sagen, dass das nicht unbedingt die Aufgabe des Verbandes ist. Aber die Leute da müssen doch alles daransetzen, dass es nicht nur der Nationalmannschaft gut geht.
Hat es Ihnen zu viele Anwälte und Paragrafenreiter unter den Verbandsfunktionären und zu wenig Leute. . .
. . . die mit Leidenschaft dabei sind.. ja. Wir haben einen kleinen Markt. Wir müssen doch alles dafür tun, dass er gesund bleibt. Sonst haben wir bald keinen Profibetrieb mehr.
Dennoch macht es Ihnen offensichtlich Spass, weiter in der Schweiz zu arbeiten.
Erstens habe ich einen guten Arbeitsplatz. Ich habe einen gesicherten Arbeitsplatz, was das Finanzielle anbelangt. Ich weiss, Ende Monat kommt der Zahltag. Ich setze mich auch enorm für den Verein ein und versuche, erfolgreich zu sein. Zweitens kann ich mich so verwirklichen und mit der Mannschaft so arbeiten, wie ich das will. Für mich ist das enorm wichtig.
Was Sie vorleben, verlangen Sie von den Funktionären. . .
...und von den Spielern. Wenn man Ja zum Leistungssport sagt, muss man auch verzichten können.
Worauf verzichten?
Man muss sein Leben dem Fussball unterordnen, man muss auf die Hygiene, die Ernährung, die Vorbereitung achten. Die jungen Spieler bereiten sich noch immer zu wenig gut auf den Fussball vor.
Auch beim FCB?
Auch bei uns.
Aber das gilt auch für die älteren Spieler.
(lange Pause) Sprechen Sie jetzt von Murat? Er hat seine Auszeiten schon bei GC gebraucht. Jetzt spüre ich, dass er alles getan hat, um fit zu werden. Es ist klar, mit seiner Popularität und seinem Auftreten hat er sich andere Türen öffnen können. Ich habe gesagt, dass er Prioritäten setzen muss, wenn er bis 2008 spielen will.
Was wollen Sie in Basel noch erreichen?
Die Herausforderung, an der Spitze zu bleiben und den Titel wieder zu holen, ist sehr gross. Ich glaube, dass die Konkurrenz nächste Saison grösser sein wird. Es ist auch reizvoll, den Hattrick zu schaffen. Wenn ich noch ein Jahr bleibe und dazu den Cup gewinne, könnte es die Gleichung geben: sieben Jahre, sieben Titel.
Was heisst: wenn?
Ich habe noch ein Jahr Vertrag.
Aber so, wie Sie das gesagt haben, tönt es, als würden Sie Ihre Zukunft in Frage stellen.
Nein, nein, nein! Ich bleibe ganz sicher.
Und verlängern den Vertrag vorzeitig über 2006 hinaus?
Das ist noch gar nicht spruchreif. Vor drei Wochen hat ein erstes Gespräch mit Frau Oeri stattgefunden. Die Fragestellung ist sehr einfach: Hat Frau Oeri jemals daran gezweifelt, ob sie mit mir weitermachen will? Und wenn sie das auch nur eine Sekunde getan hat, müssen wir über die weitere Zusammenarbeit reden.
Was denken Sie? Zweifelt Sie?
Ich habe den Eindruck, dass sie gerne mit mir weiterarbeiten würde.
Und was ist mit Ihnen?
Ich habe nie daran gezweifelt, am richtigen Ort zu sein. Ich sehe es als gute Option, bis 2008 zu verlängern.
Was ist in Basel reizvoller als in der Bundesliga, wo Sie oft gehandelt werden?
Ich werde oft mit der Frage konfrontiert: Hast du es in der Schweiz nicht langsam gesehen? Aber ich schätze diesen Arbeitsplatz, die Möglichkeiten, das Umfeld, ich schätze auch die Lebensqualität in der Schweiz. Ich arbeite gerne hier. Haben Sie Mühe damit, dass ich bleibe?
Wie kommen Sie darauf?
Wegen der Fragestellung.
Nein, wir wissen ihre zuvorkommende Art zu schätzen.
(lacht)
Die Sommerpause wird wieder kurz sein, weil die neue Saison bereits am 16. Juli beginnt. Wie wollen Sie sich erholen?
Ich würde gerne wieder einmal mit meiner Moto Guzzi ausfahren. Seit Monaten steht sie unbenutzt in der Garage. Eine Woche Ferien muss mir genügen, um abzuschalten. Ich will eine Woche ans Meer, nach Spanien.
Um ja nicht gestört zu werden, lassen Sie das Handy zu Hause?
Nein, nein, ich nehme es mit. Aber zuerst muss ich mein neues Handy wieder programmieren. Nach dem Spiel gegen St. Gallen tauchte ich im Anzug ins Schaumbad und vergass, dass ich mein Handy eingesteckt hatte. Danach war es unbrauchbar. Darum weiss ich nur noch, dass mir Köbi Kuhn, Urs Schönenberger und Hanspeter Latour per SMS zum Titel gratulierten. Die anderen Glückwünsche sind wohl im Wasser untergangen.