«Die gelbe Karte war dumm von mir»
RETO ZANNI WURDE BEIM 1:1 IN THUN ZUM VIERTEN MAL VERWARNT - UND IST GEGEN YB GESPERRT
Zwangspause. Nach 51 Spielen in Folge muss Reto Zanni einmal aussetzen. Foto EQimages
INTERVIEW: MARCEL ROHR, Thun
Zu keinem anderen FCB-Spieler passte gestern der Ausdruck «mit dem blauen Auge davongekommen» besser als zu Reto Zanni. Der Rechtsverteidiger hatte ein Veilchen - ein Souvenir aus dem Blackburn-Spiel, als er hart von einem Ball getroffen wurde.
Doch das kümmerte den Rechtsverteidiger nicht. Viel mehr ärgerte ihn das dünne Remis - basierend auf einer miserablen ersten und einer durchzogenen zweiten Halbzeit des FCB, in der am Ende ein glücklicher Punktgewinn stand.
Erwähnenswert ist jedoch die gelbe Karte von Zanni in der 30. Minute. Weil es die vierte Verwarnung der laufenden Saison war, ist der Zentralschweizer am Donnerstag im Nachtragsspiel gegen YB gesperrt. Damit endet eine spezielle Serie: Seit dem 11. Mai 2005 stand Zanni in der Super League ununterbrochen in der Startformation - und fehlte in 51 Spielen keine Minute. Von den 53 Wettbewerbsspielen der letzten Saison fehlte Zanni einzig 29 Minuten; im Cupmatch gegen Old Boys wurde er ausgewechselt.
Nun steht dem Schwerarbeiter eine Zwangspause bevor. FCB-Trainer Christian Gross deutete gestern an, dass Patrik Baumann gegen YB Zannis Stellvertreter sein könnte.
baz: Reto Zanni, ist der FC Thun der Angstgegner des FCB?
RETO ZANNI: Das würde ich nicht sagen. Wenn wir so spielen wie in der ersten Halbzeit, haben wir gegen jeden Gegner Probleme.
Warum lief denn die erste Hälfte derart schlecht?
Das weiss ich auch nicht. Wir haben den Start verschlafen, obwohl Ivan Rakitic mit seinem Schuss den Pfosten traf. Aber wir kamen überhaupt nicht in die Zweikämpfe, das ärgert mich.
Schon bei den Niederlagen in Luzern und Schaffhausen war es so, dass der FCB die Startphase verschlief. Sehen Sie auch Parallelen?
Jeder Spieler muss sich an der eigenen Nase packen. Und sich fragen, ob er jeweils bereit ist, von Beginn weg alles zu geben. Achtzig Prozent Einsatz reichen einfach nicht, wenn man jedes Spiel gewinnen will.
Noch am Donnerstag spielten Sie in England gegen die Blackburn Rovers im Uefa-Cup. Waren die Spieler müde?
Nein, sicher nicht. Wir hatten genug Zeit, uns zu erholen. In der zweiten Halbzeit konnten wir ja rennen und kämpfen. Die Müdigkeit ist sicher kein Grund.
Was sagte der Trainer in der Halbzeitpause?
Seine Ansprache war kurz, aber intensiv. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Und wie beurteilen Sie unter dem Strich das Remis?
Das 1:1 ist ein Rückschritt. Und nochmals: Wir dürfen in Zukunft die Startphase nicht mehr verschlafen.
Mit einer schönen Flanke haben Sie wenigstens noch das Ausgleichstor durch Eduardo vorbereitetu2026
u2026trotzdem bin ich nicht zufrieden. Wir wollten gewinnen, das haben wir verpasst.
In der 30. Minute kassierten Sie die vierte Verwarnung der laufenden Saison. Damit sind Sie am Donnerstag gegen YB gesperrt. Wie sehr ärgert Sie die Pause?
Leider ist es so gekommen. Die gelbe Karte war dumm von mir, auch so etwas darf nicht passieren. Ich hatte den Ball schon erobert und verlor ihn prompt wieder, weil ich den Gegner anschiessen wollte.
Nun endet eine nicht alltägliche Serie, immerhin standen Sie in der Meisterschaft 51-mal hintereinander in der Startformation und spielten immer durch.
Die Serie mag speziell sein. Aber wir haben Ende letzter Saison den Titel verpasst. Wenn wir Meister geworden wären, könnte ich stolz sein. Aber das war nicht der Fall, wir haben einige Ziele verpasst.
Und wie lauten Ihre neue Ziele?
Im Heimspiel gegen Sion werde ich wieder spielberechtigt sein, dann startet vielleicht eine neue Serie. Wichtig ist aber, dass wir als Team die Spiele gewinnen. Und zwar auch auswärts.
http://www.baz.ch
