passt zwar nur halb zum thema, aber in Bern sind die fussballplätze zu laut
Jubeln ja, aber bitte nicht zu laut. Pauken und Megafone sollen auf dem Spitalackerplatz, der Heimstätte des Promotion-League-Vereins FC Breitenrain, verboten werden. Das empfehlen Laser- und Lärmexperten der Kantonspolizei Bern.
Der Fangesang «Hopp Breiterain, hu!» ist kultig. Bei den Heimspielen des FC Breitenrain auf dem Sportplatz Spitalacker, auch «Spitz» genannt, ertönt er regelmässig aus den Kehlen der Fans. Erfunden hat ihn Donatorenpräsident Max Haller. Er ist es auch, der Fans und Spieler der ersten Mannschaft gerne mit dem Megafon anpeitscht. Daneben sorgt «Pouke-Housi» mit der Pauke für Stimmung.
Nun könnte seine Pauke bald verstummen. Lärmexperten kamen zum Schluss, «dass es bei einem Torjubel der einheimischen Mannschaft zu einer Überschreitung des Spitzenpegels um maximal zwei Dezibel kommen kann». Die «Intensität des Torjubels» sei von vielerlei Faktoren abhängig, etwa von der Spannung des Spiels. Immerhin stellten die Experten fest, dass die Immissionen nicht erheblich störend seien.
Das sehen einige Anwohner indes komplett anders. Während sich die Mehrheit nicht am FC Breitenrain stört, beschweren sich ein paar Nachbarn seit Monaten über Fangesänge, Torjubel, Pauken, Trompeten, Megafon und Lautsprecherdurchsagen. In ihren Ohren handelt es sich dabei nämlich nicht um Stimmung, sondern vielmehr um Lärm. 19 Einsprachen sind im letzten November gegen ein Baugesuch der Stadt Bern, die den Spitz betreibt, eingegangen.
Der Regierungsstatthalter beauftragte die Kantonspolizei Bern, einen Fachbericht zu erstellen. Die Abteilung «Lärmakustik/Lasertechnik» nahm sich der Problematik an und verfasste einen sechsseitigen Bericht, für den sie eine ganze Reihe von Verordnungen und Gesetzen beizog.
Die Laser- und Lärmexperten schlagen nun zur Lärmminderung eine Reihe von Massnahmen vor, etwa einen reduzierten Betrieb der Lautsprecheranlage, einen Verkehrsdienst und die Einhaltung von Ruhezeiten. Konkret heisst das: keine Musik aus den Lautsprechern mehr sowie keine Spiele nach 20 Uhr. Auch sonntags zwischen 12 und 14 Uhr soll der Ball ruhen.
Was die Fans besonders aufhorchen lassen dürfte: Die Experten empfehlen ein Verbot von «geräuschintensiven Instrumenten wie Signalhörnern, Trommeln, Rasseln, Pfeifen, Megafone». Ob in Zukunft der Schiedsrichter ein Foul per Handzeichen statt per Pfeife ahnden soll, lässt der Bericht offen.
Noch unklar ist, wie ein solches Verbot praktisch umgesetzt werden soll. Nicht nur die eigenen Fans, sondern vor allem auch die Anhänger der Gästemannschaft müssten nach Instrumenten durchsucht werden. Dürften sie im Extremfall den Spitalacker gar nicht mehr betreten? Oder müssten sie mit einem Stadionverbot belegt werden, wenn sie zu laut feiern?
Bei der ganzen Geschichte muss man bedenken, dass die Nachbarn tatsächlich sehr nahe am Fussballplatz wohnen – nur gerade eine Strasse trennt die Häuser vom «Spitz». Allerdings finden hier pro Jahr nur rund 20 Spiele der ersten Mannschaft statt. Und andernorts scheint ein Nebeneinander zwischen Fussball und Wohnen zu funktionieren, etwa im Wankdorf, im Liebefeld oder in England, wo viele Stadien mitten in Wohnquartieren liegen.
Noch hat sich der Regierungsstatthalter nicht zu den Vorschlägen der Experten geäussert. Eines steht aber fest: Die Anwohner können froh sein, dass sie vor über 100 Jahren noch nicht in unmittelbarer Nähe des Spitalackerplatzes lebten, bzw. damals noch nicht geboren waren. Anno 1922 spielte die Schweizer Nationalmannschaft gegen Holland auf dem «Spitz». Zuschauerzahl: 12'000! Man kann sich gut vorstellen, wie beim 5:0-Sieg der Schweiz gejubelt und gelärmt wurde.