Inside, Offside: Äpfel und Birnen - NZZ 24.11.2008
Verfasst: 25.11.2008, 11:44
von Peter B. Birrer, NZZ 24.11.2008
Die Zuschauerzahlen sind eine aufschlussreiche Statistik. Sie geben zweifelsfrei an, ob der Zirkus floriert oder nicht. Deshalb prahlt der FC Basel in der Super League gerne damit, deshalb hätte der FC Vaduz am liebsten, die entblössenden Zuschauerzahlen existierten nicht. Aber wer wird überhaupt gezählt? Der FCB gibt die Zahl jener Personen an, welche die Drehkreuze passiert haben u2013 sei es mit Einzeleintritt, sei es mit Jahresabonnement. Für das Heimspiel gegen Zürich setzten die Basler 32 600 Tickets ab, im Stadion zugegen waren 30 146.
Der Verein drückt seine Zuschauerzahl. Dies tut er auch vor dem Hintergrund, dass er pro Zuschauer wegen der Sicherheitskosten 2 Franken 20 an die Basler Kantone entrichten muss u2013 er bezahlt natürlich für jene Zuschauer, die da sind, und nicht für jene, die nicht da sind. Eigentlich ist das die ehrliche Variante. Gezählt werden die tatsächlich Anwesenden und nicht die (warum auch immer) Abwesenden dazu. In Basel ist das auch nicht so entscheidend, weil das Volk ohnehin in den Zirkus kommt.
Auch in der Maladière in Neuenburg entscheidet die Präsenz. Von 3500 Inhabern von Saisonabonnementen finden sich 2700 regelmässig im Stadion ein. Nur die 2700 werden gezählt. In Bern ist das neuerdings anders. Wundersam sind zuletzt die Zuschauerzahlen der YB-Spiele im Stade de Suisse vom 15 000er- in den 20 000er-Bereich gestiegen. Der Grund? Neu gilt die Anzahl verkaufter Karten als Zuschauerzahl.
20 000 klingt für den Verkaufswert auch besser als 15 000. Die Berner sind nicht selbsttragend und müssen ihren Geldgebern einen möglichst grossen Zirkus bieten (und vorgaukeln). Böse Zungen sagen ohnehin, dass die Young Boys in ihrem neuen Stadion seit je besser PR machten als Fussball spielen und diese Erkenntnis mit dem mächtigen Stadion- und YB-CEO Stefan Niedermaier korreliere: blendender PR-Mann, weniger Fussball-Mann.
Das Frisieren ist halb so schlimm, obschon der Effekt auch in anderen Domänen immer der gleiche ist: Je höher die Zahl, umso attraktiver. Niemand weiss, wie zum Beispiel der FC Zürich seine Schäfchen zählt. Der GC und Vaduz müssten mit Frisieren ohnehin höllisch aufpassen. Denn wo fast niemand ist, kann niemand herbeigezählt werden. Das generelle Problem ist, dass in der Liga inzwischen nicht Äpfel mit Äpfeln, sondern Äpfel mit Birnen verglichen werden. Oder Anwesende mit Anwesenden plus Abwesenden.
Die Zuschauerzahlen sind eine aufschlussreiche Statistik. Sie geben zweifelsfrei an, ob der Zirkus floriert oder nicht. Deshalb prahlt der FC Basel in der Super League gerne damit, deshalb hätte der FC Vaduz am liebsten, die entblössenden Zuschauerzahlen existierten nicht. Aber wer wird überhaupt gezählt? Der FCB gibt die Zahl jener Personen an, welche die Drehkreuze passiert haben u2013 sei es mit Einzeleintritt, sei es mit Jahresabonnement. Für das Heimspiel gegen Zürich setzten die Basler 32 600 Tickets ab, im Stadion zugegen waren 30 146.
Der Verein drückt seine Zuschauerzahl. Dies tut er auch vor dem Hintergrund, dass er pro Zuschauer wegen der Sicherheitskosten 2 Franken 20 an die Basler Kantone entrichten muss u2013 er bezahlt natürlich für jene Zuschauer, die da sind, und nicht für jene, die nicht da sind. Eigentlich ist das die ehrliche Variante. Gezählt werden die tatsächlich Anwesenden und nicht die (warum auch immer) Abwesenden dazu. In Basel ist das auch nicht so entscheidend, weil das Volk ohnehin in den Zirkus kommt.
Auch in der Maladière in Neuenburg entscheidet die Präsenz. Von 3500 Inhabern von Saisonabonnementen finden sich 2700 regelmässig im Stadion ein. Nur die 2700 werden gezählt. In Bern ist das neuerdings anders. Wundersam sind zuletzt die Zuschauerzahlen der YB-Spiele im Stade de Suisse vom 15 000er- in den 20 000er-Bereich gestiegen. Der Grund? Neu gilt die Anzahl verkaufter Karten als Zuschauerzahl.
20 000 klingt für den Verkaufswert auch besser als 15 000. Die Berner sind nicht selbsttragend und müssen ihren Geldgebern einen möglichst grossen Zirkus bieten (und vorgaukeln). Böse Zungen sagen ohnehin, dass die Young Boys in ihrem neuen Stadion seit je besser PR machten als Fussball spielen und diese Erkenntnis mit dem mächtigen Stadion- und YB-CEO Stefan Niedermaier korreliere: blendender PR-Mann, weniger Fussball-Mann.
Das Frisieren ist halb so schlimm, obschon der Effekt auch in anderen Domänen immer der gleiche ist: Je höher die Zahl, umso attraktiver. Niemand weiss, wie zum Beispiel der FC Zürich seine Schäfchen zählt. Der GC und Vaduz müssten mit Frisieren ohnehin höllisch aufpassen. Denn wo fast niemand ist, kann niemand herbeigezählt werden. Das generelle Problem ist, dass in der Liga inzwischen nicht Äpfel mit Äpfeln, sondern Äpfel mit Birnen verglichen werden. Oder Anwesende mit Anwesenden plus Abwesenden.