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Nzz.ch stellt Kommentarfunktion fast komplett ab
Verfasst: 04.02.2017, 15:13
von Admin
Siehe:
https://www.nzz.ch/feuilleton/in-eigene ... -ld.143568
Und:
http://www.watson.ch/Schweiz/Medien/694 ... tgehend-ab
Ich meine, richtig so! Schon seit längerer Zeit beobachte ich, wie die meisten Leserkommentare nur noch aus Gehässigkeiten von irgendwelchen anonymen Wutbürger bestehen. Ganz schlimm sind baz.ch, blick.ch und 20min.ch. Das es toleriert wird, kann ich mir nur erklären, dass die Portale von den Onlineklicks abhängig sind und davon profitieren
Auch hier im Forum beobachte ich eine Tendenz zu immer wie gehässigteren Kommentare. Z.B. Sind gewisse User Spezialisten ihre Meinung hundertfach zu wiederholen und lassen somit die Diskussion sich im Kreise drehen.
Was meint ihr dazu? Die Diskussion ist eröffnet.

Verfasst: 04.02.2017, 16:05
von Sean Lionn
ein mutiger schritt der alten tante, den ich begrüsse. auch die idee mit dem leserforum gefällt mir gut.
ABER: dass in den kommentarspalten ein immer gehässigerer ton herrscht, müssen sich die zeitungen/newsportale zu einem sehr grossen teil selber zuschreiben. so lockt man die leser etwa gezielt mit extrem reisserischen überschriften auf artikel, die letztenendes fast gar nichts mehr mit der überschrift zu tun haben, einzig um klicks zu generieren. in den kommentarspalten selber stellt man ja nicht selten fest, dass ein grossteil der kommentarschreiber wahrscheinlich maximal die überschrift gelesen haben und empört zum kommentarfeld runtergescrollt sind, um ihren senf dazuzugeben.
bei einzelnen titeln wie baz und 20 minuten gehe ich sogar so weit zu behaupten, dass diese beiden blätter mit ihrer sehr einseitigen berichterstattung, inzwischen vor allem ein politisches werkzeug sind, um den hass der wutbürger gegen migranten, beamte oder bis vor 2-3 jahren auch noch fussballfans zu kultivieren.
Verfasst: 04.02.2017, 16:10
von Käppelijoch
Ist richtig so. Wenn man die Kommentare liest, könnte man meinen, die SVP hätte 90% der Stimmen auf sich etc. Vor allem bei Blick Online gibt es recht unappetitliche Meinungen, hart an der Grenze zum Strafbaren.
Verfasst: 04.02.2017, 17:06
von PadrePio
Passt zum Thema.
Wie Spiegel-Online die Meinung durch Schlüsselwörter & Kommentarfunktion beeinflusst.
[video=youtube;8HhHjtP3RJ0]
https://www.youtube.com/watch?v=8HhHjtP3RJ0[/video]
Verfasst: 04.02.2017, 19:09
von Soriak
Admin hat geschrieben:Ich meine, richtig so! Schon seit längerer Zeit beobachte ich, wie die meisten Leserkommentare nur noch aus Gehässigkeiten von irgendwelchen anonymen Wutbürger bestehen. Ganz schlimm sind baz.ch, blick.ch und 20min.ch. Das es toleriert wird, kann ich mir nur erklären, dass die Portale von den Onlineklicks abhängig sind und davon profitieren
In einer Demokratie zaehlt die Stimme eines uninformierten Wutbuergers nunmal gleich viel, wie die eines gut informierten Technokraten. Das Problem ist also kaum die Kommentarspalte sondern viel eher die Tatsache, dass sehr viele Buerger in unserem Land halt eben diese undifferenzierten Ansichten haben. Dass viele nicht weiter als die headline lesen, ist bei einer Abstimmung wohl auch nicht anders. Deswegen haben Initiativen und Gesetze ja auch diese super tollen Namen:
Wollen Sie das Bundesgesetz vom 17. Juni 2016 über steuerliche Massnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeitdes Unternehmensstandorts Schweiz (Unternehmenssteuerreformgesetz III) annehmen?
Ein Medium wie die NZZ sollte sich viel eher fragen, was sie tun koennten, um eine Diskussion auf hoeherem Niveau zu foerdern. Ein guter Konsument von Informationen soll diese ja nicht nur aufnehmen, sondern sich auch kritisch damit auseinandersetzen.
Die Kommentare bei der New York Times sind meist ziemlich gut. Es ist also durchaus moeglich, eine vernuenftige Diskussion zu fuehren.
Verfasst: 04.02.2017, 19:19
von SubComandante
Nun, man muss sich als Onlinezeitung halt entscheiden: wenn man die Kommentarfunktion grösstenteils deaktiviert, reduziert man die Anzahl der Aufrufe. Bei jedem Aufruf gibt es Werbegelder.
Der Schritt der NZZ ist richtig. Das Experiment mit Kommentaren in Newsportalen ist gescheitert. Wobei am drastischten ist es immer noch auf Facebook. Da postet ein renomiertes Newsportal etwas über Flüchtlinge und schon kommen die besorgten Bürger aus den Löcher gekrochen und posten alle denselben rassistischen Unsinn.
Ich fände es gut, wenn man einen Weg finden könnte, dass zu einem Thema auf einem Newsportal auch eine normale Diskussion stattfinden kann.
Verfasst: 05.02.2017, 01:54
von jay
grande nzz
stammtisch-gepolter soll innerhalb des stammtisches bleiben.
Verfasst: 05.02.2017, 02:04
von lpforlive
Käppelijoch hat geschrieben:Ist richtig so. Wenn man die Kommentare liest, könnte man meinen, die SVP hätte 90% der Stimmen auf sich etc. Vor allem bei Blick Online gibt es recht unappetitliche Meinungen, hart an der Grenze zum Strafbaren.
Ich denke die meisten dümmlichen Kommentare kommen direkt aus der Redaktion. Die besten Beispiele sind die beiden Trolle Keller aus Solothurn und der Werner aus dem Atoll bei blick.ch. Daher haben sich die richtigen Zeitungen wie NZZ, Tagi oder die BAZ mehr Mühe Kommentaren.
Verfasst: 05.02.2017, 14:03
von Sean Lionn
lpforlive hat geschrieben:Werner aus dem Atoll bei blick.ch
Zwischen Legenden und Trollen sind die Übergänge manchmal fliessend und nicht für jedermann klar ersichtlich.
Verfasst: 06.02.2017, 11:59
von Fulehung
Solange die Betreiber von Newsportalen und sonstigen Websites vor allem jene Kommentare löschen bzw. gar nie veröffentlichen, welche im Text gemachte falsche Behauptungen richtigstellen möchte, kann man die Kommentarfunktion genausogut ganz streichen. Ist vor allem bei 20 Minuten so, dass Fakten gar nicht erwünscht sind. Ich habe aber auch mal auf der Seite einer politischen Partei einen Kommentar zu nachweislich klar falschen Zahlen geschrieben. Erst wurde ich von einem Parlamentarier in einer Antwort persönlich angegriffen, dann wurde mein Kommentar gelöscht. Interessanterweise wurde der Text dann doch noch umgeschrieben. Und nein, es handelte sich nicht um die SVP-Homepage, sondern um die Website einer Partei, die um einiges linker ist.
Verfasst: 06.02.2017, 12:47
von Brausebad
Vielleicht würde es ja auch helfen, wenn man nur mit dem richtigen Namen seinen Kommentar abgeben kann. Ich finde grundsätzlich Kommentare wichtig und spannend. Natürlich gibt es Prediger die tagein/tagaus die gleiche Leier von sich geben und jeden Artikel in einen Konsens mit einem x-beliebigen Thema bringen. Man kann aber mit einer Demaskierung auch schnell zur Zielscheibe einiger Idioten werden wenn man auf einmal persönliche Post oder e-mails erhält. Ein geeignetes Rezept für einen sachlich geführten Mienungsaustausch gibt es leider nicht. Einen Kommentarschreiber wie Ronny König, der zuletzt sogar noch eine Homestory erhielt, sind selten. Mich nervt er zwar, dass er zu jedem Thema seinen Senf loswerden muss, aber immerhin macht er das mehr oder weniger sachlich. Von 20min wollen wir gar nicht reden. Und dass Blick mit seinen Heinz Nütteler oder der Tuvalu Typ sehr viel laufen lassen, zeigen halt das Niveau. In einem Fussball-Forum wie diese hier, widerspiegelt sich halt die Gesellschaft wie sie ist. Die Diskussionen um den Trainer haben im letzten halben Jahr auch viel kaputt gemacht. Da gibt es nur noch schwarz und weiss. Und trotzdem halte ich mich gerne darin auf, weil es halt noch immer interessante Meinungen und Diskussionen gibt.
Verfasst: 07.02.2017, 12:33
von RvP_10
Fulehung hat geschrieben:Solange die Betreiber von Newsportalen und sonstigen Websites vor allem jene Kommentare löschen bzw. gar nie veröffentlichen, welche im Text gemachte falsche Behauptungen richtigstellen möchte, kann man die Kommentarfunktion genausogut ganz streichen. Ist vor allem bei 20 Minuten so, dass Fakten gar nicht erwünscht sind. Ich habe aber auch mal auf der Seite einer politischen Partei einen Kommentar zu nachweislich klar falschen Zahlen geschrieben. Erst wurde ich von einem Parlamentarier in einer Antwort persönlich angegriffen, dann wurde mein Kommentar gelöscht. Interessanterweise wurde der Text dann doch noch umgeschrieben. Und nein, es handelte sich nicht um die SVP-Homepage, sondern um die Website einer Partei, die um einiges linker ist.
Wer 20min liest, ist sowieso selber schuld

Das Blatt ist etwas vom Schlimmsten, besteht nur aus Klatsch & Tratsch, wer hat mit wem gevögelt und mit welcher Hand sich die Leser ihren Allerwertesten abwischen.

Verfasst: 07.02.2017, 18:45
von Käppelijoch
Also wenn man hier die Kommentare liest...was da alles an falschen Behauptungen von den Kommentatoren als fakten verkauft wird...da kann man eine NZZ verstehen.
http://bazonline.ch/basel/stadt/finger- ... y/24506515
Verfasst: 07.02.2017, 19:46
von Fenta
Oft aber sind die Kommentare weitaus spannender als der Artikel selbst...
Verfasst: 07.02.2017, 22:05
von Marek
Es ist ja rührend, wie einige User hier zu wissen glauben wollen, Wutbürger seien die Ursache zur Reduktion des Kommentare Bereichs bei der NZZ. Vor allem weil es ins eigene Weltbild passt – ich muss aber sagen, das ist genauso oberflächlich wie deren Weltbild – einem Blick hinter die Kulissen und in argumentative Details hält es nicht stand.
Man soll nicht immer alles glauben, was Zeitungen schreiben, vor allem wenn es in deren eigener Sache ist. Genauso wie man bei Trainerentlassungen nicht alles glauben darf, was erzählt wird. Wer glaubte Bernhard Heusler, dass die Trennung von Murat Yakin im gegenseitigen Einvernehmen erfolgte? Höchstens ein paar ganz loyale und unkundige. Heute wohl niemand mehr.
Der Vorwurf, es werde immer gehässiger diskutiert, ist eigentlich nichts anderes, als dass die Verantwortlichen nicht Willens oder in der Lage sind, im eigenen Haus für Ordnung zu sorgen – und nicht, dass die Leute immer hässiger werden.
Dazu muss man wissen, dass bei den NZZ Kommentaren diese erst nach Durchsicht freigeschaltet wurden – also eigentlich die gehässigen Kommentare nicht hätten durchgeschaltet werden dürfen.
Ich habe auch die NZZ Kommentare auch nicht als fürchterlich in Erinnerung – die Erklärung liegt also woanders. Die Durchsicht der Kommentare erfordert personellen Aufwand – und dieser ist einem allfälligen Mehrumsatz an Werbung dank Kommentaren entgegenzusetzen. Dieser aber dürfte nicht ausreichend sein – dies umso mehr, da bei den Kommentaren weder links noch rechts Werbung eingeblendet wird – es werden also kaum Mehreinnahmen erzielt. Nicht das Lesen der Kommentare, sondern nur Werbeklicks bringen Umsatz. Viele Leute dürften die Kommentare auch nicht lesen.
Das ist der Grund für die Umorganisation. Mit der Reduktion der Kommentare spart man sich den Moderationsaufwand. Einnahmen dürften minimal verloren gehen.
Wer die New York Times mit der NZZ vergleicht, vergleicht den FC Barcelona mit dem FCB, oder wahrscheinlich noch eher mit den Old Boys. Wenn wir uns deren Suchmaschinenrankings anschauen, ist global die NYT auf Rang 81 – der Spiegel noch auf Rang 420 – die NZZ auf 7600 (Quelle alexa.com).NYT und wohl auch der Spiegel können sich eine Profimoderation leisten.
Auch die Süddeutsche.de (globales alexa Ranking 2135) hat die Leserkommentare vor etwa zwei Jahren abgeschaltet – Anlass waren dort die Kremlschreiber, die Russlands Politik ziemlich plump gerechtfertigt hatten. Aber auch das war dort sicher nicht der Hauptgrund, sondern einfach die Unrentabilität dieser Einrichtung.
Die Schuldzuweisung an sogennante „Wutbürger“, die hier von links orientierten Usern dankbar aufgenommen wird, weil sie sehr in deren Weltbild passt, ist also nur vordergründig. Sicher, wenn das politische Klima rauher wird, muss mehr moderiert werden – und das will man jetzt einfach nicht mehr machen. Aber soviel mehr als vorher ist das auch nicht, weil User, die unerwünschte Beiträge schreiben, diese einfach nicht freigeschaltet bekommen – und dann einfach entnervt aufgeben und sich anderen Plattformen zuwenden.
Verfasst: 08.02.2017, 19:09
von händsche
Finde ich nicht gut. Das ist für mich reine Symptombekämpfung.
Interessant fände ich, wenn die Kommentare durch das Medium verifiziert werden könnten. es sollte wohl noch mancher über die Diskussionskultur im Internet nachdenken.
Verfasst: 09.02.2017, 17:25
von Sean Lionn
Wenn Medien dazu übergehen, Foren in der Breite zu schließen, dafür aber dann eine gewisse Anzahl an von ihnen bestimmte Themen auswählen, zu denen jeweils ein Forum geöffnet wird, dokumentieren sie so offensichtlich, wie es kaum offensichtlicher sein könnte, worum es ihnen geht: Sie wollen darüber bestimmen, zu welchen Themen Leser sich innerhalb ihres Mediums äußern dürfen und zu welchen nicht. Dem Mediennutzer wird nichts anderes gesagt als: Deine Meinung darfst Du äußern, aber wir sagen Dir zu welchem Thema.
Angenommen werden darf: So agieren Medien, die neben Journalismus auch noch Politik machen wollen.
https://www.heise.de/tp/features/Konzen ... 18957.html
Verfasst: 10.02.2017, 09:27
von Aftershock
Die Kommentarspalte finde ich eigentlich sehr amüsant. Ganz besonders toll, sind jene bei Krone.at. Da ist das Niveau so tief, wenn man einen Aufsteller braucht, etwas durch die Kommentarspalten Scrollen und man fühlt sich wieder besser.
Irgendwie beissen sich Kommentarspalten mit seriösen Journalismus. Ich finde die Idee mit dem Leserforum sehr gut.
Soriak hat geschrieben:In einer Demokratie zaehlt die Stimme eines uninformierten Wutbuergers nunmal gleich viel, wie die eines gut informierten Technokraten. ...
Sind die Technokraten seit Trump nicht auch Wutbürger? Vielleicht informierte, aber verdammt, sind die wütend.

Verfasst: 10.02.2017, 11:55
von Pro Sportchef bim FCB
Aftershock hat geschrieben:
Sind die Technokraten seit Trump nicht auch Wutbürger? Vielleicht informierte, aber verdammt, sind die wütend.
Trump und Technokraten?