Oeri: Mittlerweile verstehe ich sogar etwas von Fussball
Verfasst: 02.02.2008, 12:07
«Man geht ja davon aus, dass Frauen keine Ahnung haben»
Die FCB-Präsidentin Gigi Oeri strebt in der zweiten Saisonhälfte der Super League mit einem fast unveränderten Team den Titelgewinn an
Der FC Basel führt die Tabelle sechs Punkte vor dem FCZ und YB an. Christine Steffen hat sich vor Rückrundenstart mit Gigi Oeri über Intuition, Misstrauen und den Fussballverband unterhalten.
Frau Oeri, Sie bezeichnen die Pausen als die härteste Zeit für die Klubverantwortlichen - wie schlimm war die Winterpause?
Gigi Oeri: Es fing ruhig an, aber die letzten drei Tage ging es rund, und am Ende verloren wir noch Caicedo. Die Transferperioden sind tatsächlich die schwierigste Zeit. Dass es im FC Basel nicht mehr Wechsel gab, liegt nicht daran, dass wir passiv waren. Wir arbeiteten, aber wir wollen keine Schnellschüsse. Wie der Zuzug von Marko Perovic zeigt, sind wir vorbereitet auf Abgänge. Unser Scouting-System läuft 365 Tage im Jahr.
Der FCB hat mit Ferati und Perovic nur zwei Spieler verpflichtet. Sie sind überzeugt davon, die Ziele mit dem bestehenden Team zu erreichen?
Ja. Wir hatten keinen Zwang, mehr neue Spieler zu holen.
«Das Budget wird nicht gesprengt»
Im Sommer laufen die Verträge von Reto Zanni, Daniel Majstorovic, Koji Nakata und Papa Malik Ba aus.
Es ist wohl das erste Mal in meiner Amtszeit, dass Verträge auslaufen und die Spieler nicht gewinnbringend transferiert werden können. Sicher ist: Ich werde mich nicht allen Lohnforderungen beugen. Auch wenn wir auf sehr hohem Niveau sind - wir sind ein Schweizer Fussballklubs und werden es auch bleiben. Das Budget wird nicht wegen einzelner Spieler gesprengt.
Ist es seit Ihren Anfängen im FCB schwieriger geworden, geeignete Spieler zu finden?
Es ist schwierig, wirklich starke internationale Top-Spieler nach Basel zu holen, aber umgekehrt ist es auch einfacher geworden. Als ich anfing, hatten wir drei Millionen Franken Schulden und waren auf Platz sechs oder sieben klassiert. Meine erste Handlung war, eine Nicht-Abstiegs-Prämie auszuschreiben. In einer derartigen Position hat ein Klub keine Chance, gute Spieler zu finden. Unser Image hat sich mit der Konstanz verbessert, mit der wir an internationalen Wettbewerben teilnehmen. Das ist für ausländische Spieler ein Anreiz. Ich mache mir aber keine Illusionen. Sie kommen zum FCB, weil sie sich in Europa präsentieren wollen. Das ist nicht dramatisch. Wenn sie sich grossen Klubs empfehlen wollen, müssen sie eine gute Leistung bringen. Wir streben eine gesunde Mischung an zwischen Spielern mit einem rotblauen Herzen und solchen, die den Verein als Sprungbrett nutzen.
Startet der FCB noch einmal eine Transferoffensive, falls er Meister wird?
Wir haben eine hervorragende Mannschaft und brauchen kein 40-Mann-Kader. Das bewiesen wir in der Vergangenheit. Die beste Rückrunde spielten wir mit etlichen Junioren. Wichtig ist, dass die Spieler hungrig sind. Im Fussball sind viele Faktoren unberechenbar. Man kann nicht sagen: Investieren wir 30 Millionen Franken, dann sind wir in der Champions League. Erfolg kann man nicht kaufen.
Zu Ihrer Rolle im FC Basel. Man hat den Eindruck, Sie hätten sich eher etwas zurückgezogen.
Das empfinde ich nicht so. Ich bin seit zwei Jahren Präsidentin, hatte aber von Anfang an das Ziel, jemanden beizuziehen. Mein Job ist allein nicht machbar. Mit Vizepräsident Bernhard Heusler haben wir jetzt einen Juristen, der Dinge klärt, bei denen ich mich nicht auskenne.
Bernhard Heusler tritt auch häufig in der Öffentlichkeit auf.
Die Öffentlichkeitsarbeit hat nicht direkt mit meinem Job zu tun. Natürlich gebe ich Interviews, aber die nützen dem FCB letztlich wenig. Ich bin froh, muss ich nicht mehr jede Woche fünf Stunden für Journalisten aufwenden. Bernhard Heusler kümmert sich um die Fans und die juristischen Aspekte. Ich bin der Meinung, man sollte nur über Dinge reden, von denen man etwas versteht. Am Anfang habe ich mich hie und da durchgemogelt und mich informiert, so weit es ging. Natürlich habe ich einiges gelernt, aber es gibt immer noch Bereiche, die ich gerne anderen überlasse. Ich bin keine Diktatorin.
In welchen Gebieten haben Sie vor allem gelernt?
Sicher auf der sportlichen Ebene. Ich behaupte: Mittlerweile verstehe sogar ich etwas von Fussball. Auch wenn das immer noch die meistgestellte Frage ist. Man geht ja davon aus, dass Frauen keine Ahnung haben. Heute ergänzen wir uns im Team perfekt. Ich bringe als Frau die Intuition hinein, es gibt das sportliche Fachwissen und den Juristen, der sagt, was machbar ist. Uns alle verbindet Freundschaft, und das ist eine hervorragende Voraussetzung, um einen Klub zu leiten.
Wo können Sie Ihre weibliche Intuition anwenden?
Es beginnt in den Gesprächen mit Spielern. Dort habe ich vielleicht eine grössere Sensibilität. Ich bin auch in den Trainingslagern dabei und kriege mit, wenn es einmal etwas auszubügeln gibt. Wenn ich einem Spieler gegenübersitze, habe ich ein Gefühl für ihn - unabhängig vom Sportlichen. Ein Mann schaut halt zuerst einmal, wie viele Tore er geschossen hat.
«Ich werde keine Scherben hinterlassen»
Gibt es Dinge, die Sie in den Umgang miteinander einbringen?
Absolut. Nach Treffen mit internationalen Gegnern höre ich oft, es habe eine ganz andere Atmosphäre geherrscht, weil eine Frau dabei gewesen sei. Am Anfang habe ich mich dagegen gewehrt, dass es speziell sein soll, dass ich in dieser Position bin. Das hat sich geändert, weil ich erfahren habe, dass die Rolle als Frau sehr wichtig sein kann in diesem Business. Das haben auch andere gemerkt. Es gibt mittlerweile mehr Frauen im Fussball. Nicht ganz oben, aber doch immerhin in Vorständen von grossen Klubs.
Erhalten Sie genug Anerkennung für Ihre Arbeit?
Auf jeden Fall. Es wäre mir sogar lieber, man würde mir vonseiten der Stadt oder anderen Institutionen weniger auf die Schulter klopfen und dafür mehr für den Klub tun. Das ist das einzige Problem, das mit meiner Person zusammenhängt. Es heisst immer: Solange Frau Oeri da ist, ist der Klub versorgt. Dagegen kämpfe ich.
Stört es Sie, wenn Sie als Hausbank des FC Basel bezeichnet werden?
Es störte mich früher mehr. Mittlerweile haben die Leute begriffen, dass es nicht so ist. Wir sind seit zwei Jahren eine AG, und es wird genau ausgewiesen, wie viel ich gebe. Es sind bei weitem nicht die Millionen, die man mir andichtet.
Aber doch namhafte Beträge.
Es ist meine Aufgabe als Mäzenin, das Budget auszugleichen. Wenn ich Erfolg verlange, kann ich nicht sagen: Ihr kriegt nichts. Qualität kostet. Nach neun Jahren wissen die Leute aber, dass ich nicht nur zahle, sondern auch 16 Stunden am Tag für den Verein arbeite.
Neun Jahre sind eine lange Zeit. Haben Sie eine Vorstellung, wann Sie sich zurückziehen?
Das habe ich nie. Ich bin ein sehr spontaner Mensch. Genauso wie ich in drei Sekunden dem FCB zusagte, kann ich auch aufhören. Ob ich weitermache, hängt in erster Linie davon ab, wie viel Spass und wie viele Emotionen ich habe. Ich verzichte auch auf vieles. Ich werde aber bestimmt keine Scherben hinterlassen, sondern alles tun, damit der FCB bestehen kann - auch wenn er nach meinem Abgang vielleicht wieder etwas kleinere Brötchen backen muss.
Was war ihr grösstes Lehrstück im FC Basel?
Dass man sich im Fussballbusiness immer dreifach schriftlich absichern muss. Das ist das einzig Negative, das ich aus meinem Engagement ziehe: Ich bin heute ein extrem misstrauischer Mensch und hinterfrage alles.
Der Vertrag mit dem Trainer Christian Gross läuft im Sommer 2009 aus. Haben Sie bereits Gespräche mit ihm geführt?
Noch nicht, nein. Deshalb werden wir nicht öffentlich und über die Medien dieses Thema erörtern.
Im Sommer äusserten Sie sich in einem Interview kritisch über Köbi Kuhn. Warum?
Ich bejahte die Frage, ob ich den Nationaltrainer für zu weich halte. Aber ich sagte nicht: Köbi Kuhn muss weg. Ich stehe dazu, und es betrifft nicht nur Kuhn: Im Fussballverband braucht es neuen Wind. Es muss etwas passieren, einige Figuren müssen ersetzt werden. Sonst sehe ich schwarz für den Schweizer Fussball.
Was läuft konkret nicht gut im Verband?
Ich will nicht polemisch werden, aber irgendwann braucht es überall Erneuerung. Der Verband ist überaltert, es braucht frische, mutige Ansichten. Der Verband und die Liga müssten näher zusammenwachsen und den Kontakt mit den Klubs pflegen.
Sie sind unglücklich mit dem Spielplan, in dem am Tag vor einer Uefa-Cup-Runde ein Meisterschaftsspiel angesetzt ist.
Das ist eine Beleidigung für den FCZ und für uns. Man traut uns offenbar den Viertelfinal nicht zu, sonst wäre nicht an diesem Uefa-Termin ein Meisterschaftsspiel ohne Alternativdatum angesetzt worden. Mir ist klar, dass die Zeit in diesem Frühling drängt, aber es muss möglich sein, das anders zu organisieren.
NZZ, 2.2.08
Die FCB-Präsidentin Gigi Oeri strebt in der zweiten Saisonhälfte der Super League mit einem fast unveränderten Team den Titelgewinn an
Der FC Basel führt die Tabelle sechs Punkte vor dem FCZ und YB an. Christine Steffen hat sich vor Rückrundenstart mit Gigi Oeri über Intuition, Misstrauen und den Fussballverband unterhalten.
Frau Oeri, Sie bezeichnen die Pausen als die härteste Zeit für die Klubverantwortlichen - wie schlimm war die Winterpause?
Gigi Oeri: Es fing ruhig an, aber die letzten drei Tage ging es rund, und am Ende verloren wir noch Caicedo. Die Transferperioden sind tatsächlich die schwierigste Zeit. Dass es im FC Basel nicht mehr Wechsel gab, liegt nicht daran, dass wir passiv waren. Wir arbeiteten, aber wir wollen keine Schnellschüsse. Wie der Zuzug von Marko Perovic zeigt, sind wir vorbereitet auf Abgänge. Unser Scouting-System läuft 365 Tage im Jahr.
Der FCB hat mit Ferati und Perovic nur zwei Spieler verpflichtet. Sie sind überzeugt davon, die Ziele mit dem bestehenden Team zu erreichen?
Ja. Wir hatten keinen Zwang, mehr neue Spieler zu holen.
«Das Budget wird nicht gesprengt»
Im Sommer laufen die Verträge von Reto Zanni, Daniel Majstorovic, Koji Nakata und Papa Malik Ba aus.
Es ist wohl das erste Mal in meiner Amtszeit, dass Verträge auslaufen und die Spieler nicht gewinnbringend transferiert werden können. Sicher ist: Ich werde mich nicht allen Lohnforderungen beugen. Auch wenn wir auf sehr hohem Niveau sind - wir sind ein Schweizer Fussballklubs und werden es auch bleiben. Das Budget wird nicht wegen einzelner Spieler gesprengt.
Ist es seit Ihren Anfängen im FCB schwieriger geworden, geeignete Spieler zu finden?
Es ist schwierig, wirklich starke internationale Top-Spieler nach Basel zu holen, aber umgekehrt ist es auch einfacher geworden. Als ich anfing, hatten wir drei Millionen Franken Schulden und waren auf Platz sechs oder sieben klassiert. Meine erste Handlung war, eine Nicht-Abstiegs-Prämie auszuschreiben. In einer derartigen Position hat ein Klub keine Chance, gute Spieler zu finden. Unser Image hat sich mit der Konstanz verbessert, mit der wir an internationalen Wettbewerben teilnehmen. Das ist für ausländische Spieler ein Anreiz. Ich mache mir aber keine Illusionen. Sie kommen zum FCB, weil sie sich in Europa präsentieren wollen. Das ist nicht dramatisch. Wenn sie sich grossen Klubs empfehlen wollen, müssen sie eine gute Leistung bringen. Wir streben eine gesunde Mischung an zwischen Spielern mit einem rotblauen Herzen und solchen, die den Verein als Sprungbrett nutzen.
Startet der FCB noch einmal eine Transferoffensive, falls er Meister wird?
Wir haben eine hervorragende Mannschaft und brauchen kein 40-Mann-Kader. Das bewiesen wir in der Vergangenheit. Die beste Rückrunde spielten wir mit etlichen Junioren. Wichtig ist, dass die Spieler hungrig sind. Im Fussball sind viele Faktoren unberechenbar. Man kann nicht sagen: Investieren wir 30 Millionen Franken, dann sind wir in der Champions League. Erfolg kann man nicht kaufen.
Zu Ihrer Rolle im FC Basel. Man hat den Eindruck, Sie hätten sich eher etwas zurückgezogen.
Das empfinde ich nicht so. Ich bin seit zwei Jahren Präsidentin, hatte aber von Anfang an das Ziel, jemanden beizuziehen. Mein Job ist allein nicht machbar. Mit Vizepräsident Bernhard Heusler haben wir jetzt einen Juristen, der Dinge klärt, bei denen ich mich nicht auskenne.
Bernhard Heusler tritt auch häufig in der Öffentlichkeit auf.
Die Öffentlichkeitsarbeit hat nicht direkt mit meinem Job zu tun. Natürlich gebe ich Interviews, aber die nützen dem FCB letztlich wenig. Ich bin froh, muss ich nicht mehr jede Woche fünf Stunden für Journalisten aufwenden. Bernhard Heusler kümmert sich um die Fans und die juristischen Aspekte. Ich bin der Meinung, man sollte nur über Dinge reden, von denen man etwas versteht. Am Anfang habe ich mich hie und da durchgemogelt und mich informiert, so weit es ging. Natürlich habe ich einiges gelernt, aber es gibt immer noch Bereiche, die ich gerne anderen überlasse. Ich bin keine Diktatorin.
In welchen Gebieten haben Sie vor allem gelernt?
Sicher auf der sportlichen Ebene. Ich behaupte: Mittlerweile verstehe sogar ich etwas von Fussball. Auch wenn das immer noch die meistgestellte Frage ist. Man geht ja davon aus, dass Frauen keine Ahnung haben. Heute ergänzen wir uns im Team perfekt. Ich bringe als Frau die Intuition hinein, es gibt das sportliche Fachwissen und den Juristen, der sagt, was machbar ist. Uns alle verbindet Freundschaft, und das ist eine hervorragende Voraussetzung, um einen Klub zu leiten.
Wo können Sie Ihre weibliche Intuition anwenden?
Es beginnt in den Gesprächen mit Spielern. Dort habe ich vielleicht eine grössere Sensibilität. Ich bin auch in den Trainingslagern dabei und kriege mit, wenn es einmal etwas auszubügeln gibt. Wenn ich einem Spieler gegenübersitze, habe ich ein Gefühl für ihn - unabhängig vom Sportlichen. Ein Mann schaut halt zuerst einmal, wie viele Tore er geschossen hat.
«Ich werde keine Scherben hinterlassen»
Gibt es Dinge, die Sie in den Umgang miteinander einbringen?
Absolut. Nach Treffen mit internationalen Gegnern höre ich oft, es habe eine ganz andere Atmosphäre geherrscht, weil eine Frau dabei gewesen sei. Am Anfang habe ich mich dagegen gewehrt, dass es speziell sein soll, dass ich in dieser Position bin. Das hat sich geändert, weil ich erfahren habe, dass die Rolle als Frau sehr wichtig sein kann in diesem Business. Das haben auch andere gemerkt. Es gibt mittlerweile mehr Frauen im Fussball. Nicht ganz oben, aber doch immerhin in Vorständen von grossen Klubs.
Erhalten Sie genug Anerkennung für Ihre Arbeit?
Auf jeden Fall. Es wäre mir sogar lieber, man würde mir vonseiten der Stadt oder anderen Institutionen weniger auf die Schulter klopfen und dafür mehr für den Klub tun. Das ist das einzige Problem, das mit meiner Person zusammenhängt. Es heisst immer: Solange Frau Oeri da ist, ist der Klub versorgt. Dagegen kämpfe ich.
Stört es Sie, wenn Sie als Hausbank des FC Basel bezeichnet werden?
Es störte mich früher mehr. Mittlerweile haben die Leute begriffen, dass es nicht so ist. Wir sind seit zwei Jahren eine AG, und es wird genau ausgewiesen, wie viel ich gebe. Es sind bei weitem nicht die Millionen, die man mir andichtet.
Aber doch namhafte Beträge.
Es ist meine Aufgabe als Mäzenin, das Budget auszugleichen. Wenn ich Erfolg verlange, kann ich nicht sagen: Ihr kriegt nichts. Qualität kostet. Nach neun Jahren wissen die Leute aber, dass ich nicht nur zahle, sondern auch 16 Stunden am Tag für den Verein arbeite.
Neun Jahre sind eine lange Zeit. Haben Sie eine Vorstellung, wann Sie sich zurückziehen?
Das habe ich nie. Ich bin ein sehr spontaner Mensch. Genauso wie ich in drei Sekunden dem FCB zusagte, kann ich auch aufhören. Ob ich weitermache, hängt in erster Linie davon ab, wie viel Spass und wie viele Emotionen ich habe. Ich verzichte auch auf vieles. Ich werde aber bestimmt keine Scherben hinterlassen, sondern alles tun, damit der FCB bestehen kann - auch wenn er nach meinem Abgang vielleicht wieder etwas kleinere Brötchen backen muss.
Was war ihr grösstes Lehrstück im FC Basel?
Dass man sich im Fussballbusiness immer dreifach schriftlich absichern muss. Das ist das einzig Negative, das ich aus meinem Engagement ziehe: Ich bin heute ein extrem misstrauischer Mensch und hinterfrage alles.
Der Vertrag mit dem Trainer Christian Gross läuft im Sommer 2009 aus. Haben Sie bereits Gespräche mit ihm geführt?
Noch nicht, nein. Deshalb werden wir nicht öffentlich und über die Medien dieses Thema erörtern.
Im Sommer äusserten Sie sich in einem Interview kritisch über Köbi Kuhn. Warum?
Ich bejahte die Frage, ob ich den Nationaltrainer für zu weich halte. Aber ich sagte nicht: Köbi Kuhn muss weg. Ich stehe dazu, und es betrifft nicht nur Kuhn: Im Fussballverband braucht es neuen Wind. Es muss etwas passieren, einige Figuren müssen ersetzt werden. Sonst sehe ich schwarz für den Schweizer Fussball.
Was läuft konkret nicht gut im Verband?
Ich will nicht polemisch werden, aber irgendwann braucht es überall Erneuerung. Der Verband ist überaltert, es braucht frische, mutige Ansichten. Der Verband und die Liga müssten näher zusammenwachsen und den Kontakt mit den Klubs pflegen.
Sie sind unglücklich mit dem Spielplan, in dem am Tag vor einer Uefa-Cup-Runde ein Meisterschaftsspiel angesetzt ist.
Das ist eine Beleidigung für den FCZ und für uns. Man traut uns offenbar den Viertelfinal nicht zu, sonst wäre nicht an diesem Uefa-Termin ein Meisterschaftsspiel ohne Alternativdatum angesetzt worden. Mir ist klar, dass die Zeit in diesem Frühling drängt, aber es muss möglich sein, das anders zu organisieren.
NZZ, 2.2.08