Der wahre Grund für den Einmarsch der USA in Afghanistan
Verfasst: 05.09.2006, 07:51
NZZ, 04.09.2006
Schlafmohn-Anbauschlacht in Afghanistan
Das Uno-Büro Unodc erwartet eine Opium-Rekordproduktion
Laut dem Wiener Uno-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (Unodc) ist die Schlafmohn-Anbaufläche Afghanistans in diesem Jahr um 59% ausgeweitet worden. Der absehbare Ernteertrag soll die Rekordproduktion von 6100 t Opium ermöglichen.
T. K. Wien, 3. September
Die vom Uno-Büro Unodc jeweils kurz vor der Ernte mit Hilfe von Satellitenbildern und Erhebungen am Boden vorgenommenen Schätzungen zeigen, dass in Afghanistan in diesem Jahr 165 000 ha Agrarland unter Schlafmohn stehen. Dies sind 59% mehr 2005. Besonders expansiv ist der Anbau laut einer am Samstag in Wien veröffentlichten Pressemitteilung in der südafghanischen Provinz Helmand, einer Taliban-Hochburg, wo die Anbaufläche um 162% auf mehr als 69 000 ha ausgeweitet worden ist.
Misslungene Erntevernichtungen
Laut britischen Presseberichten werden die Bauern von den Taliban zum Schlafmohnanbau nicht nur ermuntert, sondern unter Anwendung von Gewalt auch gezwungen. Auf der andern Seite versuchen die afghanischen Behörden, unterstützt von amerikanischen und britischen Fachleuten, den Schlafmohnanbau mit Massnahmen zur Vernichtung der Ernte am Boden und aus der Luft zu behindern - ein in den letzten zwei Jahren intensiviertes Unterfangen, das sich, wie die Zahlen von Unodc jetzt zeigen, als totaler Misserfolg entpuppt hat.
Das Wiener Uno-Büro geht davon aus, dass allein die afghanischen Bauern in diesem Jahr 6100 (2005: 4100) t Opium aus den geernteten Schlafmohnkapseln extrahieren; der Anteil Afghanistans an der Opium-Weltproduktion sollte sich damit auf 92 (88)% vergrössern. Damit werden alle seit der Aufnahme von Produktionsstatistiken durch die Uno verzeichneten Rekorde in den Schatten gestellt. Die bisher höchste Weltproduktion von 1999 belief sich auf 5764 t. Wegen des damals von den Taliban verhängten Anbauverbotes sackte das Volumen 2001 auf 1596 t ab, seither liegt es zwischen 4500 und 4850 t (2004). Allein im letzten Jahr wurden weltweit 4620 t Opium erzeugt, 4100 t davon in Afghanistan. Einschliesslich der Opiumderivate entstand dem Land am Hindukusch daraus ein Exporterlös von 2,7 Mrd. $ oder 52% des Bruttoinlandproduktes. 2,14 Mrd. $ davon flossen in die Taschen von Drogenverarbeitern und -händlern, 560 Mio. $ kamen den Bauern zugute.
Der Unodc-Exekutivdirektor, der Italiener Antonio Maria Costa, fürchtet, dass die staatliche Ordnung im Süden des Landes mit seinem grossflächigen Drogenanbau und -schmuggel, Aufständen, Terrorismus, Kriminalität und Korruption kurz vor ihrem Kollaps stehe. In den andern Landesteilen wird der Anstieg des Schlafmohnanbaus als eine Folge der schwachen Regierung, der Armut und des Drucks einflussreicher Warlords dargestellt. Vollständig «Opium-frei» seien aber nur 6 der 34 Provinzen Afghanistans.
Umstrittene Rezepte
Auch Costa gibt nun (erstmals) zu, dass die politischen, militärischen und wirtschaftlichen «Investitionen» kaum sichtbare Erfolge zeitigten. Er lehnt die Legalisierung des Schlafmohnanbaus und die international kontrollierte Weiterverarbeitung des Opiums zu schmerzstillenden Pharmaprodukten jedoch weiterhin ab und empfiehlt ein noch härteres Durchgreifen: Die Polizeikräfte und Staatsanwälte seien durch die internationale Staatengemeinschaft auf den Kampf gegen den Drogenhandel vorbereitet worden, die Gerichte und Gefängnisse seien gebaut, nun liege es an den afghanischen Behörden, den Gesetzen Respekt zu verschaffen.
Der Opiumanbau gibt aber auch zwei Millionen afghanischen Bauern ein Auskommen. Laut Unodc-Zahlen hätten sie im letzten Jahr mit der Erzeugung von Weizen nur einen Zehntel ihres Ertrages erzielt. Costa ist gleichwohl ein Verfechter der sogenannten Alternativentwicklung. Dieses Konzept sieht vor, dass Erntevernichtungen mit finanziellen Anreizen zur Aufnahme legaler Landwirtschaftsproduktionen gepaart werden. Und dies, obwohl die Erfahrungen (etwa im lateinamerikanischen Kokaanbau) gezeigt haben, dass es nicht möglich ist, die Ertragsausfälle aus dem zerstörten Drogenanbau unmittelbar durch Einkommen aus legalen Landwirtschaftsgütern zu kompensieren. Immer ist es zu grosser Landflucht, sozialen Problemen in den Städten und nur zur Verlagerung des Drogenanbaus in andere Länder gekommen. Die in den letzten Jahren feststellbare massive Verminderung der Opiumproduktion in Südostasien erklärt sich denn auch nicht mit der dort praktizierten Alternativentwicklung, sondern allein mit der entfesselten Konkurrenzkraft Afghanistans mit seinen für den Schlafmohnanbau günstigen klimatischen, geographischen und politischen Voraussetzungen. Dieser Trend wird vermutlich im laufenden Jahr anhalten: Das Wiener Uno-Büro geht davon aus, dass die diesjährige Opiumproduktion Afghanistans 30% über dem Weltbedarf liegen wird.
******
jetz isch au klar worum d USA dört yymarschiert sinn. wie bim ärdööl, wänn sy halt nid numme d absatzmärt kontrolliere, sondern au d häärstellerländer in iirem yyflussberaich wüsse.
oder han y doo öbbis falsch verschtande?
Schlafmohn-Anbauschlacht in Afghanistan
Das Uno-Büro Unodc erwartet eine Opium-Rekordproduktion
Laut dem Wiener Uno-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (Unodc) ist die Schlafmohn-Anbaufläche Afghanistans in diesem Jahr um 59% ausgeweitet worden. Der absehbare Ernteertrag soll die Rekordproduktion von 6100 t Opium ermöglichen.
T. K. Wien, 3. September
Die vom Uno-Büro Unodc jeweils kurz vor der Ernte mit Hilfe von Satellitenbildern und Erhebungen am Boden vorgenommenen Schätzungen zeigen, dass in Afghanistan in diesem Jahr 165 000 ha Agrarland unter Schlafmohn stehen. Dies sind 59% mehr 2005. Besonders expansiv ist der Anbau laut einer am Samstag in Wien veröffentlichten Pressemitteilung in der südafghanischen Provinz Helmand, einer Taliban-Hochburg, wo die Anbaufläche um 162% auf mehr als 69 000 ha ausgeweitet worden ist.
Misslungene Erntevernichtungen
Laut britischen Presseberichten werden die Bauern von den Taliban zum Schlafmohnanbau nicht nur ermuntert, sondern unter Anwendung von Gewalt auch gezwungen. Auf der andern Seite versuchen die afghanischen Behörden, unterstützt von amerikanischen und britischen Fachleuten, den Schlafmohnanbau mit Massnahmen zur Vernichtung der Ernte am Boden und aus der Luft zu behindern - ein in den letzten zwei Jahren intensiviertes Unterfangen, das sich, wie die Zahlen von Unodc jetzt zeigen, als totaler Misserfolg entpuppt hat.
Das Wiener Uno-Büro geht davon aus, dass allein die afghanischen Bauern in diesem Jahr 6100 (2005: 4100) t Opium aus den geernteten Schlafmohnkapseln extrahieren; der Anteil Afghanistans an der Opium-Weltproduktion sollte sich damit auf 92 (88)% vergrössern. Damit werden alle seit der Aufnahme von Produktionsstatistiken durch die Uno verzeichneten Rekorde in den Schatten gestellt. Die bisher höchste Weltproduktion von 1999 belief sich auf 5764 t. Wegen des damals von den Taliban verhängten Anbauverbotes sackte das Volumen 2001 auf 1596 t ab, seither liegt es zwischen 4500 und 4850 t (2004). Allein im letzten Jahr wurden weltweit 4620 t Opium erzeugt, 4100 t davon in Afghanistan. Einschliesslich der Opiumderivate entstand dem Land am Hindukusch daraus ein Exporterlös von 2,7 Mrd. $ oder 52% des Bruttoinlandproduktes. 2,14 Mrd. $ davon flossen in die Taschen von Drogenverarbeitern und -händlern, 560 Mio. $ kamen den Bauern zugute.
Der Unodc-Exekutivdirektor, der Italiener Antonio Maria Costa, fürchtet, dass die staatliche Ordnung im Süden des Landes mit seinem grossflächigen Drogenanbau und -schmuggel, Aufständen, Terrorismus, Kriminalität und Korruption kurz vor ihrem Kollaps stehe. In den andern Landesteilen wird der Anstieg des Schlafmohnanbaus als eine Folge der schwachen Regierung, der Armut und des Drucks einflussreicher Warlords dargestellt. Vollständig «Opium-frei» seien aber nur 6 der 34 Provinzen Afghanistans.
Umstrittene Rezepte
Auch Costa gibt nun (erstmals) zu, dass die politischen, militärischen und wirtschaftlichen «Investitionen» kaum sichtbare Erfolge zeitigten. Er lehnt die Legalisierung des Schlafmohnanbaus und die international kontrollierte Weiterverarbeitung des Opiums zu schmerzstillenden Pharmaprodukten jedoch weiterhin ab und empfiehlt ein noch härteres Durchgreifen: Die Polizeikräfte und Staatsanwälte seien durch die internationale Staatengemeinschaft auf den Kampf gegen den Drogenhandel vorbereitet worden, die Gerichte und Gefängnisse seien gebaut, nun liege es an den afghanischen Behörden, den Gesetzen Respekt zu verschaffen.
Der Opiumanbau gibt aber auch zwei Millionen afghanischen Bauern ein Auskommen. Laut Unodc-Zahlen hätten sie im letzten Jahr mit der Erzeugung von Weizen nur einen Zehntel ihres Ertrages erzielt. Costa ist gleichwohl ein Verfechter der sogenannten Alternativentwicklung. Dieses Konzept sieht vor, dass Erntevernichtungen mit finanziellen Anreizen zur Aufnahme legaler Landwirtschaftsproduktionen gepaart werden. Und dies, obwohl die Erfahrungen (etwa im lateinamerikanischen Kokaanbau) gezeigt haben, dass es nicht möglich ist, die Ertragsausfälle aus dem zerstörten Drogenanbau unmittelbar durch Einkommen aus legalen Landwirtschaftsgütern zu kompensieren. Immer ist es zu grosser Landflucht, sozialen Problemen in den Städten und nur zur Verlagerung des Drogenanbaus in andere Länder gekommen. Die in den letzten Jahren feststellbare massive Verminderung der Opiumproduktion in Südostasien erklärt sich denn auch nicht mit der dort praktizierten Alternativentwicklung, sondern allein mit der entfesselten Konkurrenzkraft Afghanistans mit seinen für den Schlafmohnanbau günstigen klimatischen, geographischen und politischen Voraussetzungen. Dieser Trend wird vermutlich im laufenden Jahr anhalten: Das Wiener Uno-Büro geht davon aus, dass die diesjährige Opiumproduktion Afghanistans 30% über dem Weltbedarf liegen wird.
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jetz isch au klar worum d USA dört yymarschiert sinn. wie bim ärdööl, wänn sy halt nid numme d absatzmärt kontrolliere, sondern au d häärstellerländer in iirem yyflussberaich wüsse.
oder han y doo öbbis falsch verschtande?