tango hat geschrieben:Du zuwenig oder ich zuviel - die Zukunft wird es zeigen.
Wenn wir in diesem Bereich Fortschritte gemacht haben, dass diese Technologie in ähnlich breitem Ausmass verfügbar sein wird, dann können wir wieder über KI diskutieren, welche dem
Intelligenz Teil im Namen zumindest ansatzweise gerecht wird. Aber das wäre etwas komplett anderes, als was wir heute KI nennen. Ich zweifle aber daran, dass diese Technologie sich gleich schnell entwickeln wird, wie die binären Computer, welche zwar extrem leistungsfähig, aber im Grunde immer noch reine Turingmaschinen sind, einfach komplexer. Aber das dachte man damals wohl auch.
Du hast ursprünglich den Zeitraum von 20 Jahren genannt. Da würde ich immer noch dagegen halten, denn ich traue den Umgang mit dieser Art von Komplexität der aktuellen Technologie nicht zu. Und die Entwicklung, Verfügbarkeit und Implementierung von Quantencomputern auf Staatslevel, welche ich als Voraussetzung sehe, sowie die gesetzlichen Grundlagen dafür, die Entscheidungen an eine solche Maschine zu delegieren, halte ich innert 20 Jahren für unrealistisch. Da bleibe ich dabei, dass du den aktuellen Stand überschätzt.
Mich hat das Thema KI bereits vor ca. 30 Jahre interessiert. Ich habe aber schon damals eher Sachbücher zu dem Thema gelesen, als Romane. Daher kann ich die Entwicklungen in diesem Bereich einigermassen nachvollziehen, weil die künstliche Intelligenz damals den Wandel hin zu selbstlernende Algorithmen gemacht hat und dort erst noch in den Kinderschuhen steckte (mehrbeinige Roboter mit der simplen Aufgabe: Vorwärtskommen). Es half mir extrem beim Verständnis von KI, auch deren Entwicklung zu beobachten und mitzuerleben. Aber noch hilfreicher war die Auseinandersetzung mit Neurowissenschaften, Philosophie. oder anderen fernen Themengebieten. Du kannst fast überall dazu lernen und Rückschlüsse für andere Themen ziehen. Ein breiter gestütztes Wissen eröffnet immer mehr Perspektiiven, als eine zu tiefe Fachkenntnis in einem einzelnen Gebiet. Falls dich komplett themenfremde Dinge interessieren, welche aber zum Verständnis von KI hilfreich sein können, empfehle ich Ian McGilchrist (Hirnfunktionen), David Chalmers (Dualismus), Frido und Christine Mann (Quantenphysik) und ein paar Artikel zu Quantencomputern. Aus diesen Bereichen heraus, ist es einfacher die Limiten der bisherigen Computerarchitekturen zu verstehen. Aber die kann dir auch ein Forscher auf dem Bereich der KI aufzeigen. Er wird es einfach nicht dann tun, wenn er ein neues Projekt vorstellt und um Ivestoren wirbt oder sich als Jäger des heiligen Grals porträtieren lässt. Romane, auch wenn sie so gut recherchiert sind, wie es Schätzing tut, sind schöne Visionen, neigen aber dazu, bei der Recherche auf Forscher zu treffen, die sich gerade porträtiert fühlen. Zur Not tut es auch eine simple Internetsuche nach den
Limiten von KI oder
limits of AI.
tango hat geschrieben:Bei Warcraft soll ja ein von Hackern implantierter Virus Grund gewesen sein, wieso tausende von User so quasi durchknallten. Und dieser Vorfall bzw. dessen Ablauf hat, wie du sagst, viele Erkenntnisse in Sachen Verbreitungsgeschwindigkeit gebracht haben.
Bei WoW war es ein Bug, kein Hacker. Ein Debuff wurde auch auf Hunterpets übertragen, die den verbreiten konnten ohne daran zu sterben. Quasi ein asymptomatischer Verlauf. Der Bug war, dass der Debuff trotz verlassen der Instanz auf den Hunterpets bestehen blieb. Findest diverse Artikel zu dem Thema. Interessant war nicht die Verbreitungsgeschwindigkeit, sondern der Faktor Mensch. Was für unterschiedliche Verhaltensweisen treten auf? Wie gehen die Leute damit um? etc. Genau dieser Faktor Mensch fehlte den bisherigen und künftigen Simulationen, darum war der WoW Bug so interessant für die Wissenschaft.
tango hat geschrieben:Inzwischen ist mir der Name des oben mal erwähnten Games wieder eingefallen.
Foldit ist ein experimentelles Computerspiel, das Wissenschaftlern bei der Optimierung von Proteinen helfen soll. Es wird in Zusammenarbeit der Abteilungen „Computer Science and Engineering“ und „Biochemistry“ an der University of Washington entwickelt; unter anderem sind viele Leute des Rosetta@home-Projektes beteiligt. Der Ansatz von Foldit ist eine Kombination aus Crowdsourcing und verteiltem Rechnen. Die erste öffentliche Beta-Version wurde im Mai 2008 veröffentlicht.
Aber eben - das betrifft lediglich die Beta-Version. Inzwischen soll das Game zwecks Forschung im Bereich Covit 19 genutzt werden.
Foldit hatte ich kurzzeitig installiert, als es rauskam. Ein Kumpel war damals mit einer Biologin (jetzt Professorin) zusammen, die mich darauf aufmerksam gemacht hat. Ich fand die Idee und das Konzept spannend, war neugierig. Aber dieses Beispiel zeigt ja gerade, wie unerfahrene Menschen aktuelle KI übertreffen.
Foldit ist der Versuch, die natürlichen menschlichen 3-D-Mustererkennungsfähigkeiten auf dieses Problem anzusetzen. Gegenwärtige Puzzles basieren auf gut verstandenen Proteinen. Indem untersucht wird, auf welche Art die Spieler intuitiv an diese Puzzles herangehen, versuchen die Wissenschaftler, existierende Proteinfaltungssoftware zu verbessern. 2008 nahm Foldit am Protein-Vorhersage-Wettbewerb CASP8 teil und schnitt trotz geringer Erfahrung der Spieler und teils unausgereifter Werkzeuge sehr gut ab. In der Hälfte der Fälle gelang eine Top-3-Platzierung und einmal der Spitzenplatz (bei 71 bis 83 teilnehmenden Laboren, zwei Mal 527). In jedem einzelnen Fall wurden alle Modelle, die nur von Computern berechnet wurden, übertroffen.
Lieferst du mit Foldit nicht gerade ein Argument gegen deine Loblieder auf KI?
tango hat geschrieben:Nein, nein, nein! *dreimalmitderzungeschnalze*
Nein - genau das will ich eben nicht! *dreimalmitderzungeschnalze*
Das Gegenteil ist der Fall. Es ist mir ein Rätsel wie du darauf kommst. Genau dieses menschliche Verdrängen ist mir ein grosser Dorn im Auge, ein soviel blockierendes menschliches Verhalten, das mittels KI in vielen Bereichen ausgemerzt werden könnte.
Ich lasse dich gerne im Glauben, dass man sich vor Entscheidungen drücken kann, indem man sie statt selber zu treffen an eine Maschine auslagert. Aber ein Zungenschnalzer wird dir nicht helfen, diesen Teil der Aussage zu widerlegen. Auch kein dreifacher.
Warum ich hauptsächlich interveniert habe ist, dass ein KI (nach heutigem Modell) zwar sehr viele Bewegungen hocheffizent steuern kann, aber ihr fehlt es an der Möglichkeit, auf komplexe Zusammenhänge ausserhalb der Erwartungen zu reagieren. Wenn gleichzeitig ein Erdbeben auftritt, Krieg herrscht, Waldbrände wüten, etc. dann würde so ein Szenario höchstwahrscheinlich nicht berücksichtigt sein. Die implementierte Entscheidungsgrundlage wäre somit nicht mehr adäquat und könnte zu falschen Lösungen kommen. Die Steuerung von Massnahmen für ein ganzes Land sind zu vernetzt und komplex, als dass ich dies einer KI überlassen würde. Auch die ganzen Visionen von Smart Cities sind auf ganz wenige und bescheidene Parameter ausgerichtet. Energieverbrauch, Emissionsreduktion, etc. Aber auch hier ist
Smart ein reines Marketing
Buzzword. Ich glaube, dass du intelligent genug bist, Intelligenz von einer Logikmaschine unterscheiden zu können.
Eine KI kann mit neuen Lösungsstrategien auf ein gestelltes Problem reagieren, aber nur innerhalb der definierten Parameter. Eine echte Intelligenz könnte aber eine Lösung ausserhalb der definierten Parameter finden. Womit wir wieder beim WarGames Zitat sind: «The only winning move is not to play.» Dieser Spielzug befindet sich ausserhalb der Spielregeln. Wäre nur mit
out of the box thinking zu ersinnen. Erforderte echte Intelligenz. Der Film hatte bereits die Limiten eines solchen Systems zum Thema. Joshua kann Befehle effizient ausführen, aber nicht hinterfragen. Ist er nun intelligent?
tango hat geschrieben:Kannst du so auch nicht finden. Ich hatte damals nur einen kleinen schwarz-weiss TV.

Also bitte entschuldige.
Hoffe du kannst jetzt auch herzhaft Lachen, wie ich, als ich das vor ca. 2 Stunden geschnallt habe.
Aber du hast recht. Ich musste über die die Schwarz-Weiss TV Anekdote lachen.
